Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

liebenswürdiger Enthusiast, wer weiß, welches
Saamenkorn die erwünschte Erzählung in mein
Gemüth wirft und was für Riesenlilien daraus
entsprießen." "Euch wird," erwiederte der Enthu¬
siast, "Euch wird nun Kapellmeister! alles ein¬
mal gleich zur Oper und daher kommt es denn
auch, daß die vernünftigen Leute, die die Musik
behandeln wie einen starken Schnaps, den man
nur dann und wann in kleinen Portionen genießt
zur Magenstärkung, Euch manchmahl für toll
halten. Doch erzählen will ich Euch, und keck
möget ihr, wandelt Euch die Lust an, manchmal
ein Paar Akkorde dazwischen werfen." -- Schrei¬
ber dieses fühlt sich gedrungen, ehe er dem En¬
thusiasten die Erzählung nachschreibt, Dich günsti¬
gen Leser zu bitten, Du mögest ihm der Kürze
halber zu Gute halten, wenn er den dazwischen
anschlagenden Akkorden den Kapellmeister vor¬
zeichnet. Statt also zu schreiben: Hier sprach
der Kapellmeister, heißt es blos der Kapell¬
meister.

liebenswuͤrdiger Enthuſiaſt, wer weiß, welches
Saamenkorn die erwuͤnſchte Erzaͤhlung in mein
Gemuͤth wirft und was fuͤr Rieſenlilien daraus
entſprießen.“ „Euch wird,“ erwiederte der Enthu¬
ſiaſt, „Euch wird nun Kapellmeiſter! alles ein¬
mal gleich zur Oper und daher kommt es denn
auch, daß die vernuͤnftigen Leute, die die Muſik
behandeln wie einen ſtarken Schnaps, den man
nur dann und wann in kleinen Portionen genießt
zur Magenſtaͤrkung, Euch manchmahl fuͤr toll
halten. Doch erzaͤhlen will ich Euch, und keck
moͤget ihr, wandelt Euch die Luſt an, manchmal
ein Paar Akkorde dazwiſchen werfen.“ — Schrei¬
ber dieſes fuͤhlt ſich gedrungen, ehe er dem En¬
thuſiaſten die Erzaͤhlung nachſchreibt, Dich guͤnſti¬
gen Leſer zu bitten, Du moͤgeſt ihm der Kuͤrze
halber zu Gute halten, wenn er den dazwiſchen
anſchlagenden Akkorden den Kapellmeiſter vor¬
zeichnet. Statt alſo zu ſchreiben: Hier ſprach
der Kapellmeiſter, heißt es blos der Kapell¬
meiſter.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0304" n="296"/>
liebenswu&#x0364;rdiger Enthu&#x017F;ia&#x017F;t, wer weiß, welches<lb/>
Saamenkorn die erwu&#x0364;n&#x017F;chte Erza&#x0364;hlung in mein<lb/>
Gemu&#x0364;th wirft und was fu&#x0364;r Rie&#x017F;enlilien daraus<lb/>
ent&#x017F;prießen.&#x201C; &#x201E;Euch wird,&#x201C; erwiederte der Enthu¬<lb/>
&#x017F;ia&#x017F;t, &#x201E;Euch wird nun Kapellmei&#x017F;ter! alles ein¬<lb/>
mal gleich zur Oper und daher kommt es denn<lb/>
auch, daß die vernu&#x0364;nftigen Leute, die die Mu&#x017F;ik<lb/>
behandeln wie einen &#x017F;tarken Schnaps, den man<lb/>
nur dann und wann in kleinen Portionen genießt<lb/>
zur Magen&#x017F;ta&#x0364;rkung, Euch manchmahl fu&#x0364;r toll<lb/>
halten. Doch erza&#x0364;hlen will ich Euch, und keck<lb/>
mo&#x0364;get ihr, wandelt Euch die Lu&#x017F;t an, manchmal<lb/>
ein Paar Akkorde dazwi&#x017F;chen werfen.&#x201C; &#x2014; Schrei¬<lb/>
ber die&#x017F;es fu&#x0364;hlt &#x017F;ich gedrungen, ehe er dem En¬<lb/>
thu&#x017F;ia&#x017F;ten die Erza&#x0364;hlung nach&#x017F;chreibt, Dich gu&#x0364;n&#x017F;ti¬<lb/>
gen Le&#x017F;er zu bitten, Du mo&#x0364;ge&#x017F;t ihm der Ku&#x0364;rze<lb/>
halber zu Gute halten, wenn er den dazwi&#x017F;chen<lb/>
an&#x017F;chlagenden Akkorden den Kapellmei&#x017F;ter vor¬<lb/>
zeichnet. Statt al&#x017F;o zu &#x017F;chreiben: Hier &#x017F;prach<lb/>
der Kapellmei&#x017F;ter, heißt es blos der Kapell¬<lb/>
mei&#x017F;ter.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0304] liebenswuͤrdiger Enthuſiaſt, wer weiß, welches Saamenkorn die erwuͤnſchte Erzaͤhlung in mein Gemuͤth wirft und was fuͤr Rieſenlilien daraus entſprießen.“ „Euch wird,“ erwiederte der Enthu¬ ſiaſt, „Euch wird nun Kapellmeiſter! alles ein¬ mal gleich zur Oper und daher kommt es denn auch, daß die vernuͤnftigen Leute, die die Muſik behandeln wie einen ſtarken Schnaps, den man nur dann und wann in kleinen Portionen genießt zur Magenſtaͤrkung, Euch manchmahl fuͤr toll halten. Doch erzaͤhlen will ich Euch, und keck moͤget ihr, wandelt Euch die Luſt an, manchmal ein Paar Akkorde dazwiſchen werfen.“ — Schrei¬ ber dieſes fuͤhlt ſich gedrungen, ehe er dem En¬ thuſiaſten die Erzaͤhlung nachſchreibt, Dich guͤnſti¬ gen Leſer zu bitten, Du moͤgeſt ihm der Kuͤrze halber zu Gute halten, wenn er den dazwiſchen anſchlagenden Akkorden den Kapellmeiſter vor¬ zeichnet. Statt alſo zu ſchreiben: Hier ſprach der Kapellmeiſter, heißt es blos der Kapell¬ meiſter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/304
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/304>, abgerufen am 23.11.2024.