bar aber dasjenige heißt, was man für unmög¬ lich, für unbegreiflich hält, was die bekannten Kräfte der Natur zu übersteigen, oder wie ich hinzu füge, ihrem gewöhnlichen Gange entgegen zu seyn scheint. Daraus wirst Du entnehmen, daß Du vorhin Rücksichts meiner angeblichen Sehergabe das Wunderliche mit dem Wunderbaren verwech¬ seltest. Aber gewiß ist es, daß das anscheinend Wunderliche aus dem Wunderbaren sproßt, und daß wir nur oft den wunderbaren Stamm nicht sehen, aus dem die wunderlichen Zweige mit Blät¬ tern und Blüthen hervor sprossen. In dem Aben¬ theuer, das ich Euch mittheilen will, mischt sich beides, das Wunderliche und Wunderbare, auf, wie mich dünkt, recht schauerliche Weise. Mit diesen Worten zog Theodor sein Taschenbuch hervor, worin er, wie die Freunde wußten, allerley Noti¬ zen von seiner Reise her eingetragen hatte, und erzählte, dann und wann in dies Buch hineinblik¬ kend, folgende Begebenheit, die der weiteren Mit¬ theilung nicht unwerth scheint.
bar aber dasjenige heißt, was man fuͤr unmoͤg¬ lich, fuͤr unbegreiflich haͤlt, was die bekannten Kraͤfte der Natur zu uͤberſteigen, oder wie ich hinzu fuͤge, ihrem gewoͤhnlichen Gange entgegen zu ſeyn ſcheint. Daraus wirſt Du entnehmen, daß Du vorhin Ruͤckſichts meiner angeblichen Sehergabe das Wunderliche mit dem Wunderbaren verwech¬ ſelteſt. Aber gewiß iſt es, daß das anſcheinend Wunderliche aus dem Wunderbaren ſproßt, und daß wir nur oft den wunderbaren Stamm nicht ſehen, aus dem die wunderlichen Zweige mit Blaͤt¬ tern und Bluͤthen hervor ſproſſen. In dem Aben¬ theuer, das ich Euch mittheilen will, miſcht ſich beides, das Wunderliche und Wunderbare, auf, wie mich duͤnkt, recht ſchauerliche Weiſe. Mit dieſen Worten zog Theodor ſein Taſchenbuch hervor, worin er, wie die Freunde wußten, allerley Noti¬ zen von ſeiner Reiſe her eingetragen hatte, und erzaͤhlte, dann und wann in dies Buch hineinblik¬ kend, folgende Begebenheit, die der weiteren Mit¬ theilung nicht unwerth ſcheint.
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bar aber dasjenige heißt, was man fuͤr unmoͤg¬
lich, fuͤr unbegreiflich haͤlt, was die bekannten
Kraͤfte der Natur zu uͤberſteigen, oder wie ich hinzu
fuͤge, ihrem gewoͤhnlichen Gange entgegen zu ſeyn
ſcheint. Daraus wirſt Du entnehmen, daß Du
vorhin Ruͤckſichts meiner angeblichen Sehergabe
das Wunderliche mit dem Wunderbaren verwech¬
ſelteſt. Aber gewiß iſt es, daß das anſcheinend
Wunderliche aus dem Wunderbaren ſproßt, und
daß wir nur oft den wunderbaren Stamm nicht
ſehen, aus dem die wunderlichen Zweige mit Blaͤt¬
tern und Bluͤthen hervor ſproſſen. In dem Aben¬
theuer, das ich Euch mittheilen will, miſcht ſich
beides, das Wunderliche und Wunderbare, auf, wie
mich duͤnkt, recht ſchauerliche Weiſe. Mit dieſen
Worten zog Theodor ſein Taſchenbuch hervor,
worin er, wie die Freunde wußten, allerley Noti¬
zen von ſeiner Reiſe her eingetragen hatte, und
erzaͤhlte, dann und wann in dies Buch hineinblik¬
kend, folgende Begebenheit, die der weiteren Mit¬
theilung nicht unwerth ſcheint.
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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