los kann ich den Eindruck werden, den Coppe¬ lius verfluchtes Gesicht auf mich macht. Ich bin froh, daß er fort ist aus der Stadt, wie mir Spalanzani sagt. Dieser Professor ist ein wunderlicher Kauz. Ein kleiner rundlicher Mann, das Gesicht mit starken Backenknochen, feiner Nase, aufgeworfnen Lippen, kleinen stechenden Au¬ gen. Doch besser, als in jeder Beschreibung, siehst Du ihn, wenn Du den Cagliostro, wie er von Chodowiecki in irgend einem Berlinischen Taschenkalender steht, anschauest. -- So sieht Spalanzani aus. -- Neulich steige ich die Treppe herauf und nehme wahr, daß die sonst einer Glasthüre dicht vorgezogene Gardine zur Seite einen kleinen Spalt läßt. Selbst weiß ich nicht, wie ich dazu kam, neugierig durchzublicken. Ein hohes, sehr schlank im reinsten Ebenmaß ge¬ wachsenes, herrlich gekleidetes Frauenzimmer saß im Zimmer vor einem kleinen Tisch, auf den sie beide Aerme, die Hände zusammengefaltet, gelegt hatte. Sie saß der Thüre gegenüber, so, daß ich ihr engelschönes Gesicht ganz erblickte. Sie schien
los kann ich den Eindruck werden, den Coppe¬ lius verfluchtes Geſicht auf mich macht. Ich bin froh, daß er fort iſt aus der Stadt, wie mir Spalanzani ſagt. Dieſer Profeſſor iſt ein wunderlicher Kauz. Ein kleiner rundlicher Mann, das Geſicht mit ſtarken Backenknochen, feiner Naſe, aufgeworfnen Lippen, kleinen ſtechenden Au¬ gen. Doch beſſer, als in jeder Beſchreibung, ſiehſt Du ihn, wenn Du den Caglioſtro, wie er von Chodowiecki in irgend einem Berliniſchen Taſchenkalender ſteht, anſchaueſt. — So ſieht Spalanzani aus. — Neulich ſteige ich die Treppe herauf und nehme wahr, daß die ſonſt einer Glasthuͤre dicht vorgezogene Gardine zur Seite einen kleinen Spalt laͤßt. Selbſt weiß ich nicht, wie ich dazu kam, neugierig durchzublicken. Ein hohes, ſehr ſchlank im reinſten Ebenmaß ge¬ wachſenes, herrlich gekleidetes Frauenzimmer ſaß im Zimmer vor einem kleinen Tiſch, auf den ſie beide Aerme, die Haͤnde zuſammengefaltet, gelegt hatte. Sie ſaß der Thuͤre gegenuͤber, ſo, daß ich ihr engelſchoͤnes Geſicht ganz erblickte. Sie ſchien
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los kann ich den Eindruck werden, den Coppe¬
lius verfluchtes Geſicht auf mich macht. Ich bin
froh, daß er fort iſt aus der Stadt, wie mir
Spalanzani ſagt. Dieſer Profeſſor iſt ein
wunderlicher Kauz. Ein kleiner rundlicher Mann,
das Geſicht mit ſtarken Backenknochen, feiner
Naſe, aufgeworfnen Lippen, kleinen ſtechenden Au¬
gen. Doch beſſer, als in jeder Beſchreibung, ſiehſt
Du ihn, wenn Du den Caglioſtro, wie er
von Chodowiecki in irgend einem Berliniſchen
Taſchenkalender ſteht, anſchaueſt. — So ſieht
Spalanzani aus. — Neulich ſteige ich die
Treppe herauf und nehme wahr, daß die ſonſt
einer Glasthuͤre dicht vorgezogene Gardine zur
Seite einen kleinen Spalt laͤßt. Selbſt weiß ich
nicht, wie ich dazu kam, neugierig durchzublicken.
Ein hohes, ſehr ſchlank im reinſten Ebenmaß ge¬
wachſenes, herrlich gekleidetes Frauenzimmer ſaß
im Zimmer vor einem kleinen Tiſch, auf den ſie
beide Aerme, die Haͤnde zuſammengefaltet, gelegt
hatte. Sie ſaß der Thuͤre gegenuͤber, ſo, daß ich
ihr engelſchoͤnes Geſicht ganz erblickte. Sie ſchien
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/37>, abgerufen am 21.11.2024.
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