res legt, woran sie uns dann festpackt und fort¬ zieht auf einem gefahrvollen verderblichen Wege, den wir sonst nicht betreten haben würden -- giebt es eine solche Macht, so muß sie in Uns sich, wie wir selbst gestalten, ja unser Selbst werden; denn nur so glauben wir an sie und räumen ihr den Platz ein, dessen sie bedarf, um jenes geheime Werk zu vollbringen. Haben wir fe¬ sten, durch das heitre Leben gestärkten, Sinn genug, um fremdes feindliches Einwirken als solches stets zu erkennen und den Weg, in den uns Neigung und Beruf geschoben, ruhigen Schrittes zu verfolgen, so geht wohl jene unheimliche Macht unter in dem vergeblichen Ringen nach der Gestaltung, die unser eignes Spiegelbild seyn sollte. Es ist auch gewiß, fügt Lothar hinzu, daß die dunkle phy¬ sische Macht, haben wir uns durch uns selbst ihr hingegeben, oft fremde Gestalten, die die Außen¬ welt uns in den Weg wirft, in unser Inneres hineinzieht, so, daß wir selbst nur den Geist ent¬ zünden, der, wie wir in wunderlicher Täuschung glauben, aus jener Gestalt spricht. Es ist das
res legt, woran ſie uns dann feſtpackt und fort¬ zieht auf einem gefahrvollen verderblichen Wege, den wir ſonſt nicht betreten haben wuͤrden — giebt es eine ſolche Macht, ſo muß ſie in Uns ſich, wie wir ſelbſt geſtalten, ja unſer Selbſt werden; denn nur ſo glauben wir an ſie und raͤumen ihr den Platz ein, deſſen ſie bedarf, um jenes geheime Werk zu vollbringen. Haben wir fe¬ ſten, durch das heitre Leben geſtaͤrkten, Sinn genug, um fremdes feindliches Einwirken als ſolches ſtets zu erkennen und den Weg, in den uns Neigung und Beruf geſchoben, ruhigen Schrittes zu verfolgen, ſo geht wohl jene unheimliche Macht unter in dem vergeblichen Ringen nach der Geſtaltung, die unſer eignes Spiegelbild ſeyn ſollte. Es iſt auch gewiß, fuͤgt Lothar hinzu, daß die dunkle phy¬ ſiſche Macht, haben wir uns durch uns ſelbſt ihr hingegeben, oft fremde Geſtalten, die die Außen¬ welt uns in den Weg wirft, in unſer Inneres hineinzieht, ſo, daß wir ſelbſt nur den Geiſt ent¬ zuͤnden, der, wie wir in wunderlicher Taͤuſchung glauben, aus jener Geſtalt ſpricht. Es iſt das
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res legt, woran ſie uns dann feſtpackt und fort¬
zieht auf einem gefahrvollen verderblichen Wege,
den wir ſonſt nicht betreten haben wuͤrden —
giebt es eine ſolche Macht, ſo muß ſie in Uns
ſich, wie wir ſelbſt geſtalten, ja unſer Selbſt
werden; denn nur ſo glauben wir an ſie und
raͤumen ihr den Platz ein, deſſen ſie bedarf, um
jenes geheime Werk zu vollbringen. Haben wir fe¬
ſten, durch das heitre Leben geſtaͤrkten, Sinn genug,
um fremdes feindliches Einwirken als ſolches ſtets zu
erkennen und den Weg, in den uns Neigung und
Beruf geſchoben, ruhigen Schrittes zu verfolgen,
ſo geht wohl jene unheimliche Macht unter in
dem vergeblichen Ringen nach der Geſtaltung, die
unſer eignes Spiegelbild ſeyn ſollte. Es iſt auch
gewiß, fuͤgt Lothar hinzu, daß die dunkle phy¬
ſiſche Macht, haben wir uns durch uns ſelbſt ihr
hingegeben, oft fremde Geſtalten, die die Außen¬
welt uns in den Weg wirft, in unſer Inneres
hineinzieht, ſo, daß wir ſelbſt nur den Geiſt ent¬
zuͤnden, der, wie wir in wunderlicher Taͤuſchung
glauben, aus jener Geſtalt ſpricht. Es iſt das
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/33>, abgerufen am 23.11.2024.
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