Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

und Entzücken, ein sehr ernster Blick des Alten
wies mich zur Ruhe. -- "Ja," sprach der Alte,
"im Grunde genommen wär's doch besser, wir leg¬
ten uns noch ein paar Stündchen aufs Ohr --
Laß es nur gut seyn mit dem Thee, Franz!" --
"Wie Sie befehlen, Herr Justitiarius," erwiderte
Franz, und verließ den Saal mit dem Wunsch einer
geruhsamen Nacht, unerachtet schon die Hähne
krähten. "Höre, Vetter!" sprach der Alte, indem
er die Pfeife im Kamin ausklopfte, "höre, Vet¬
ter! gut ist's doch, daß dir kein Malheur passirt
ist mit Wölfen und geladenen Büchsen!" -- Ich
verstand jetzt alles und schämte mich, daß ich dem
Alten Anlaß gab, mich zu behandeln wie ein un¬
gezogenes Kind.

"Sey so gut," sprach der Alte am andern
Morgen, "sey so gut, lieber Vetter, steige herab
und erkundige dich, wie es mit der Baronin steht.
Du kannst nur immer nach Fräulein Adelheid fra¬
gen, die wird dich denn wohl mit einem tüchtigen

und Entzuͤcken, ein ſehr ernſter Blick des Alten
wies mich zur Ruhe. — „Ja,“ ſprach der Alte,
„im Grunde genommen waͤr's doch beſſer, wir leg¬
ten uns noch ein paar Stuͤndchen aufs Ohr —
Laß es nur gut ſeyn mit dem Thee, Franz!“ —
„Wie Sie befehlen, Herr Juſtitiarius,“ erwiderte
Franz, und verließ den Saal mit dem Wunſch einer
geruhſamen Nacht, unerachtet ſchon die Haͤhne
kraͤhten. „Hoͤre, Vetter!“ ſprach der Alte, indem
er die Pfeife im Kamin ausklopfte, „hoͤre, Vet¬
ter! gut iſt's doch, daß dir kein Malheur paſſirt
iſt mit Woͤlfen und geladenen Buͤchſen!“ — Ich
verſtand jetzt alles und ſchaͤmte mich, daß ich dem
Alten Anlaß gab, mich zu behandeln wie ein un¬
gezogenes Kind.

„Sey ſo gut,“ ſprach der Alte am andern
Morgen, „ſey ſo gut, lieber Vetter, ſteige herab
und erkundige dich, wie es mit der Baronin ſteht.
Du kannſt nur immer nach Fraͤulein Adelheid fra¬
gen, die wird dich denn wohl mit einem tuͤchtigen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0161" n="153"/>
und Entzu&#x0364;cken, ein &#x017F;ehr ern&#x017F;ter Blick des Alten<lb/>
wies mich zur Ruhe. &#x2014; &#x201E;Ja,&#x201C; &#x017F;prach der Alte,<lb/>
&#x201E;im Grunde genommen wa&#x0364;r's doch be&#x017F;&#x017F;er, wir leg¬<lb/>
ten uns noch ein paar Stu&#x0364;ndchen aufs Ohr &#x2014;<lb/>
Laß es nur gut &#x017F;eyn mit dem Thee, Franz!&#x201C; &#x2014;<lb/>
&#x201E;Wie Sie befehlen, Herr Ju&#x017F;titiarius,&#x201C; erwiderte<lb/>
Franz, und verließ den Saal mit dem Wun&#x017F;ch einer<lb/><hi rendition="#g">geruh&#x017F;amen</hi> Nacht, unerachtet &#x017F;chon die Ha&#x0364;hne<lb/>
kra&#x0364;hten. &#x201E;Ho&#x0364;re, Vetter!&#x201C; &#x017F;prach der Alte, indem<lb/>
er die Pfeife im Kamin ausklopfte, &#x201E;ho&#x0364;re, Vet¬<lb/>
ter! gut i&#x017F;t's doch, daß dir kein Malheur pa&#x017F;&#x017F;irt<lb/>
i&#x017F;t mit Wo&#x0364;lfen und geladenen Bu&#x0364;ch&#x017F;en!&#x201C; &#x2014; Ich<lb/>
ver&#x017F;tand jetzt alles und &#x017F;cha&#x0364;mte mich, daß ich dem<lb/>
Alten Anlaß gab, mich zu behandeln wie ein un¬<lb/>
gezogenes Kind.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sey &#x017F;o gut,&#x201C; &#x017F;prach der Alte am andern<lb/>
Morgen, &#x201E;&#x017F;ey &#x017F;o gut, lieber Vetter, &#x017F;teige herab<lb/>
und erkundige dich, wie es mit der Baronin &#x017F;teht.<lb/>
Du kann&#x017F;t nur immer nach Fra&#x0364;ulein Adelheid fra¬<lb/>
gen, die wird dich denn wohl mit einem tu&#x0364;chtigen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0161] und Entzuͤcken, ein ſehr ernſter Blick des Alten wies mich zur Ruhe. — „Ja,“ ſprach der Alte, „im Grunde genommen waͤr's doch beſſer, wir leg¬ ten uns noch ein paar Stuͤndchen aufs Ohr — Laß es nur gut ſeyn mit dem Thee, Franz!“ — „Wie Sie befehlen, Herr Juſtitiarius,“ erwiderte Franz, und verließ den Saal mit dem Wunſch einer geruhſamen Nacht, unerachtet ſchon die Haͤhne kraͤhten. „Hoͤre, Vetter!“ ſprach der Alte, indem er die Pfeife im Kamin ausklopfte, „hoͤre, Vet¬ ter! gut iſt's doch, daß dir kein Malheur paſſirt iſt mit Woͤlfen und geladenen Buͤchſen!“ — Ich verſtand jetzt alles und ſchaͤmte mich, daß ich dem Alten Anlaß gab, mich zu behandeln wie ein un¬ gezogenes Kind. „Sey ſo gut,“ ſprach der Alte am andern Morgen, „ſey ſo gut, lieber Vetter, ſteige herab und erkundige dich, wie es mit der Baronin ſteht. Du kannſt nur immer nach Fraͤulein Adelheid fra¬ gen, die wird dich denn wohl mit einem tuͤchtigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/161
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/161>, abgerufen am 24.05.2024.