Coppelius sein Liebesglück stören werde, zum Ge¬ genstande eines Gedichts zu machen. Er stellte sich und Clara dar, in treuer Liebe verbunden, aber dann und wann war es, als griffe eine schwarze Faust in ihr Leben und risse irgend eine Freude her¬ aus, die ihnen aufgegangen. Endlich, als sie schon am Traualtar stehen, erscheint der entsetzliche Cop¬ pelius und berührt Clara's holde Augen; die springen in Nathanaels Brust wie blu¬ tige Funken sengend und brennend, Coppelius faßt ihn und wirft ihn in einen flammenden Feuer¬ kreis, der sich dreht mit der Schnelligkeit des Sturmes und ihn sausend und brausend fortreißt. Es ist ein Tosen, als wenn der Orkan grimmig hineinpeitscht in die schäumenden Meereswellen, die sich wie schwarze, weißhauptige Riesen empor¬ bäumen in wüthendem Kampfe. Aber durch dies wilde Tosen hört er Clara's Stimme: Kannst Du mich denn nicht erschauen? Coppelius hat Dich getäuscht, das waren ja nicht meine Augen, die so in Deiner Brust brannten, das waren ja glühende Tropfen Deines eignen Herzbluts --
Coppelius ſein Liebesgluͤck ſtoͤren werde, zum Ge¬ genſtande eines Gedichts zu machen. Er ſtellte ſich und Clara dar, in treuer Liebe verbunden, aber dann und wann war es, als griffe eine ſchwarze Fauſt in ihr Leben und riſſe irgend eine Freude her¬ aus, die ihnen aufgegangen. Endlich, als ſie ſchon am Traualtar ſtehen, erſcheint der entſetzliche Cop¬ pelius und beruͤhrt Clara's holde Augen; die ſpringen in Nathanaels Bruſt wie blu¬ tige Funken ſengend und brennend, Coppelius faßt ihn und wirft ihn in einen flammenden Feuer¬ kreis, der ſich dreht mit der Schnelligkeit des Sturmes und ihn ſauſend und brauſend fortreißt. Es iſt ein Toſen, als wenn der Orkan grimmig hineinpeitſcht in die ſchaͤumenden Meereswellen, die ſich wie ſchwarze, weißhauptige Rieſen empor¬ baͤumen in wuͤthendem Kampfe. Aber durch dies wilde Toſen hoͤrt er Clara's Stimme: Kannſt Du mich denn nicht erſchauen? Coppelius hat Dich getaͤuſcht, das waren ja nicht meine Augen, die ſo in Deiner Bruſt brannten, das waren ja gluͤhende Tropfen Deines eignen Herzbluts —
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Coppelius ſein Liebesgluͤck ſtoͤren werde, zum Ge¬
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und Clara dar, in treuer Liebe verbunden, aber
dann und wann war es, als griffe eine ſchwarze
Fauſt in ihr Leben und riſſe irgend eine Freude her¬
aus, die ihnen aufgegangen. Endlich, als ſie ſchon
am Traualtar ſtehen, erſcheint der entſetzliche Cop¬
pelius und beruͤhrt Clara's holde Augen;
die ſpringen in Nathanaels Bruſt wie blu¬
tige Funken ſengend und brennend, Coppelius
faßt ihn und wirft ihn in einen flammenden Feuer¬
kreis, der ſich dreht mit der Schnelligkeit des
Sturmes und ihn ſauſend und brauſend fortreißt.
Es iſt ein Toſen, als wenn der Orkan grimmig
hineinpeitſcht in die ſchaͤumenden Meereswellen,
die ſich wie ſchwarze, weißhauptige Rieſen empor¬
baͤumen in wuͤthendem Kampfe. Aber durch dies
wilde Toſen hoͤrt er Clara's Stimme: Kannſt
Du mich denn nicht erſchauen? Coppelius hat
Dich getaͤuſcht, das waren ja nicht meine Augen,
die ſo in Deiner Bruſt brannten, das waren ja
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/50>, abgerufen am 21.11.2024.
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