gelegen, dem alten Schloßthurm, den er ein¬ gestürzt finden wird, einen hohen Leuchtthurm, zum Besten der Seefahrer, aufführen, und allnächtlich feuern lassen. R -- sitten in der Michaelisnacht des Jahres 1760.
Roderich Freiherr von R.
Erst als der Freiherr die Beutel, einen nach dem andern, gehoben, und wieder in den Ka¬ sten fallen lassen, sich ergötzend an dem klirren¬ den Klingen des Goldes, wandte er sich rasch zu dem alten Hausverwalter, dankte ihm für die be¬ wiesene Treue, und versicherte, daß nur verläum¬ derische Klätschereien Schuld daran wären, daß er ihm Anfangs übel begegnet. Nicht allein im Schlosse, sondern in vollem Dienst als Hausver¬ walter, mit verdoppeltem Gehalt, solle er bleiben. "Ich bin dir volle Entschädigung schuldig, willst du Gold, so nimm dir einen von jenen Beuteln!" -- So schloß der Freiherr seine Rede, indem er mit niedergeschlagenen Augen, vor dem Alten ste¬
gelegen, dem alten Schloßthurm, den er ein¬ geſtuͤrzt finden wird, einen hohen Leuchtthurm, zum Beſten der Seefahrer, auffuͤhren, und allnaͤchtlich feuern laſſen. R — ſitten in der Michaelisnacht des Jahres 1760.
Roderich Freiherr von R.
Erſt als der Freiherr die Beutel, einen nach dem andern, gehoben, und wieder in den Ka¬ ſten fallen laſſen, ſich ergoͤtzend an dem klirren¬ den Klingen des Goldes, wandte er ſich raſch zu dem alten Hausverwalter, dankte ihm fuͤr die be¬ wieſene Treue, und verſicherte, daß nur verlaͤum¬ deriſche Klaͤtſchereien Schuld daran waͤren, daß er ihm Anfangs uͤbel begegnet. Nicht allein im Schloſſe, ſondern in vollem Dienſt als Hausver¬ walter, mit verdoppeltem Gehalt, ſolle er bleiben. „Ich bin dir volle Entſchaͤdigung ſchuldig, willſt du Gold, ſo nimm dir einen von jenen Beuteln!“ — So ſchloß der Freiherr ſeine Rede, indem er mit niedergeſchlagenen Augen, vor dem Alten ſte¬
<TEI><text><body><divn="1"><floatingTextrendition="#et"><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0195"n="187"/>
gelegen, dem alten Schloßthurm, den er ein¬<lb/>
geſtuͤrzt finden wird, einen hohen Leuchtthurm,<lb/>
zum Beſten der Seefahrer, auffuͤhren, und<lb/>
allnaͤchtlich feuern laſſen. R —ſitten in der<lb/>
Michaelisnacht des Jahres 1760.</p><lb/><prendition="#right">Roderich Freiherr von R.</p></div></body></floatingText><lb/><p>Erſt als der Freiherr die Beutel, einen nach<lb/>
dem andern, gehoben, und wieder in den Ka¬<lb/>ſten fallen laſſen, ſich ergoͤtzend an dem klirren¬<lb/>
den Klingen des Goldes, wandte er ſich raſch zu<lb/>
dem alten Hausverwalter, dankte ihm fuͤr die be¬<lb/>
wieſene Treue, und verſicherte, daß nur verlaͤum¬<lb/>
deriſche Klaͤtſchereien Schuld daran waͤren, daß er<lb/>
ihm Anfangs uͤbel begegnet. Nicht allein im<lb/>
Schloſſe, ſondern in vollem Dienſt als Hausver¬<lb/>
walter, mit verdoppeltem Gehalt, ſolle er bleiben.<lb/>„Ich bin dir volle Entſchaͤdigung ſchuldig, willſt<lb/>
du Gold, ſo nimm dir einen von jenen Beuteln!“<lb/>— So ſchloß der Freiherr ſeine Rede, indem er<lb/>
mit niedergeſchlagenen Augen, vor dem Alten ſte¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[187/0195]
gelegen, dem alten Schloßthurm, den er ein¬
geſtuͤrzt finden wird, einen hohen Leuchtthurm,
zum Beſten der Seefahrer, auffuͤhren, und
allnaͤchtlich feuern laſſen. R — ſitten in der
Michaelisnacht des Jahres 1760.
Roderich Freiherr von R.
Erſt als der Freiherr die Beutel, einen nach
dem andern, gehoben, und wieder in den Ka¬
ſten fallen laſſen, ſich ergoͤtzend an dem klirren¬
den Klingen des Goldes, wandte er ſich raſch zu
dem alten Hausverwalter, dankte ihm fuͤr die be¬
wieſene Treue, und verſicherte, daß nur verlaͤum¬
deriſche Klaͤtſchereien Schuld daran waͤren, daß er
ihm Anfangs uͤbel begegnet. Nicht allein im
Schloſſe, ſondern in vollem Dienſt als Hausver¬
walter, mit verdoppeltem Gehalt, ſolle er bleiben.
„Ich bin dir volle Entſchaͤdigung ſchuldig, willſt
du Gold, ſo nimm dir einen von jenen Beuteln!“
— So ſchloß der Freiherr ſeine Rede, indem er
mit niedergeſchlagenen Augen, vor dem Alten ſte¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/195>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.