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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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ben, doch hat mir die Gräfin nichts darüber ver¬
traut, sondern nur im Allgemeinen gesagt, daß es
nun nöthig geworden, dem alten Kammerdiener die
Unglückliche zu entreißen. Einmal habe er, wie
es herausgekommen, durch harte grausame Mi߬
handlungen den Ausbrüchen des Wahnsinns zu steu¬
ern gesucht, dann aber, durch Angelika's Vorspieg¬
lung, daß sie Gold zu machen verstehe, sich verlei¬
ten lassen, mit ihr allerlei sonderbare Operationen
vorzunehmen und ihr alles Nöthige dazu herbeizu¬
schaffen. -- "Es würde wohl (so schloß der Arzt
seine Erzählung) ganz überflüssig seyn, Sie,
gerade Sie auf den tiefern Zusammenhang aller
dieser seltsamen Dinge aufmerksam zu machen. Es
ist mir gewiß, daß Sie die Katastrophe herbeige¬
führt haben, die der Alten Genesung oder baldigen
Tod bringen wird. Uebrigens mag ich jetzt nicht
verhehlen, daß ich mich nicht wenig entsetzte, als
ich, nachdem ich mich mit Ihnen in magnetischen
Rapport gesetzt, ebenfalls das Bild im Spiegel
sah. Daß dies Bild Edmonde war, wissen wir nun
beide." --

ben, doch hat mir die Graͤfin nichts daruͤber ver¬
traut, ſondern nur im Allgemeinen geſagt, daß es
nun noͤthig geworden, dem alten Kammerdiener die
Ungluͤckliche zu entreißen. Einmal habe er, wie
es herausgekommen, durch harte grauſame Mi߬
handlungen den Ausbruͤchen des Wahnſinns zu ſteu¬
ern geſucht, dann aber, durch Angelika's Vorſpieg¬
lung, daß ſie Gold zu machen verſtehe, ſich verlei¬
ten laſſen, mit ihr allerlei ſonderbare Operationen
vorzunehmen und ihr alles Noͤthige dazu herbeizu¬
ſchaffen. — „Es wuͤrde wohl (ſo ſchloß der Arzt
ſeine Erzaͤhlung) ganz uͤberfluͤſſig ſeyn, Sie,
gerade Sie auf den tiefern Zuſammenhang aller
dieſer ſeltſamen Dinge aufmerkſam zu machen. Es
iſt mir gewiß, daß Sie die Kataſtrophe herbeige¬
fuͤhrt haben, die der Alten Geneſung oder baldigen
Tod bringen wird. Uebrigens mag ich jetzt nicht
verhehlen, daß ich mich nicht wenig entſetzte, als
ich, nachdem ich mich mit Ihnen in magnetiſchen
Rapport geſetzt, ebenfalls das Bild im Spiegel
ſah. Daß dies Bild Edmonde war, wiſſen wir nun
beide.“ —

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[73/0081] ben, doch hat mir die Graͤfin nichts daruͤber ver¬ traut, ſondern nur im Allgemeinen geſagt, daß es nun noͤthig geworden, dem alten Kammerdiener die Ungluͤckliche zu entreißen. Einmal habe er, wie es herausgekommen, durch harte grauſame Mi߬ handlungen den Ausbruͤchen des Wahnſinns zu ſteu¬ ern geſucht, dann aber, durch Angelika's Vorſpieg¬ lung, daß ſie Gold zu machen verſtehe, ſich verlei¬ ten laſſen, mit ihr allerlei ſonderbare Operationen vorzunehmen und ihr alles Noͤthige dazu herbeizu¬ ſchaffen. — „Es wuͤrde wohl (ſo ſchloß der Arzt ſeine Erzaͤhlung) ganz uͤberfluͤſſig ſeyn, Sie, gerade Sie auf den tiefern Zuſammenhang aller dieſer ſeltſamen Dinge aufmerkſam zu machen. Es iſt mir gewiß, daß Sie die Kataſtrophe herbeige¬ fuͤhrt haben, die der Alten Geneſung oder baldigen Tod bringen wird. Uebrigens mag ich jetzt nicht verhehlen, daß ich mich nicht wenig entſetzte, als ich, nachdem ich mich mit Ihnen in magnetiſchen Rapport geſetzt, ebenfalls das Bild im Spiegel ſah. Daß dies Bild Edmonde war, wiſſen wir nun beide.“ —

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/81>, abgerufen am 21.11.2024.