erzählt, keiner Beachtung werth und von niemanden beachtet, tiefsinnig wird, daß er antipodische Dinge zusammen stellt und Beziehungen heraus fantasirt, an die niemand denkt." Lelio rief laut: "Halt, halt, das ist ja unser Theodor, der ganz was besonderes im Kopfe zu haben scheint, da er mit solch seltsamen Blicken in das Blaue heraus schaut." "In der That," fing Theodor an, der so lange geschwiegen, "in der That, waren meine Blicke seltsam, so lang darin der Reflex des wahrhaft Seltsamen, das ich im Geiste schaute. Die Erin¬ nerung eines unlängst erlebten Abentheuers" -- O erzähle, erzähle, unterbrachen ihn die Freunde. "Erzählen," fuhr Theodor fort, "möcht' ich wohl, doch muß ich zuförderst Dir, lieber Lelio, sagen, daß Du die Beispiele, die meine Sehergabe dar¬ thun sollten, ziemlich schlecht wähltest. Aus Eber¬ hards Synonymik mußt Du wissen, daß wun¬ derlich alle Aeußerungen der Erkenntniß und des Begehrens genannt werden, die sich durch keinen vernünftigen Grund rechtfertigen lassen wunder¬
erzaͤhlt, keiner Beachtung werth und von niemanden beachtet, tiefſinnig wird, daß er antipodiſche Dinge zuſammen ſtellt und Beziehungen heraus fantaſirt, an die niemand denkt.“ Lelio rief laut: „Halt, halt, das iſt ja unſer Theodor, der ganz was beſonderes im Kopfe zu haben ſcheint, da er mit ſolch ſeltſamen Blicken in das Blaue heraus ſchaut.“ „In der That,“ fing Theodor an, der ſo lange geſchwiegen, „in der That, waren meine Blicke ſeltſam, ſo lang darin der Reflex des wahrhaft Seltſamen, das ich im Geiſte ſchaute. Die Erin¬ nerung eines unlaͤngſt erlebten Abentheuers“ — O erzaͤhle, erzaͤhle, unterbrachen ihn die Freunde. „Erzaͤhlen,“ fuhr Theodor fort, „moͤcht' ich wohl, doch muß ich zufoͤrderſt Dir, lieber Lelio, ſagen, daß Du die Beiſpiele, die meine Sehergabe dar¬ thun ſollten, ziemlich ſchlecht waͤhlteſt. Aus Eber¬ hards Synonymik mußt Du wiſſen, daß wun¬ derlich alle Aeußerungen der Erkenntniß und des Begehrens genannt werden, die ſich durch keinen vernuͤnftigen Grund rechtfertigen laſſen wunder¬
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[4/0012]
erzaͤhlt, keiner Beachtung werth und von niemanden
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zuſammen ſtellt und Beziehungen heraus fantaſirt,
an die niemand denkt.“ Lelio rief laut: „Halt,
halt, das iſt ja unſer Theodor, der ganz was
beſonderes im Kopfe zu haben ſcheint, da er mit
ſolch ſeltſamen Blicken in das Blaue heraus ſchaut.“
„In der That,“ fing Theodor an, der ſo lange
geſchwiegen, „in der That, waren meine Blicke
ſeltſam, ſo lang darin der Reflex des wahrhaft
Seltſamen, das ich im Geiſte ſchaute. Die Erin¬
nerung eines unlaͤngſt erlebten Abentheuers“ —
O erzaͤhle, erzaͤhle, unterbrachen ihn die Freunde.
„Erzaͤhlen,“ fuhr Theodor fort, „moͤcht' ich wohl,
doch muß ich zufoͤrderſt Dir, lieber Lelio, ſagen,
daß Du die Beiſpiele, die meine Sehergabe dar¬
thun ſollten, ziemlich ſchlecht waͤhlteſt. Aus Eber¬
hards Synonymik mußt Du wiſſen, daß wun¬
derlich alle Aeußerungen der Erkenntniß und des
Begehrens genannt werden, die ſich durch keinen
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/12>, abgerufen am 21.11.2024.
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