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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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ganz recht war. V. fühlte das Drückende dieses
Verhältnisses, ja er mußte sich es selbst gestehen, daß
die ganz besondere unheimliche Manier Huberts in
allem, was er sprach und that, alle Lust recht geflis¬
sentlich zerstörend, eingriff. Jener Schreck des Frei¬
herrn, als er den Bruder eintreten sah, war ihm
nun ganz erklärlich.

V. saß allein in der Gerichtsstube unter den Ak¬
ten, als Hubert eintrat, ernster, gelassener, als
sonst, und mit beinahe wehmüthiger Stimme sprach:
"ich nehme auch die letzten Vorschläge des Bruders
an, bewirken Sie, daß ich die zweitausend Fried¬
richsd'or noch heute erhalte, in der Nacht will ich
fort -- zu Pferde -- ganz allein -- "Mit dem
Gelde?" frug V. -- "Sie haben Recht," erwi¬
derte Hubert, ich weiß, was Sie sagen wollen --
die Last! -- Stellen Sie es in Wechsel auf Isak
Lazarus in K.!" -- Noch in dieser Nacht will
ich hin nach K. Es treibt mich von hier fort,
der Alte hat seine bösen Geister hier hinein ge¬
hext!" -- "Sprechen Sie von Ihrem Vater,

ganz recht war. V. fuͤhlte das Druͤckende dieſes
Verhaͤltniſſes, ja er mußte ſich es ſelbſt geſtehen, daß
die ganz beſondere unheimliche Manier Huberts in
allem, was er ſprach und that, alle Luſt recht gefliſ¬
ſentlich zerſtoͤrend, eingriff. Jener Schreck des Frei¬
herrn, als er den Bruder eintreten ſah, war ihm
nun ganz erklaͤrlich.

V. ſaß allein in der Gerichtsſtube unter den Ak¬
ten, als Hubert eintrat, ernſter, gelaſſener, als
ſonſt, und mit beinahe wehmuͤthiger Stimme ſprach:
„ich nehme auch die letzten Vorſchlaͤge des Bruders
an, bewirken Sie, daß ich die zweitauſend Fried¬
richsd'or noch heute erhalte, in der Nacht will ich
fort — zu Pferde — ganz allein — „Mit dem
Gelde?“ frug V. — „Sie haben Recht,“ erwi¬
derte Hubert, ich weiß, was Sie ſagen wollen —
die Laſt! — Stellen Sie es in Wechſel auf Iſak
Lazarus in K.!“ — Noch in dieſer Nacht will
ich hin nach K. Es treibt mich von hier fort,
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[202/0210] ganz recht war. V. fuͤhlte das Druͤckende dieſes Verhaͤltniſſes, ja er mußte ſich es ſelbſt geſtehen, daß die ganz beſondere unheimliche Manier Huberts in allem, was er ſprach und that, alle Luſt recht gefliſ¬ ſentlich zerſtoͤrend, eingriff. Jener Schreck des Frei¬ herrn, als er den Bruder eintreten ſah, war ihm nun ganz erklaͤrlich. V. ſaß allein in der Gerichtsſtube unter den Ak¬ ten, als Hubert eintrat, ernſter, gelaſſener, als ſonſt, und mit beinahe wehmuͤthiger Stimme ſprach: „ich nehme auch die letzten Vorſchlaͤge des Bruders an, bewirken Sie, daß ich die zweitauſend Fried¬ richsd'or noch heute erhalte, in der Nacht will ich fort — zu Pferde — ganz allein — „Mit dem Gelde?“ frug V. — „Sie haben Recht,“ erwi¬ derte Hubert, ich weiß, was Sie ſagen wollen — die Laſt! — Stellen Sie es in Wechſel auf Iſak Lazarus in K.!“ — Noch in dieſer Nacht will ich hin nach K. Es treibt mich von hier fort, der Alte hat ſeine boͤſen Geiſter hier hinein ge¬ hext!“ — „Sprechen Sie von Ihrem Vater,

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/210>, abgerufen am 23.05.2024.