Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Sinn-Gedichte. Auff den König in Franckreich/ als er Straßburg wegnahm. IHr deutschen saget doch zu euren nachbarn nicht/ Daß Franckreichs Ludewig den frieden mit euch bricht/ Indem er Straßburg nimmt. Er spricht: Es ist erlogen/ Ich hab euch nicht bekriegt/ ich hab euch nur betrogen. Auff das verbündniß des Königs in Franckreich mit dem Türcken. DIe welt verwundert sich/ warum der Saracen An Franckreich bündniß sucht/ und Franckreich es beliebet: Noch mehr/ das Ludewig ihm selber lehren giebet/ Wie er den Christen recht soll in die flancken gehn. Verwundert euch nur nicht/ und lebet ohne sorgen: Ihr wißt/ daß Ludewig will eine sonne seyn/ Die Türcken find der mond; drüm trifft es billig ein: Ein monde muß sein licht ja von der sonne borgen. Auff das bildniß des Königs in Franck- reich/ und die dabey brennende lampen. ES sah einst ein soldat des königs bildniß an/ Auff dem die schmeichler ihn so hoch heraus gestrichen. Er merckt' und schalt zugleich den thorheits-vollen wahn/ Daß Ludwig durch und durch der sonne war verglichen. Und F 5
Sinn-Gedichte. Auff den Koͤnig in Franckreich/ als er Straßburg wegnahm. IHr deutſchen ſaget doch zu euren nachbarn nicht/ Daß Franckreichs Ludewig den frieden mit euch bricht/ Indem er Straßburg nimmt. Er ſpricht: Es iſt erlogen/ Ich hab euch nicht bekriegt/ ich hab euch nur betrogen. Auff das verbuͤndniß des Koͤnigs in Franckreich mit dem Tuͤrcken. DIe welt verwundert ſich/ warum der Saracen An Franckreich buͤndniß ſucht/ und Franckreich es beliebet: Noch mehr/ das Ludewig ihm ſelber lehren giebet/ Wie er den Chriſten recht ſoll in die flancken gehn. Verwundert euch nur nicht/ und lebet ohne ſorgen: Ihr wißt/ daß Ludewig will eine ſonne ſeyn/ Die Tuͤrcken find der mond; druͤm trifft es billig ein: Ein monde muß ſein licht ja von der ſonne borgen. Auff das bildniß des Koͤnigs in Franck- reich/ und die dabey brennende lampen. ES ſah einſt ein ſoldat des koͤnigs bildniß an/ Auff dem die ſchmeichler ihn ſo hoch heraus geſtrichen. Er merckt’ und ſchalt zugleich den thorheits-vollen wahn/ Daß Ludwig durch und durch der ſonne war verglichen. Und F 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0133" n="89"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">Auff den Koͤnig in Franckreich/ als er</hi><lb/> Straßburg wegnahm.</head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">B. N.</hi> </byline><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>Hr deutſchen ſaget doch zu euren nachbarn nicht/</l><lb/> <l>Daß Franckreichs Ludewig den frieden mit euch bricht/</l><lb/> <l>Indem er Straßburg nimmt. Er ſpricht: Es iſt erlogen/</l><lb/> <l>Ich hab euch nicht bekriegt/ ich hab euch nur betrogen.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">Auff das verbuͤndniß des Koͤnigs in</hi><lb/> Franckreich mit dem Tuͤrcken.</head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">B. N.</hi> </byline><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>Ie welt verwundert ſich/ warum der Saracen</l><lb/> <l>An Franckreich buͤndniß ſucht/ und Franckreich es beliebet:</l><lb/> <l>Noch mehr/ das Ludewig ihm ſelber lehren giebet/</l><lb/> <l>Wie er den Chriſten recht ſoll in die flancken gehn.</l><lb/> <l>Verwundert euch nur nicht/ und lebet ohne ſorgen:</l><lb/> <l>Ihr wißt/ daß Ludewig will eine ſonne ſeyn/</l><lb/> <l>Die Tuͤrcken find der mond; druͤm trifft es billig ein:</l><lb/> <l>Ein monde muß ſein licht ja von der ſonne borgen.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">Auff das bildniß des Koͤnigs in Franck-</hi><lb/> reich/ und die dabey brennende lampen.</head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">B. N.</hi> </byline><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>S ſah einſt ein ſoldat des koͤnigs bildniß an/</l><lb/> <l>Auff dem die ſchmeichler ihn ſo hoch heraus geſtrichen.</l><lb/> <l>Er merckt’ und ſchalt zugleich den thorheits-vollen wahn/</l><lb/> <l>Daß Ludwig durch und durch der ſonne war verglichen.</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [89/0133]
Sinn-Gedichte.
Auff den Koͤnig in Franckreich/ als er
Straßburg wegnahm.
B. N.
IHr deutſchen ſaget doch zu euren nachbarn nicht/
Daß Franckreichs Ludewig den frieden mit euch bricht/
Indem er Straßburg nimmt. Er ſpricht: Es iſt erlogen/
Ich hab euch nicht bekriegt/ ich hab euch nur betrogen.
Auff das verbuͤndniß des Koͤnigs in
Franckreich mit dem Tuͤrcken.
B. N.
DIe welt verwundert ſich/ warum der Saracen
An Franckreich buͤndniß ſucht/ und Franckreich es beliebet:
Noch mehr/ das Ludewig ihm ſelber lehren giebet/
Wie er den Chriſten recht ſoll in die flancken gehn.
Verwundert euch nur nicht/ und lebet ohne ſorgen:
Ihr wißt/ daß Ludewig will eine ſonne ſeyn/
Die Tuͤrcken find der mond; druͤm trifft es billig ein:
Ein monde muß ſein licht ja von der ſonne borgen.
Auff das bildniß des Koͤnigs in Franck-
reich/ und die dabey brennende lampen.
B. N.
ES ſah einſt ein ſoldat des koͤnigs bildniß an/
Auff dem die ſchmeichler ihn ſo hoch heraus geſtrichen.
Er merckt’ und ſchalt zugleich den thorheits-vollen wahn/
Daß Ludwig durch und durch der ſonne war verglichen.
Und
F 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/133 |
Zitationshilfe: | Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/133>, abgerufen am 16.02.2025. |