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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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Dem Berthold war es zwar, als habe der
Maltheser irgend einen wunden Fleck seines In¬
nersten schmerzhaft berührt, aber so wie der
wohlthätige Wundarzt, um zu forschen und zu
heilen; indessen schlug er sich das bald aus dem
Sinn und arbeitete frölich fort, wie zuvor.

Das große, wohlgelungene, allgemein bewun¬
derte Bild hatte ihm Muth gemacht, das Gegen¬
stück zu beginnen. Einen der schönsten Punkte in
Neapels reicher Umgebung wählte Hackert selbst
aus, und so wie jenes Bild den Sonnenuntergang
darstellte, sollte diese Landschaft im Sonnenauf¬
gang gehalten werden. Berthold bekam viel
fremde Bäume, viele Weinberge, vorzüglich aber
viel Nebel und Duft zu mahlen.

Auf der Platte eines großen Steins, eben
in jenem von Hackert gewählten Punkte, saß
Berthold eines Tages, den Entwurf des großen
Bildes nach der Natur vollendend. "Wohl ge¬
troffen in der That!" sprach es neben ihm. Ber¬
thold blickte auf, der Maltheser sah' in sein Blatt

Dem Berthold war es zwar, als habe der
Maltheſer irgend einen wunden Fleck ſeines In¬
nerſten ſchmerzhaft beruͤhrt, aber ſo wie der
wohlthaͤtige Wundarzt, um zu forſchen und zu
heilen; indeſſen ſchlug er ſich das bald aus dem
Sinn und arbeitete froͤlich fort, wie zuvor.

Das große, wohlgelungene, allgemein bewun¬
derte Bild hatte ihm Muth gemacht, das Gegen¬
ſtuͤck zu beginnen. Einen der ſchoͤnſten Punkte in
Neapels reicher Umgebung waͤhlte Hackert ſelbſt
aus, und ſo wie jenes Bild den Sonnenuntergang
darſtellte, ſollte dieſe Landſchaft im Sonnenauf¬
gang gehalten werden. Berthold bekam viel
fremde Baͤume, viele Weinberge, vorzuͤglich aber
viel Nebel und Duft zu mahlen.

Auf der Platte eines großen Steins, eben
in jenem von Hackert gewaͤhlten Punkte, ſaß
Berthold eines Tages, den Entwurf des großen
Bildes nach der Natur vollendend. „Wohl ge¬
troffen in der That!“ ſprach es neben ihm. Ber¬
thold blickte auf, der Maltheſer ſah' in ſein Blatt

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[252/0260] Dem Berthold war es zwar, als habe der Maltheſer irgend einen wunden Fleck ſeines In¬ nerſten ſchmerzhaft beruͤhrt, aber ſo wie der wohlthaͤtige Wundarzt, um zu forſchen und zu heilen; indeſſen ſchlug er ſich das bald aus dem Sinn und arbeitete froͤlich fort, wie zuvor. Das große, wohlgelungene, allgemein bewun¬ derte Bild hatte ihm Muth gemacht, das Gegen¬ ſtuͤck zu beginnen. Einen der ſchoͤnſten Punkte in Neapels reicher Umgebung waͤhlte Hackert ſelbſt aus, und ſo wie jenes Bild den Sonnenuntergang darſtellte, ſollte dieſe Landſchaft im Sonnenauf¬ gang gehalten werden. Berthold bekam viel fremde Baͤume, viele Weinberge, vorzuͤglich aber viel Nebel und Duft zu mahlen. Auf der Platte eines großen Steins, eben in jenem von Hackert gewaͤhlten Punkte, ſaß Berthold eines Tages, den Entwurf des großen Bildes nach der Natur vollendend. „Wohl ge¬ troffen in der That!“ ſprach es neben ihm. Ber¬ thold blickte auf, der Maltheſer ſah' in ſein Blatt

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/260>, abgerufen am 22.11.2024.