Nacht durchaus nichts Unheimliches verspüren ließ, gewannen wir die alte Heiterkeit wieder, zum Nach¬ theil der alten Baronessen, die, blieben sie auch in der That ein wenig gespenstisch, mit ihrem aben¬ teuerlichen Wesen, doch nur ergötzlichen Spuk trie¬ ben, den der Alte auf possierliche Weise anzuregen wußte.
Endlich, nach mehreren Tagen, traf der Baron ein mit seiner Gemahlin und zahlreichem Jagdge¬ folge, die geladenen Gäste sammelten sich und nun ging in dem plötzlich lebendig gewordenen Schlosse das laute wilde Treiben los, wie es vorhin beschrie¬ ben. Als der Baron gleich nach seiner Ankunft in unsern Saal trat, schien er über unsern veränder¬ ten Aufenthalt auf seltsame Weise befremdet, er warf einen düstern Blick auf die zugemauerte Thür, und schnell sich abwendend, fuhr er mit der Hand über die Stirn, als wolle er irgend eine böse Erinnerung verscheuchen. Der Groß-Onkel sprach von der Verwüstung des Gerichtssaals und der anstoßenden Gemächer, der Baron tadelte es,
Nacht durchaus nichts Unheimliches verſpuͤren ließ, gewannen wir die alte Heiterkeit wieder, zum Nach¬ theil der alten Baroneſſen, die, blieben ſie auch in der That ein wenig geſpenſtiſch, mit ihrem aben¬ teuerlichen Weſen, doch nur ergoͤtzlichen Spuk trie¬ ben, den der Alte auf poſſierliche Weiſe anzuregen wußte.
Endlich, nach mehreren Tagen, traf der Baron ein mit ſeiner Gemahlin und zahlreichem Jagdge¬ folge, die geladenen Gaͤſte ſammelten ſich und nun ging in dem ploͤtzlich lebendig gewordenen Schloſſe das laute wilde Treiben los, wie es vorhin beſchrie¬ ben. Als der Baron gleich nach ſeiner Ankunft in unſern Saal trat, ſchien er uͤber unſern veraͤnder¬ ten Aufenthalt auf ſeltſame Weiſe befremdet, er warf einen duͤſtern Blick auf die zugemauerte Thuͤr, und ſchnell ſich abwendend, fuhr er mit der Hand uͤber die Stirn, als wolle er irgend eine boͤſe Erinnerung verſcheuchen. Der Groß-Onkel ſprach von der Verwuͤſtung des Gerichtsſaals und der anſtoßenden Gemaͤcher, der Baron tadelte es,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0113"n="105"/>
Nacht durchaus nichts Unheimliches verſpuͤren ließ,<lb/>
gewannen wir die alte Heiterkeit wieder, zum Nach¬<lb/>
theil der alten Baroneſſen, die, blieben ſie auch in<lb/>
der That ein wenig geſpenſtiſch, mit ihrem aben¬<lb/>
teuerlichen Weſen, doch nur ergoͤtzlichen Spuk trie¬<lb/>
ben, den der Alte auf poſſierliche Weiſe anzuregen<lb/>
wußte.</p><lb/><p>Endlich, nach mehreren Tagen, traf der Baron<lb/>
ein mit ſeiner Gemahlin und zahlreichem Jagdge¬<lb/>
folge, die geladenen Gaͤſte ſammelten ſich und nun<lb/>
ging in dem ploͤtzlich lebendig gewordenen Schloſſe<lb/>
das laute wilde Treiben los, wie es vorhin beſchrie¬<lb/>
ben. Als der Baron gleich nach ſeiner Ankunft in<lb/>
unſern Saal trat, ſchien er uͤber unſern veraͤnder¬<lb/>
ten Aufenthalt auf ſeltſame Weiſe befremdet, er<lb/>
warf einen duͤſtern Blick auf die zugemauerte<lb/>
Thuͤr, und ſchnell ſich abwendend, fuhr er mit<lb/>
der Hand uͤber die Stirn, als wolle er irgend eine<lb/>
boͤſe Erinnerung verſcheuchen. Der Groß-Onkel<lb/>ſprach von der Verwuͤſtung des Gerichtsſaals und<lb/>
der anſtoßenden Gemaͤcher, der Baron tadelte es,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[105/0113]
Nacht durchaus nichts Unheimliches verſpuͤren ließ,
gewannen wir die alte Heiterkeit wieder, zum Nach¬
theil der alten Baroneſſen, die, blieben ſie auch in
der That ein wenig geſpenſtiſch, mit ihrem aben¬
teuerlichen Weſen, doch nur ergoͤtzlichen Spuk trie¬
ben, den der Alte auf poſſierliche Weiſe anzuregen
wußte.
Endlich, nach mehreren Tagen, traf der Baron
ein mit ſeiner Gemahlin und zahlreichem Jagdge¬
folge, die geladenen Gaͤſte ſammelten ſich und nun
ging in dem ploͤtzlich lebendig gewordenen Schloſſe
das laute wilde Treiben los, wie es vorhin beſchrie¬
ben. Als der Baron gleich nach ſeiner Ankunft in
unſern Saal trat, ſchien er uͤber unſern veraͤnder¬
ten Aufenthalt auf ſeltſame Weiſe befremdet, er
warf einen duͤſtern Blick auf die zugemauerte
Thuͤr, und ſchnell ſich abwendend, fuhr er mit
der Hand uͤber die Stirn, als wolle er irgend eine
boͤſe Erinnerung verſcheuchen. Der Groß-Onkel
ſprach von der Verwuͤſtung des Gerichtsſaals und
der anſtoßenden Gemaͤcher, der Baron tadelte es,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/113>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.