Bulletin versehen." -- Man kann denken, wie ich hinab eilte. Doch in dem Augenblick, als ich leise an das Vorgemach der Baronin pochen wollte, trat mir der Baron rasch aus demselben entgegen. Er blieb verwundert stehen und maß mich mit finsterm, durchbohrenden Blick. "Was wollen Sie hier!" fuhr es ihm heraus. Unerachtet mir das Herz im Innersten schlug, nahm ich mich zusammen und er¬ wiederte mit festem Ton: "Mich im Auftrage des Onkels nach dem Befinden der gnädigen Frau erkun¬ digen." "O es war ja gar nichts -- ihr gewöhn¬ licher Nervenzufall. Sie schläft sanft, und ich weiß, daß sie wohl und munter bei der Tafel er¬ scheinen wird! -- Sagen Sie das -- Sagen Sie das" -- Dies sprach der Baron mit einer gewissen leidenschaftlichen Heftigkeit, die mir anzudeuten schien, daß er um die Baronin besorgter sey, als er es wolle merken lassen. Ich wandte mich, um zurückzukehren, da ergriff der Baron plötzlich mei¬ nen Arm und rief mit flammendem Blick: "Ich habe mit Ihnen zu sprechen, junger Mann!" --
Bulletin verſehen.“ — Man kann denken, wie ich hinab eilte. Doch in dem Augenblick, als ich leiſe an das Vorgemach der Baronin pochen wollte, trat mir der Baron raſch aus demſelben entgegen. Er blieb verwundert ſtehen und maß mich mit finſterm, durchbohrenden Blick. „Was wollen Sie hier!“ fuhr es ihm heraus. Unerachtet mir das Herz im Innerſten ſchlug, nahm ich mich zuſammen und er¬ wiederte mit feſtem Ton: „Mich im Auftrage des Onkels nach dem Befinden der gnaͤdigen Frau erkun¬ digen.“ „O es war ja gar nichts — ihr gewoͤhn¬ licher Nervenzufall. Sie ſchlaͤft ſanft, und ich weiß, daß ſie wohl und munter bei der Tafel er¬ ſcheinen wird! — Sagen Sie das — Sagen Sie das“ — Dies ſprach der Baron mit einer gewiſſen leidenſchaftlichen Heftigkeit, die mir anzudeuten ſchien, daß er um die Baronin beſorgter ſey, als er es wolle merken laſſen. Ich wandte mich, um zuruͤckzukehren, da ergriff der Baron ploͤtzlich mei¬ nen Arm und rief mit flammendem Blick: „Ich habe mit Ihnen zu ſprechen, junger Mann!“ —
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Bulletin verſehen.“ — Man kann denken, wie ich
hinab eilte. Doch in dem Augenblick, als ich leiſe an
das Vorgemach der Baronin pochen wollte, trat mir
der Baron raſch aus demſelben entgegen. Er blieb
verwundert ſtehen und maß mich mit finſterm,
durchbohrenden Blick. „Was wollen Sie hier!“
fuhr es ihm heraus. Unerachtet mir das Herz im
Innerſten ſchlug, nahm ich mich zuſammen und er¬
wiederte mit feſtem Ton: „Mich im Auftrage des
Onkels nach dem Befinden der gnaͤdigen Frau erkun¬
digen.“ „O es war ja gar nichts — ihr gewoͤhn¬
licher Nervenzufall. Sie ſchlaͤft ſanft, und ich
weiß, daß ſie wohl und munter bei der Tafel er¬
ſcheinen wird! — Sagen Sie das — Sagen Sie
das“ — Dies ſprach der Baron mit einer gewiſſen
leidenſchaftlichen Heftigkeit, die mir anzudeuten
ſchien, daß er um die Baronin beſorgter ſey, als
er es wolle merken laſſen. Ich wandte mich, um
zuruͤckzukehren, da ergriff der Baron ploͤtzlich mei¬
nen Arm und rief mit flammendem Blick: „Ich
habe mit Ihnen zu ſprechen, junger Mann!“ —
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/162>, abgerufen am 24.11.2024.
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