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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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Sinn des alten Roderich den Glanz des Majorats
auf ewige Zeiten begründen konnte. Der Alte hatte
diese Verbindung in den Gestirnen gelesen und jedes
freveliche Zerstören der Constellation konnte nur
Verderben bringen über die Stiftung. Wolffgangs
Verbindung mit Julien erschien in dieser Art dem
Alten ein verbrecherisches Attentat, wider Beschlüsse
der Macht gerichtet, die ihm beigestanden im irdi¬
schen Beginnen, und jeder Anschlag. Julien, die
wie ein dämonisches Princip sich ihm entgegenge¬
worfen, zu verderben, gerechtfertigt. Hubert kann¬
te des Bruders an Wahnsinn streifende Liebe zu Ju¬
lien, ihr Verlust mußte ihn elend machen, vielleicht
tödten, und um so lieber wurde er thätiger Hel¬
fershelfer bei den Plänen des Alten, als er selbst
sträfliche Neigung zu Julien gefaßt und sie für sich
zu gewinnen hoffte. Eine besondere Schickung des
Himmels wollt' es, daß die giftigsten Anschläge an
Wolffgangs Entschlossenheit scheiterten, ja daß es
ihm gelang den Bruder zu täuschen. Für Hubert
blieb Wolffgangs wirklich vollzogene Ehe, so wie die

Q 2

Sinn des alten Roderich den Glanz des Majorats
auf ewige Zeiten begruͤnden konnte. Der Alte hatte
dieſe Verbindung in den Geſtirnen geleſen und jedes
freveliche Zerſtoͤren der Conſtellation konnte nur
Verderben bringen uͤber die Stiftung. Wolffgangs
Verbindung mit Julien erſchien in dieſer Art dem
Alten ein verbrecheriſches Attentat, wider Beſchluͤſſe
der Macht gerichtet, die ihm beigeſtanden im irdi¬
ſchen Beginnen, und jeder Anſchlag. Julien, die
wie ein daͤmoniſches Princip ſich ihm entgegenge¬
worfen, zu verderben, gerechtfertigt. Hubert kann¬
te des Bruders an Wahnſinn ſtreifende Liebe zu Ju¬
lien, ihr Verluſt mußte ihn elend machen, vielleicht
toͤdten, und um ſo lieber wurde er thaͤtiger Hel¬
fershelfer bei den Plaͤnen des Alten, als er ſelbſt
ſtraͤfliche Neigung zu Julien gefaßt und ſie fuͤr ſich
zu gewinnen hoffte. Eine beſondere Schickung des
Himmels wollt' es, daß die giftigſten Anſchlaͤge an
Wolffgangs Entſchloſſenheit ſcheiterten, ja daß es
ihm gelang den Bruder zu taͤuſchen. Fuͤr Hubert
blieb Wolffgangs wirklich vollzogene Ehe, ſo wie die

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[243/0251] Sinn des alten Roderich den Glanz des Majorats auf ewige Zeiten begruͤnden konnte. Der Alte hatte dieſe Verbindung in den Geſtirnen geleſen und jedes freveliche Zerſtoͤren der Conſtellation konnte nur Verderben bringen uͤber die Stiftung. Wolffgangs Verbindung mit Julien erſchien in dieſer Art dem Alten ein verbrecheriſches Attentat, wider Beſchluͤſſe der Macht gerichtet, die ihm beigeſtanden im irdi¬ ſchen Beginnen, und jeder Anſchlag. Julien, die wie ein daͤmoniſches Princip ſich ihm entgegenge¬ worfen, zu verderben, gerechtfertigt. Hubert kann¬ te des Bruders an Wahnſinn ſtreifende Liebe zu Ju¬ lien, ihr Verluſt mußte ihn elend machen, vielleicht toͤdten, und um ſo lieber wurde er thaͤtiger Hel¬ fershelfer bei den Plaͤnen des Alten, als er ſelbſt ſtraͤfliche Neigung zu Julien gefaßt und ſie fuͤr ſich zu gewinnen hoffte. Eine beſondere Schickung des Himmels wollt' es, daß die giftigſten Anſchlaͤge an Wolffgangs Entſchloſſenheit ſcheiterten, ja daß es ihm gelang den Bruder zu taͤuſchen. Fuͤr Hubert blieb Wolffgangs wirklich vollzogene Ehe, ſo wie die Q 2

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/251>, abgerufen am 23.11.2024.