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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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Spiegel vertilgen, Ihren Geist auf andere Dinge
leiten und Ihren Körper stärken will. Stehen
Sie selbst meiner Absicht redlich bei." -- Es wur¬
de mir schwer, mich von dem Spiegel zu trennen,
der Arzt, der ihn schon genommen, schien es zu
bemerken, er hauchte ihn an und frug, indem er
mir ihn vorhielt: "Sehen Sie etwas?" "Nicht
das Mindeste," erwiederte ich, wie es sich auch in
der That verhielt. "Hauchen Sie den Spiegel
an," sprach dann der Arzt, indem er mir den
Spiegel in die Hand gab. Ich that es, das Wun¬
derbild trat deutlicher als je hervor. "Da ist sie,"
rief ich laut. Der Arzt schaute hinein und sprach
dann: ich sehe nicht das Mindeste, aber nicht ver¬
heelen mag ich Ihnen, daß ich in dem Augenblick,
als ich in Ihren Spiegel sahe, einen unheimlichen
Schauer fühlte, der aber gleich vorüberging. Sie
bemerken, daß ich ganz aufrichtig bin, und eben
deshalb wohl Ihr ganzes Zutrauen verdiene.
"Wiederholen sie doch den Versuch." Ich that es,
der Arzt umfaßte mich, ich fühlte seine Hand auf

Spiegel vertilgen, Ihren Geiſt auf andere Dinge
leiten und Ihren Koͤrper ſtaͤrken will. Stehen
Sie ſelbſt meiner Abſicht redlich bei.“ — Es wur¬
de mir ſchwer, mich von dem Spiegel zu trennen,
der Arzt, der ihn ſchon genommen, ſchien es zu
bemerken, er hauchte ihn an und frug, indem er
mir ihn vorhielt: „Sehen Sie etwas?“ „Nicht
das Mindeſte,“ erwiederte ich, wie es ſich auch in
der That verhielt. „Hauchen Sie den Spiegel
an,“ ſprach dann der Arzt, indem er mir den
Spiegel in die Hand gab. Ich that es, das Wun¬
derbild trat deutlicher als je hervor. „Da iſt ſie,“
rief ich laut. Der Arzt ſchaute hinein und ſprach
dann: ich ſehe nicht das Mindeſte, aber nicht ver¬
heelen mag ich Ihnen, daß ich in dem Augenblick,
als ich in Ihren Spiegel ſahe, einen unheimlichen
Schauer fuͤhlte, der aber gleich voruͤberging. Sie
bemerken, daß ich ganz aufrichtig bin, und eben
deshalb wohl Ihr ganzes Zutrauen verdiene.
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[42/0050] Spiegel vertilgen, Ihren Geiſt auf andere Dinge leiten und Ihren Koͤrper ſtaͤrken will. Stehen Sie ſelbſt meiner Abſicht redlich bei.“ — Es wur¬ de mir ſchwer, mich von dem Spiegel zu trennen, der Arzt, der ihn ſchon genommen, ſchien es zu bemerken, er hauchte ihn an und frug, indem er mir ihn vorhielt: „Sehen Sie etwas?“ „Nicht das Mindeſte,“ erwiederte ich, wie es ſich auch in der That verhielt. „Hauchen Sie den Spiegel an,“ ſprach dann der Arzt, indem er mir den Spiegel in die Hand gab. Ich that es, das Wun¬ derbild trat deutlicher als je hervor. „Da iſt ſie,“ rief ich laut. Der Arzt ſchaute hinein und ſprach dann: ich ſehe nicht das Mindeſte, aber nicht ver¬ heelen mag ich Ihnen, daß ich in dem Augenblick, als ich in Ihren Spiegel ſahe, einen unheimlichen Schauer fuͤhlte, der aber gleich voruͤberging. Sie bemerken, daß ich ganz aufrichtig bin, und eben deshalb wohl Ihr ganzes Zutrauen verdiene. „Wiederholen ſie doch den Verſuch.“ Ich that es, der Arzt umfaßte mich, ich fuͤhlte ſeine Hand auf

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/50>, abgerufen am 21.11.2024.