des Dichters ins Leben treten lassen konnte. Es wäre wohl recht, daß ich Euch die Geschichte des Grafen, die ich noch klar und deutlich im Sinn habe, mittheilte, doch schon jetzt fühle ich mich durch das, was sich wirklich mit mir zutrug, so gespannt, daß ich unaufhaltsam fortfahren muß. Wie war aber dem guten Grafen zu Muthe, als er mit der Geschichte fertig, erfuhr, daß das ver¬ ödete Haus nichts anders enthalte, als die Zucker¬ bäckerei des Conditors, dessen prachtvoll eingerich¬ teter Laden dicht anstieß. Daher waren die Fenster des Erdgeschosses, wo die Oefen eingerichtet, ver¬ mauert und die zum Aufbewahren des Gebacknen im obern Stock bestimmten Zimmer mit dicken Vorhängen gegen Sonne und Ungeziefer verwahrt. Ich erfuhr, als der Graf mir dies mittheilte, so wie er, die Wirkung des Sturzbades, oder es zupfte wenigstens der allem Poetischen feindliche Dämon den Süßträumenden empfindlich und schmerzhaft bey der Nase. -- Unerachtet der pro¬ saischen Aufklärung mußte ich doch noch immer
des Dichters ins Leben treten laſſen konnte. Es waͤre wohl recht, daß ich Euch die Geſchichte des Grafen, die ich noch klar und deutlich im Sinn habe, mittheilte, doch ſchon jetzt fuͤhle ich mich durch das, was ſich wirklich mit mir zutrug, ſo geſpannt, daß ich unaufhaltſam fortfahren muß. Wie war aber dem guten Grafen zu Muthe, als er mit der Geſchichte fertig, erfuhr, daß das ver¬ oͤdete Haus nichts anders enthalte, als die Zucker¬ baͤckerei des Conditors, deſſen prachtvoll eingerich¬ teter Laden dicht anſtieß. Daher waren die Fenſter des Erdgeſchoſſes, wo die Oefen eingerichtet, ver¬ mauert und die zum Aufbewahren des Gebacknen im obern Stock beſtimmten Zimmer mit dicken Vorhaͤngen gegen Sonne und Ungeziefer verwahrt. Ich erfuhr, als der Graf mir dies mittheilte, ſo wie er, die Wirkung des Sturzbades, oder es zupfte wenigſtens der allem Poetiſchen feindliche Daͤmon den Suͤßtraͤumenden empfindlich und ſchmerzhaft bey der Naſe. — Unerachtet der pro¬ ſaiſchen Aufklaͤrung mußte ich doch noch immer
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0019"n="11"/>
des Dichters ins Leben treten laſſen konnte. Es<lb/>
waͤre wohl recht, daß ich Euch die Geſchichte des<lb/>
Grafen, die ich noch klar und deutlich im Sinn<lb/>
habe, mittheilte, doch ſchon jetzt fuͤhle ich mich<lb/>
durch das, was ſich wirklich mit mir zutrug, ſo<lb/>
geſpannt, daß ich unaufhaltſam fortfahren muß.<lb/>
Wie war aber dem guten Grafen zu Muthe, als<lb/>
er mit der Geſchichte fertig, erfuhr, daß das ver¬<lb/>
oͤdete Haus nichts anders enthalte, als die Zucker¬<lb/>
baͤckerei des Conditors, deſſen prachtvoll eingerich¬<lb/>
teter Laden dicht anſtieß. Daher waren die Fenſter<lb/>
des Erdgeſchoſſes, wo die Oefen eingerichtet, ver¬<lb/>
mauert und die zum Aufbewahren des Gebacknen<lb/>
im obern Stock beſtimmten Zimmer mit dicken<lb/>
Vorhaͤngen gegen Sonne und Ungeziefer verwahrt.<lb/>
Ich erfuhr, als der Graf mir dies mittheilte, ſo<lb/>
wie er, die Wirkung des Sturzbades, oder es<lb/>
zupfte wenigſtens der allem Poetiſchen feindliche<lb/>
Daͤmon den Suͤßtraͤumenden empfindlich und<lb/>ſchmerzhaft bey der Naſe. — Unerachtet der pro¬<lb/>ſaiſchen Aufklaͤrung mußte ich doch noch immer<lb/></p></div></body></text></TEI>
[11/0019]
des Dichters ins Leben treten laſſen konnte. Es
waͤre wohl recht, daß ich Euch die Geſchichte des
Grafen, die ich noch klar und deutlich im Sinn
habe, mittheilte, doch ſchon jetzt fuͤhle ich mich
durch das, was ſich wirklich mit mir zutrug, ſo
geſpannt, daß ich unaufhaltſam fortfahren muß.
Wie war aber dem guten Grafen zu Muthe, als
er mit der Geſchichte fertig, erfuhr, daß das ver¬
oͤdete Haus nichts anders enthalte, als die Zucker¬
baͤckerei des Conditors, deſſen prachtvoll eingerich¬
teter Laden dicht anſtieß. Daher waren die Fenſter
des Erdgeſchoſſes, wo die Oefen eingerichtet, ver¬
mauert und die zum Aufbewahren des Gebacknen
im obern Stock beſtimmten Zimmer mit dicken
Vorhaͤngen gegen Sonne und Ungeziefer verwahrt.
Ich erfuhr, als der Graf mir dies mittheilte, ſo
wie er, die Wirkung des Sturzbades, oder es
zupfte wenigſtens der allem Poetiſchen feindliche
Daͤmon den Suͤßtraͤumenden empfindlich und
ſchmerzhaft bey der Naſe. — Unerachtet der pro¬
ſaiſchen Aufklaͤrung mußte ich doch noch immer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/19>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.