der Kapellmeister rief: "Wunderbar in der That, sehr wunderbar!" "Eigentlich" fuhr der Enthusiast fort, "eigentlich kam mir damals bei meinen Worten nichts bestimmtes in den Sinn und eben so wenig setzte ich Bettina's Stimmlosigkeit mit dem Vorfall in der Kirche nur in den min¬ desten Bezug. Erst jetzt, als ich wieder hieher¬ kam und von Euch Doktor erfuhr, daß Betti¬ na noch immer an der verdrießlichen Kränklich¬ keit leide, war es mir, als hätte ich schon da¬ mals an eine Geschichte gedacht, die ich vor meh¬ reren Jahren in einem alten Buche las, und die ich Euch, da sie mir anmuthig und rührend scheint, mittheilen will." "Erzählen Sie," rief der Kapellmeister, "vielleicht liegt ein guter Stoff zu einer tüchtigen Oper darin." "Könnt' ihr," sprach der Doktor, "könnt' ihr, Kapellmeister, Träume -- Ahnungen -- magnetische Zustände in Musik setzen, so wird Euch geholfen, auf so was wird die Geschichte doch wieder herauslaufen." Ohne dem Doktor zu antworten räusperte sich
der Kapellmeiſter rief: „Wunderbar in der That, ſehr wunderbar!“ „Eigentlich“ fuhr der Enthuſiaſt fort, „eigentlich kam mir damals bei meinen Worten nichts beſtimmtes in den Sinn und eben ſo wenig ſetzte ich Bettina's Stimmloſigkeit mit dem Vorfall in der Kirche nur in den min¬ deſten Bezug. Erſt jetzt, als ich wieder hieher¬ kam und von Euch Doktor erfuhr, daß Betti¬ na noch immer an der verdrießlichen Kraͤnklich¬ keit leide, war es mir, als haͤtte ich ſchon da¬ mals an eine Geſchichte gedacht, die ich vor meh¬ reren Jahren in einem alten Buche las, und die ich Euch, da ſie mir anmuthig und ruͤhrend ſcheint, mittheilen will.“ „Erzaͤhlen Sie,“ rief der Kapellmeiſter, „vielleicht liegt ein guter Stoff zu einer tuͤchtigen Oper darin.“ „Koͤnnt' ihr,“ ſprach der Doktor, „koͤnnt' ihr, Kapellmeiſter, Traͤume — Ahnungen — magnetiſche Zuſtaͤnde in Muſik ſetzen, ſo wird Euch geholfen, auf ſo was wird die Geſchichte doch wieder herauslaufen.“ Ohne dem Doktor zu antworten raͤusperte ſich
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der Kapellmeiſter rief: „Wunderbar in der That,
ſehr wunderbar!“ „Eigentlich“ fuhr der Enthuſiaſt
fort, „eigentlich kam mir damals bei meinen
Worten nichts beſtimmtes in den Sinn und eben
ſo wenig ſetzte ich Bettina's Stimmloſigkeit
mit dem Vorfall in der Kirche nur in den min¬
deſten Bezug. Erſt jetzt, als ich wieder hieher¬
kam und von Euch Doktor erfuhr, daß Betti¬
na noch immer an der verdrießlichen Kraͤnklich¬
keit leide, war es mir, als haͤtte ich ſchon da¬
mals an eine Geſchichte gedacht, die ich vor meh¬
reren Jahren in einem alten Buche las, und die
ich Euch, da ſie mir anmuthig und ruͤhrend
ſcheint, mittheilen will.“ „Erzaͤhlen Sie,“ rief
der Kapellmeiſter, „vielleicht liegt ein guter Stoff
zu einer tuͤchtigen Oper darin.“ „Koͤnnt' ihr,“
ſprach der Doktor, „koͤnnt' ihr, Kapellmeiſter,
Traͤume — Ahnungen — magnetiſche Zuſtaͤnde in
Muſik ſetzen, ſo wird Euch geholfen, auf ſo was
wird die Geſchichte doch wieder herauslaufen.“
Ohne dem Doktor zu antworten raͤusperte ſich
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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