tiefsten Reue zeigten, des unversöhnlichen Hasses an, der in ihm gegen den ältern Bruder Wurzel faßte von dem Augenblick, als der alte Roderich das Majorat gestiftet hatte. Jede Waffe war ihm entrissen, denn wär' es ihm auch gelungen auf hä¬ mische Weise, den Sohn mit dem Vater zu ent¬ zweien, so blieb dies ohne Wirkung, da Roderich selbst nicht ermächtigt war, dem ältesten Sohn die Rechte der Erstgeburt zu entreißen, und es, wandte sich auch sein Herz und Sinn ganz ab von ihm, doch nach seinen Grundsätzen nimmermehr gethan hätte. Erst als Wolffgang in Genf das Liebesver¬ hältniß mit Julien von St. Val begonnen, glaubte Hubert den Bruder verderben zu können. Da fing die Zeit an, in der er im Einverständniße mit Da¬ niel auf bübische Weise den Alten zu Entschlüssen nöthigen wollte, die den Sohn zur Verzweiflung bringen mußten.
Er wußte, daß nur die Verbindung mit einer der ältesten Familien des Vaterlandes nach dem
tiefſten Reue zeigten, des unverſoͤhnlichen Haſſes an, der in ihm gegen den aͤltern Bruder Wurzel faßte von dem Augenblick, als der alte Roderich das Majorat geſtiftet hatte. Jede Waffe war ihm entriſſen, denn waͤr' es ihm auch gelungen auf haͤ¬ miſche Weiſe, den Sohn mit dem Vater zu ent¬ zweien, ſo blieb dies ohne Wirkung, da Roderich ſelbſt nicht ermaͤchtigt war, dem aͤlteſten Sohn die Rechte der Erſtgeburt zu entreißen, und es, wandte ſich auch ſein Herz und Sinn ganz ab von ihm, doch nach ſeinen Grundſaͤtzen nimmermehr gethan haͤtte. Erſt als Wolffgang in Genf das Liebesver¬ haͤltniß mit Julien von St. Val begonnen, glaubte Hubert den Bruder verderben zu koͤnnen. Da fing die Zeit an, in der er im Einverſtaͤndniße mit Da¬ niel auf buͤbiſche Weiſe den Alten zu Entſchluͤſſen noͤthigen wollte, die den Sohn zur Verzweiflung bringen mußten.
Er wußte, daß nur die Verbindung mit einer der aͤlteſten Familien des Vaterlandes nach dem
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tiefſten Reue zeigten, des unverſoͤhnlichen Haſſes
an, der in ihm gegen den aͤltern Bruder Wurzel
faßte von dem Augenblick, als der alte Roderich
das Majorat geſtiftet hatte. Jede Waffe war ihm
entriſſen, denn waͤr' es ihm auch gelungen auf haͤ¬
miſche Weiſe, den Sohn mit dem Vater zu ent¬
zweien, ſo blieb dies ohne Wirkung, da Roderich
ſelbſt nicht ermaͤchtigt war, dem aͤlteſten Sohn die
Rechte der Erſtgeburt zu entreißen, und es, wandte
ſich auch ſein Herz und Sinn ganz ab von ihm,
doch nach ſeinen Grundſaͤtzen nimmermehr gethan
haͤtte. Erſt als Wolffgang in Genf das Liebesver¬
haͤltniß mit Julien von St. Val begonnen, glaubte
Hubert den Bruder verderben zu koͤnnen. Da fing
die Zeit an, in der er im Einverſtaͤndniße mit Da¬
niel auf buͤbiſche Weiſe den Alten zu Entſchluͤſſen
noͤthigen wollte, die den Sohn zur Verzweiflung
bringen mußten.
Er wußte, daß nur die Verbindung mit einer
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/250>, abgerufen am 23.11.2024.
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