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Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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steht mir dafür, daß sie nicht mit im Complott ist? Was ist ihr an dem Vater gelegen; nur dem Mordbuben gelten ihre Thränen. -- Was sagt Ihr? schrie die Scudery, es ist nicht möglich; den Vater! dieses Mädchen! -- O! fuhr la Regnie fort, o! denkt doch nur an die Brinvillier! Ihr möget es mir verzeihen, wenn ich mich vielleicht bald genöthigt sehe, Euch Euern Schützling zu entreißen und in die Conciergerie werfen zu lassen. -- Der Scudery ging ein Grausen an bei diesem entsetzlichen Verdacht. Es war ihr, als könne vor diesem schrecklichen Manne keine Treue, keine Tugend bestehen, als spähe er in den tiefsten, geheimsten Gedanken Mord und Blutschuld. Sie stand auf. Seid menschlich, das war Alles, was sie beklommen, mühsam athmend hervorbringen konnte. Schon im Begriffe, die Treppe hinabzusteigen, bis zu der der Präsident sie mit ceremoniöser Artigkeit begleitet hatte, kam ihr, selbst wußte sie nicht wie, ein seltsamer Gedanke. Würd' es mir wohl erlaubt sein, den unglücklichen Olivier Brusson zu sehen? so fragte sie den Präsidenten, sich rasch umwendend. Dieser schaute sie mit bedenklicher Miene an, dann verzog sich sein Gesicht in jenes widrige Lächeln, das ihm eigen. Gewiß, sprach er, gewiß wollt Ihr nun, mein würdiges Fräulein, Euerm Gefühl, der innern Stimme mehr vertrauend als dem, was vor unsern Augen geschehen, selbst Olivier's Schuld oder Unschuld prüfen. Scheut Ihr nicht den düstern Aufenthalt des Verbrechens, ist es Euch nicht gehässig, die Bilder der Verworfenheit in allen

steht mir dafür, daß sie nicht mit im Complott ist? Was ist ihr an dem Vater gelegen; nur dem Mordbuben gelten ihre Thränen. — Was sagt Ihr? schrie die Scudery, es ist nicht möglich; den Vater! dieses Mädchen! — O! fuhr la Regnie fort, o! denkt doch nur an die Brinvillier! Ihr möget es mir verzeihen, wenn ich mich vielleicht bald genöthigt sehe, Euch Euern Schützling zu entreißen und in die Conciergerie werfen zu lassen. — Der Scudery ging ein Grausen an bei diesem entsetzlichen Verdacht. Es war ihr, als könne vor diesem schrecklichen Manne keine Treue, keine Tugend bestehen, als spähe er in den tiefsten, geheimsten Gedanken Mord und Blutschuld. Sie stand auf. Seid menschlich, das war Alles, was sie beklommen, mühsam athmend hervorbringen konnte. Schon im Begriffe, die Treppe hinabzusteigen, bis zu der der Präsident sie mit ceremoniöser Artigkeit begleitet hatte, kam ihr, selbst wußte sie nicht wie, ein seltsamer Gedanke. Würd' es mir wohl erlaubt sein, den unglücklichen Olivier Brusson zu sehen? so fragte sie den Präsidenten, sich rasch umwendend. Dieser schaute sie mit bedenklicher Miene an, dann verzog sich sein Gesicht in jenes widrige Lächeln, das ihm eigen. Gewiß, sprach er, gewiß wollt Ihr nun, mein würdiges Fräulein, Euerm Gefühl, der innern Stimme mehr vertrauend als dem, was vor unsern Augen geschehen, selbst Olivier's Schuld oder Unschuld prüfen. Scheut Ihr nicht den düstern Aufenthalt des Verbrechens, ist es Euch nicht gehässig, die Bilder der Verworfenheit in allen

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_scuderi_1910/62>, abgerufen am 21.11.2024.