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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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bizarre, ich möchte lieber sagen, die schauervolle
Idee, in diesem Pavillon das Grabmal ihres Her¬
zens, das unter dem rothen Stein ruhen soll,
bauen zu lassen?" "Lassen Sie Uns," erwiederte
der alte Herr, "lassen Sie Uns, liebe Geheime-
Räthin, von diesen Dingen schweigen! -- Nen¬
nen Sie es das krankhafte Spiel eines wunden
Gemüths, nennen Sie es wie Sie wollen, aber
erfahren Sie, daß, wenn mich mitten unter dem
reichen Gut, das das hämische Glück wie ein Spiel¬
zeug dem einfältigen Kinde, das darüber die To¬
deswunden vergißt, mir zuwarf, der bitterste Un¬
muth ergreift, wenn alles erfahrne Leid von neuem
auf mich zutritt, daß ich dann hier in diesen
Mauern Trost und Beruhigung finde. Meine
Blutstropfen haben den Stein so roth gefärbt,
aber er ist eiskalt, bald liegt er auf meinem Her¬
zen und kühlt die verderbliche Gluth, welche darin
loderte." Die alte Dame sah mit einem Blick der
tiefsten Wehmuth herab zum steinernen Herzen,
und indem sie sich etwas herabbückte, fielen ein

bizarre, ich moͤchte lieber ſagen, die ſchauervolle
Idee, in dieſem Pavillon das Grabmal ihres Her¬
zens, das unter dem rothen Stein ruhen ſoll,
bauen zu laſſen?“ „Laſſen Sie Uns,“ erwiederte
der alte Herr, „laſſen Sie Uns, liebe Geheime-
Raͤthin, von dieſen Dingen ſchweigen! — Nen¬
nen Sie es das krankhafte Spiel eines wunden
Gemuͤths, nennen Sie es wie Sie wollen, aber
erfahren Sie, daß, wenn mich mitten unter dem
reichen Gut, das das haͤmiſche Gluͤck wie ein Spiel¬
zeug dem einfaͤltigen Kinde, das daruͤber die To¬
deswunden vergißt, mir zuwarf, der bitterſte Un¬
muth ergreift, wenn alles erfahrne Leid von neuem
auf mich zutritt, daß ich dann hier in dieſen
Mauern Troſt und Beruhigung finde. Meine
Blutstropfen haben den Stein ſo roth gefaͤrbt,
aber er iſt eiskalt, bald liegt er auf meinem Her¬
zen und kuͤhlt die verderbliche Gluth, welche darin
loderte.“ Die alte Dame ſah mit einem Blick der
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[328/0336] bizarre, ich moͤchte lieber ſagen, die ſchauervolle Idee, in dieſem Pavillon das Grabmal ihres Her¬ zens, das unter dem rothen Stein ruhen ſoll, bauen zu laſſen?“ „Laſſen Sie Uns,“ erwiederte der alte Herr, „laſſen Sie Uns, liebe Geheime- Raͤthin, von dieſen Dingen ſchweigen! — Nen¬ nen Sie es das krankhafte Spiel eines wunden Gemuͤths, nennen Sie es wie Sie wollen, aber erfahren Sie, daß, wenn mich mitten unter dem reichen Gut, das das haͤmiſche Gluͤck wie ein Spiel¬ zeug dem einfaͤltigen Kinde, das daruͤber die To¬ deswunden vergißt, mir zuwarf, der bitterſte Un¬ muth ergreift, wenn alles erfahrne Leid von neuem auf mich zutritt, daß ich dann hier in dieſen Mauern Troſt und Beruhigung finde. Meine Blutstropfen haben den Stein ſo roth gefaͤrbt, aber er iſt eiskalt, bald liegt er auf meinem Her¬ zen und kuͤhlt die verderbliche Gluth, welche darin loderte.“ Die alte Dame ſah mit einem Blick der tiefſten Wehmuth herab zum ſteinernen Herzen, und indem ſie ſich etwas herabbuͤckte, fielen ein

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/336>, abgerufen am 21.11.2024.