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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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vorübergehend nach dem öden Hause hinschauen,
und noch immer gingen im leisen Frösteln, das mir
durch die Glieder bebte, allerley seltsame Gebilde
von dem auf, was dort verschlossen. Durchaus
konnte ich mich nicht an den Gedanken der Zucker¬
bäckerei, des Marzipans, der Bonbons, der Tor¬
ten, der eingemachten Früchte u. s. w. gewöhnen.
Eine seltsame Ideen-Combination ließ mir das Alles
erscheinen wie süßes beschwichtigendes Zureden.
Ungefähr: "Erschrecken Sie nicht, Bester! wir
alle sind liebe süße Kinderchen, aber der Donner
wird gleich ein bischen einschlagen." Dann dachte
ich wieder: "Bist du nicht ein recht wahnsinniger
Thor, daß du das Gewöhnlichste in das Wunder¬
bare zu ziehen trachtest, schelten deine Freunde dich
nicht mit Recht einen überspannten Geisterseher?" --
Das Haus blieb, wie es bei der angeblichen Be¬
stimmung auch nicht anders seyn konnte, immer
unverändert, und so geschah es, daß mein Blick
sich daran gewöhnte, und die tollen Gebilde, die
sonst ordentlich aus den Mauern hervor zu schweben

voruͤbergehend nach dem oͤden Hauſe hinſchauen,
und noch immer gingen im leiſen Froͤſteln, das mir
durch die Glieder bebte, allerley ſeltſame Gebilde
von dem auf, was dort verſchloſſen. Durchaus
konnte ich mich nicht an den Gedanken der Zucker¬
baͤckerei, des Marzipans, der Bonbons, der Tor¬
ten, der eingemachten Fruͤchte u. ſ. w. gewoͤhnen.
Eine ſeltſame Ideen-Combination ließ mir das Alles
erſcheinen wie ſuͤßes beſchwichtigendes Zureden.
Ungefaͤhr: „Erſchrecken Sie nicht, Beſter! wir
alle ſind liebe ſuͤße Kinderchen, aber der Donner
wird gleich ein bischen einſchlagen.“ Dann dachte
ich wieder: „Biſt du nicht ein recht wahnſinniger
Thor, daß du das Gewoͤhnlichſte in das Wunder¬
bare zu ziehen trachteſt, ſchelten deine Freunde dich
nicht mit Recht einen uͤberſpannten Geiſterſeher?“ —
Das Haus blieb, wie es bei der angeblichen Be¬
ſtimmung auch nicht anders ſeyn konnte, immer
unveraͤndert, und ſo geſchah es, daß mein Blick
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[12/0020] voruͤbergehend nach dem oͤden Hauſe hinſchauen, und noch immer gingen im leiſen Froͤſteln, das mir durch die Glieder bebte, allerley ſeltſame Gebilde von dem auf, was dort verſchloſſen. Durchaus konnte ich mich nicht an den Gedanken der Zucker¬ baͤckerei, des Marzipans, der Bonbons, der Tor¬ ten, der eingemachten Fruͤchte u. ſ. w. gewoͤhnen. Eine ſeltſame Ideen-Combination ließ mir das Alles erſcheinen wie ſuͤßes beſchwichtigendes Zureden. Ungefaͤhr: „Erſchrecken Sie nicht, Beſter! wir alle ſind liebe ſuͤße Kinderchen, aber der Donner wird gleich ein bischen einſchlagen.“ Dann dachte ich wieder: „Biſt du nicht ein recht wahnſinniger Thor, daß du das Gewoͤhnlichſte in das Wunder¬ bare zu ziehen trachteſt, ſchelten deine Freunde dich nicht mit Recht einen uͤberſpannten Geiſterſeher?“ — Das Haus blieb, wie es bei der angeblichen Be¬ ſtimmung auch nicht anders ſeyn konnte, immer unveraͤndert, und ſo geſchah es, daß mein Blick ſich daran gewoͤhnte, und die tollen Gebilde, die ſonſt ordentlich aus den Mauern hervor zu ſchweben

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/20>, abgerufen am 23.11.2024.