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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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Liqueure zu nehmen, da stand ich unversehens, selbst
wußte ich nicht wie, vor der Baronin, die mit dem
Fräulein gesprochen. Sie redete mich sogleich an,
indem sie, doch freundlicher und in dem Ton, wie
man mit einem Bekannten spricht, jene Fragen,
wie mir der Aufenthalt im Schlosse zusage u. s.,
wiederholte. Ich versicherte, daß in den ersten
Tagen die schauerliche Oede der Umgebung, ja selbst
das alterthümliche Schloß mich seltsam gestimmt
habe, daß aber eben in dieser Stimmung viel Herr¬
liches aufgegangen und daß ich nur wünsche, der
wilden Jagden, an die ich nicht gewöhnt, überho¬
ben zu seyn. Die Baronin lächelte, indem sie
sprach: "Wohl kann ich's mir denken, daß Ihnen
das wüste Treiben in unsern Föhrenwäldern nicht
eben behaglich seyn kann. -- Sie sind Musiker,
und täuscht mich nicht Alles, gewiß auch Dichter! --
Mit Leidenschaft liebe ich beide Künste! -- ich spiele
selbst etwas die Harfe, das muß ich nun in R..sit¬
ten entbehren, denn mein Mann mag es nicht, daß
ich das Instrument mitnehme, dessen sanftes Getön

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Liqueure zu nehmen, da ſtand ich unverſehens, ſelbſt
wußte ich nicht wie, vor der Baronin, die mit dem
Fraͤulein geſprochen. Sie redete mich ſogleich an,
indem ſie, doch freundlicher und in dem Ton, wie
man mit einem Bekannten ſpricht, jene Fragen,
wie mir der Aufenthalt im Schloſſe zuſage u. ſ.,
wiederholte. Ich verſicherte, daß in den erſten
Tagen die ſchauerliche Oede der Umgebung, ja ſelbſt
das alterthuͤmliche Schloß mich ſeltſam geſtimmt
habe, daß aber eben in dieſer Stimmung viel Herr¬
liches aufgegangen und daß ich nur wuͤnſche, der
wilden Jagden, an die ich nicht gewoͤhnt, uͤberho¬
ben zu ſeyn. Die Baronin laͤchelte, indem ſie
ſprach: „Wohl kann ich's mir denken, daß Ihnen
das wuͤſte Treiben in unſern Foͤhrenwaͤldern nicht
eben behaglich ſeyn kann. — Sie ſind Muſiker,
und taͤuſcht mich nicht Alles, gewiß auch Dichter! —
Mit Leidenſchaft liebe ich beide Kuͤnſte! — ich ſpiele
ſelbſt etwas die Harfe, das muß ich nun in R..ſit¬
ten entbehren, denn mein Mann mag es nicht, daß
ich das Inſtrument mitnehme, deſſen ſanftes Getoͤn

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[115/0123] Liqueure zu nehmen, da ſtand ich unverſehens, ſelbſt wußte ich nicht wie, vor der Baronin, die mit dem Fraͤulein geſprochen. Sie redete mich ſogleich an, indem ſie, doch freundlicher und in dem Ton, wie man mit einem Bekannten ſpricht, jene Fragen, wie mir der Aufenthalt im Schloſſe zuſage u. ſ., wiederholte. Ich verſicherte, daß in den erſten Tagen die ſchauerliche Oede der Umgebung, ja ſelbſt das alterthuͤmliche Schloß mich ſeltſam geſtimmt habe, daß aber eben in dieſer Stimmung viel Herr¬ liches aufgegangen und daß ich nur wuͤnſche, der wilden Jagden, an die ich nicht gewoͤhnt, uͤberho¬ ben zu ſeyn. Die Baronin laͤchelte, indem ſie ſprach: „Wohl kann ich's mir denken, daß Ihnen das wuͤſte Treiben in unſern Foͤhrenwaͤldern nicht eben behaglich ſeyn kann. — Sie ſind Muſiker, und taͤuſcht mich nicht Alles, gewiß auch Dichter! — Mit Leidenſchaft liebe ich beide Kuͤnſte! — ich ſpiele ſelbſt etwas die Harfe, das muß ich nun in R..ſit¬ ten entbehren, denn mein Mann mag es nicht, daß ich das Inſtrument mitnehme, deſſen ſanftes Getoͤn H 2

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/123>, abgerufen am 27.11.2024.