Fantom unseres eigenen Ichs, dessen innige Ver¬ wandtschaft und dessen tiefe Einwirkung auf unser Gemüth uns in die Hölle wirft, oder in den Him¬ mel verzückt. -- Du merkst, mein herzlieber Nathanael! daß wir, ich und Bruder Lothar uns recht über die Materie von dunklen Mächten und Gewalten ausgesprochen haben, die mir nun, nachdem ich nicht ohne Mühe das Hauptsächlichste aufgeschrieben, ordentlich tiefsinnig vorkommt. Lothar's letzte Worte verstehe ich nicht ganz, ich ahne nur, was er meint, und doch ist es mir, als sei alles sehr wahr. Ich bitte Dich, schlage Dir den häßlichen Advokaten Coppelius und den Wetterglasmann Giuseppe Coppola ganz aus dem Sinn. Sei überzeugt, daß diese fremden Gestalten nichts über Dich vermögen; nur der Glaube an ihre feindliche Gewalt kann sie Dir in der That feindlich machen. Spräche nicht aus jeder Zeile Deines Briefes die tiefste Aufregung Deines Gemüths, schmerzte mich nicht Dein Zu¬ stand recht in innerster Seele, wahrhaftig, ich könnte über den Advokaten Sandmann und den
Fantom unſeres eigenen Ichs, deſſen innige Ver¬ wandtſchaft und deſſen tiefe Einwirkung auf unſer Gemuͤth uns in die Hoͤlle wirft, oder in den Him¬ mel verzuͤckt. — Du merkſt, mein herzlieber Nathanael! daß wir, ich und Bruder Lothar uns recht uͤber die Materie von dunklen Maͤchten und Gewalten ausgeſprochen haben, die mir nun, nachdem ich nicht ohne Muͤhe das Hauptſaͤchlichſte aufgeſchrieben, ordentlich tiefſinnig vorkommt. Lothar's letzte Worte verſtehe ich nicht ganz, ich ahne nur, was er meint, und doch iſt es mir, als ſei alles ſehr wahr. Ich bitte Dich, ſchlage Dir den haͤßlichen Advokaten Coppelius und den Wetterglasmann Giuſeppe Coppola ganz aus dem Sinn. Sei uͤberzeugt, daß dieſe fremden Geſtalten nichts uͤber Dich vermoͤgen; nur der Glaube an ihre feindliche Gewalt kann ſie Dir in der That feindlich machen. Spraͤche nicht aus jeder Zeile Deines Briefes die tiefſte Aufregung Deines Gemuͤths, ſchmerzte mich nicht Dein Zu¬ ſtand recht in innerſter Seele, wahrhaftig, ich koͤnnte uͤber den Advokaten Sandmann und den
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Fantom unſeres eigenen Ichs, deſſen innige Ver¬
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Gemuͤth uns in die Hoͤlle wirft, oder in den Him¬
mel verzuͤckt. — Du merkſt, mein herzlieber
Nathanael! daß wir, ich und Bruder Lothar
uns recht uͤber die Materie von dunklen Maͤchten
und Gewalten ausgeſprochen haben, die mir nun,
nachdem ich nicht ohne Muͤhe das Hauptſaͤchlichſte
aufgeſchrieben, ordentlich tiefſinnig vorkommt.
Lothar's letzte Worte verſtehe ich nicht ganz,
ich ahne nur, was er meint, und doch iſt es mir,
als ſei alles ſehr wahr. Ich bitte Dich, ſchlage
Dir den haͤßlichen Advokaten Coppelius und
den Wetterglasmann Giuſeppe Coppola ganz
aus dem Sinn. Sei uͤberzeugt, daß dieſe fremden
Geſtalten nichts uͤber Dich vermoͤgen; nur der
Glaube an ihre feindliche Gewalt kann ſie Dir
in der That feindlich machen. Spraͤche nicht aus
jeder Zeile Deines Briefes die tiefſte Aufregung
Deines Gemuͤths, ſchmerzte mich nicht Dein Zu¬
ſtand recht in innerſter Seele, wahrhaftig, ich
koͤnnte uͤber den Advokaten Sandmann und den
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/34>, abgerufen am 03.12.2024.
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