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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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seyn und kam endlich auf die Wohnung im Schlosse,
die er ein für allemal gewählt, da sie warm, be¬
quem und so abgelegen sey, daß wir uns, wenn
und wie wir wollten, dem tollen Getöse der jubili¬
renden Gesellschaft entziehen könnten. In zwei
kleinen, mit warmen Tapeten behangenen Zim¬
mern, dicht neben dem großen Gerichtssaal im
Seitenflügel, dem gegenüber, wo die alten Fräu¬
leins wohnten, da wäre ihm jedesmal seine Resi¬
denz bereitet. Endlich nach schneller, aber beschwer¬
licher Fahrt kamen wir in tiefer Nacht nach R..sit¬
ten. Wir fuhren durch das Dorf, es war gerade
Sonntag, im Kruge Tanzmusik und fröhlicher
Jubel, des Wirthschaftsinspektors Haus von unten
bis oben erleuchtet, drinnen auch Musik und Ge¬
sang; desto schauerlicher wurde die Oede, in die
wir nun hineinfuhren. Der Seewind heulte in
schneidenden Jammertönen herüber und, als habe
er sie aus tiefem Zauberschlaf geweckt, stöhnten die
düstern Föhren ihm nach in dumpfer Klage. Die
nackten schwarzen Mauern des Schlosses stie¬

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ſeyn und kam endlich auf die Wohnung im Schloſſe,
die er ein fuͤr allemal gewaͤhlt, da ſie warm, be¬
quem und ſo abgelegen ſey, daß wir uns, wenn
und wie wir wollten, dem tollen Getoͤſe der jubili¬
renden Geſellſchaft entziehen koͤnnten. In zwei
kleinen, mit warmen Tapeten behangenen Zim¬
mern, dicht neben dem großen Gerichtsſaal im
Seitenfluͤgel, dem gegenuͤber, wo die alten Fraͤu¬
leins wohnten, da waͤre ihm jedesmal ſeine Reſi¬
denz bereitet. Endlich nach ſchneller, aber beſchwer¬
licher Fahrt kamen wir in tiefer Nacht nach R..ſit¬
ten. Wir fuhren durch das Dorf, es war gerade
Sonntag, im Kruge Tanzmuſik und froͤhlicher
Jubel, des Wirthſchaftsinſpektors Haus von unten
bis oben erleuchtet, drinnen auch Muſik und Ge¬
ſang; deſto ſchauerlicher wurde die Oede, in die
wir nun hineinfuhren. Der Seewind heulte in
ſchneidenden Jammertoͤnen heruͤber und, als habe
er ſie aus tiefem Zauberſchlaf geweckt, ſtoͤhnten die
duͤſtern Foͤhren ihm nach in dumpfer Klage. Die
nackten ſchwarzen Mauern des Schloſſes ſtie¬

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[83/0091] ſeyn und kam endlich auf die Wohnung im Schloſſe, die er ein fuͤr allemal gewaͤhlt, da ſie warm, be¬ quem und ſo abgelegen ſey, daß wir uns, wenn und wie wir wollten, dem tollen Getoͤſe der jubili¬ renden Geſellſchaft entziehen koͤnnten. In zwei kleinen, mit warmen Tapeten behangenen Zim¬ mern, dicht neben dem großen Gerichtsſaal im Seitenfluͤgel, dem gegenuͤber, wo die alten Fraͤu¬ leins wohnten, da waͤre ihm jedesmal ſeine Reſi¬ denz bereitet. Endlich nach ſchneller, aber beſchwer¬ licher Fahrt kamen wir in tiefer Nacht nach R..ſit¬ ten. Wir fuhren durch das Dorf, es war gerade Sonntag, im Kruge Tanzmuſik und froͤhlicher Jubel, des Wirthſchaftsinſpektors Haus von unten bis oben erleuchtet, drinnen auch Muſik und Ge¬ ſang; deſto ſchauerlicher wurde die Oede, in die wir nun hineinfuhren. Der Seewind heulte in ſchneidenden Jammertoͤnen heruͤber und, als habe er ſie aus tiefem Zauberſchlaf geweckt, ſtoͤhnten die duͤſtern Foͤhren ihm nach in dumpfer Klage. Die nackten ſchwarzen Mauern des Schloſſes ſtie¬ F 2

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/91>, abgerufen am 21.11.2024.