treflicher Max hier blieb, und von deinem Kammer¬ diener aus deiner Garderobe Kleider empfing, um gehörig kostumirt erscheinen zu können. Er war es, der im Pavillon an dem Herzen kniete. -- Ja, an deinem steinernen Herzen, du harter unempfind¬ licher Oheim! kniete der Neffe, den du unbarm¬ herzig verstießest, einer träumerischen Einbildung halber! Verging sich der Bruder schwer gegen den Bruder, so hat er es längst gebüßt mit dem Tode im tiefsten Elend -- da steht die vaterlose Waise, dein Neffe -- Max, wie du, geheißen, dir ähnlich an Leib und Seele, wie der Sohn dem Vater -- tapfer hielt sich der Knabe, der Jüngling auf den Wellen des brausenden Lebensstroms empor -- da -- nimm ihn auf -- erweiche dein Herz! -- reiche ihm die wohlthätige Hand, daß er eine Stütze habe, wenn zu sehr der Sturm auf ihn einbricht." -- In demüthiger gebeugter Stellung, heiße Thränen in den Augen, hatte sich der Jüngling dem Hofrath genähert. Der stand da geisterbleich, mit blitzenden Augen, den Kopf stolz in die Höhe geworfen, stumm und starr, aber so wie der Jüngling seine Hand erfassen wollte, wich er, ihn mit beiden Händen von sich abwehrend, zwei Schritte zurück, und rief mit fürchterlicher Stimme: Verruchter -- willst du mich mor¬
treflicher Max hier blieb, und von deinem Kammer¬ diener aus deiner Garderobe Kleider empfing, um gehoͤrig koſtumirt erſcheinen zu koͤnnen. Er war es, der im Pavillon an dem Herzen kniete. — Ja, an deinem ſteinernen Herzen, du harter unempfind¬ licher Oheim! kniete der Neffe, den du unbarm¬ herzig verſtießeſt, einer traͤumeriſchen Einbildung halber! Verging ſich der Bruder ſchwer gegen den Bruder, ſo hat er es laͤngſt gebuͤßt mit dem Tode im tiefſten Elend — da ſteht die vaterloſe Waiſe, dein Neffe — Max, wie du, geheißen, dir aͤhnlich an Leib und Seele, wie der Sohn dem Vater — tapfer hielt ſich der Knabe, der Juͤngling auf den Wellen des brauſenden Lebensſtroms empor — da — nimm ihn auf — erweiche dein Herz! — reiche ihm die wohlthaͤtige Hand, daß er eine Stuͤtze habe, wenn zu ſehr der Sturm auf ihn einbricht.“ — In demuͤthiger gebeugter Stellung, heiße Thraͤnen in den Augen, hatte ſich der Juͤngling dem Hofrath genaͤhert. Der ſtand da geiſterbleich, mit blitzenden Augen, den Kopf ſtolz in die Hoͤhe geworfen, ſtumm und ſtarr, aber ſo wie der Juͤngling ſeine Hand erfaſſen wollte, wich er, ihn mit beiden Haͤnden von ſich abwehrend, zwei Schritte zuruͤck, und rief mit fuͤrchterlicher Stimme: Verruchter — willſt du mich mor¬
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treflicher Max hier blieb, und von deinem Kammer¬
diener aus deiner Garderobe Kleider empfing, um
gehoͤrig koſtumirt erſcheinen zu koͤnnen. Er war
es, der im Pavillon an dem Herzen kniete. — Ja,
an deinem ſteinernen Herzen, du harter unempfind¬
licher Oheim! kniete der Neffe, den du unbarm¬
herzig verſtießeſt, einer traͤumeriſchen Einbildung
halber! Verging ſich der Bruder ſchwer gegen den
Bruder, ſo hat er es laͤngſt gebuͤßt mit dem Tode
im tiefſten Elend — da ſteht die vaterloſe Waiſe,
dein Neffe — Max, wie du, geheißen, dir aͤhnlich
an Leib und Seele, wie der Sohn dem Vater — tapfer
hielt ſich der Knabe, der Juͤngling auf den Wellen
des brauſenden Lebensſtroms empor — da — nimm ihn
auf — erweiche dein Herz! — reiche ihm die
wohlthaͤtige Hand, daß er eine Stuͤtze habe, wenn zu
ſehr der Sturm auf ihn einbricht.“ — In demuͤthiger
gebeugter Stellung, heiße Thraͤnen in den Augen,
hatte ſich der Juͤngling dem Hofrath genaͤhert. Der
ſtand da geiſterbleich, mit blitzenden Augen, den
Kopf ſtolz in die Hoͤhe geworfen, ſtumm und ſtarr,
aber ſo wie der Juͤngling ſeine Hand erfaſſen wollte,
wich er, ihn mit beiden Haͤnden von ſich abwehrend,
zwei Schritte zuruͤck, und rief mit fuͤrchterlicher
Stimme: Verruchter — willſt du mich mor¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/374>, abgerufen am 25.11.2024.
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