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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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Vach verheißen, führte er aber ein beschwerli¬
ches, mühseliges, dürftiges Leben und gerieth
bald in Kummer und Elend. Der kleine Lohn
an baarem Gelde, den er von dem Grafen er¬
hielt, reichte kaum hin, sich und seine Gior¬
gina zu kleiden; die geringen Gefälle, die ihm
bei Holzverkäufen zukamen, waren selten und
ungewiß und den Garten, auf dessen Bebau¬
ung und Benutzung er angewiesen, verwüsteten
oft die Wölfe und die wilden Schweine, er mochte
mit seinem Knecht auf der Hut seyn, wie er
wollte, so daß bisweilen in einer Nacht die
letzte Hoffnung des Lebensunterhalts vereitelt
ward. Dabei war sein Leben stets bedroht von
den Holzdieben und Freischützen. Jeder Lockung
widerstand er als ein wackrer frommer Mann,
der lieber darben, als ungerechtes Gut an sich
bringen wollte und verwaltete sein Amt getreulich
und tapfer, deshalb stellten sie ihm nach auf ge¬
fährliche Weise, und nur seine treuen Doggen
schützten ihn vor nächtlichem Ueberfall des Raubge¬

Vach verheißen, fuͤhrte er aber ein beſchwerli¬
ches, muͤhſeliges, duͤrftiges Leben und gerieth
bald in Kummer und Elend. Der kleine Lohn
an baarem Gelde, den er von dem Grafen er¬
hielt, reichte kaum hin, ſich und ſeine Gior¬
gina zu kleiden; die geringen Gefaͤlle, die ihm
bei Holzverkaͤufen zukamen, waren ſelten und
ungewiß und den Garten, auf deſſen Bebau¬
ung und Benutzung er angewieſen, verwuͤſteten
oft die Woͤlfe und die wilden Schweine, er mochte
mit ſeinem Knecht auf der Hut ſeyn, wie er
wollte, ſo daß bisweilen in einer Nacht die
letzte Hoffnung des Lebensunterhalts vereitelt
ward. Dabei war ſein Leben ſtets bedroht von
den Holzdieben und Freiſchuͤtzen. Jeder Lockung
widerſtand er als ein wackrer frommer Mann,
der lieber darben, als ungerechtes Gut an ſich
bringen wollte und verwaltete ſein Amt getreulich
und tapfer, deshalb ſtellten ſie ihm nach auf ge¬
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[85/0093] Vach verheißen, fuͤhrte er aber ein beſchwerli¬ ches, muͤhſeliges, duͤrftiges Leben und gerieth bald in Kummer und Elend. Der kleine Lohn an baarem Gelde, den er von dem Grafen er¬ hielt, reichte kaum hin, ſich und ſeine Gior¬ gina zu kleiden; die geringen Gefaͤlle, die ihm bei Holzverkaͤufen zukamen, waren ſelten und ungewiß und den Garten, auf deſſen Bebau¬ ung und Benutzung er angewieſen, verwuͤſteten oft die Woͤlfe und die wilden Schweine, er mochte mit ſeinem Knecht auf der Hut ſeyn, wie er wollte, ſo daß bisweilen in einer Nacht die letzte Hoffnung des Lebensunterhalts vereitelt ward. Dabei war ſein Leben ſtets bedroht von den Holzdieben und Freiſchuͤtzen. Jeder Lockung widerſtand er als ein wackrer frommer Mann, der lieber darben, als ungerechtes Gut an ſich bringen wollte und verwaltete ſein Amt getreulich und tapfer, deshalb ſtellten ſie ihm nach auf ge¬ faͤhrliche Weiſe, und nur ſeine treuen Doggen ſchuͤtzten ihn vor naͤchtlichem Ueberfall des Raubge¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/93>, abgerufen am 24.11.2024.