Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.Sinn-Gedichte. Und endlich sah' er auch der lampen hellen schein/Die um die säule stehn: Ha! sprach er/ voller lachen/ Wenn unser könig ja will eine sonne seyn/ Was soll die sonne denn bey den laternen machen? Ein anders/ auff eben dieselbe bilder-säule. DEr stoltze Ludewig zeigt hier/ wie er gekriegt/ Wie er die feinde bindt/ die er doch nie besiegt/ Wie er den frieden giebt/ den er doch schliessen müssen/ Wie er die eintracht sucht/ die er doch stets zerrissen; Wie er ein land verschenckt/ das ihm niemahls gebührt. Das aber zeigt er nicht/ wie er die welt auffrührt: Wie er die kirche kränckt/ die er doch soll beschützen; Wie er auff Pabst und Rom läst seinen donner plitzen: Den allerbesten freund üm cron und scepter bringt/ Auff katzen steuren legt/ sein volck zu betteln zwingt/ Und fremde reiche sucht/ die seines fast verschlingen: Was muß den könig doch zu dieser thorheit bringen? Ich glaub/ er läst uns hier/ weil nicht die that geschehn/ Und ihm die krafft gebricht/ nur seinen willen sehn. Ach aber armer held/ verspare deinen willen! Man läst sich heute nicht mit leeren wollen füllen. Dein leben ist uns schon so gut als dir bekandt: Drum meide nur den schein und allen falschen tand; Die nachwelt möchte sonst/ wenn sie dein lob wird lesen/ Gedencken/ dieses bild sey Leopold gewesen. Ob
Sinn-Gedichte. Und endlich ſah’ er auch der lampen hellen ſchein/Die um die ſaͤule ſtehn: Ha! ſprach er/ voller lachen/ Wenn unſer koͤnig ja will eine ſonne ſeyn/ Was ſoll die ſonne denn bey den laternen machen? Ein anders/ auff eben dieſelbe bilder-ſaͤule. DEr ſtoltze Ludewig zeigt hier/ wie er gekriegt/ Wie er die feinde bindt/ die er doch nie beſiegt/ Wie er den frieden giebt/ den er doch ſchlieſſen muͤſſen/ Wie er die eintracht ſucht/ die er doch ſtets zerriſſen; Wie er ein land verſchenckt/ das ihm niemahls gebuͤhrt. Das aber zeigt er nicht/ wie er die welt auffruͤhrt: Wie er die kirche kraͤnckt/ die er doch ſoll beſchuͤtzen; Wie er auff Pabſt und Rom laͤſt ſeinen donner plitzen: Den allerbeſten freund uͤm cron und ſcepter bringt/ Auff katzen ſteuren legt/ ſein volck zu betteln zwingt/ Und fremde reiche ſucht/ die ſeines faſt verſchlingen: Was muß den koͤnig doch zu dieſer thorheit bringen? Ich glaub/ er laͤſt uns hier/ weil nicht die that geſchehn/ Und ihm die krafft gebricht/ nur ſeinen willen ſehn. Ach aber armer held/ verſpare deinen willen! Man laͤſt ſich heute nicht mit leeren wollen fuͤllen. Dein leben iſt uns ſchon ſo gut als dir bekandt: Drum meide nur den ſchein und allen falſchen tand; Die nachwelt moͤchte ſonſt/ wenn ſie dein lob wird leſen/ Gedencken/ dieſes bild ſey Leopold geweſen. Ob
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0134" n="90"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Und endlich ſah’ er auch der lampen hellen ſchein/</l><lb/> <l>Die um die ſaͤule ſtehn: Ha! ſprach er/ voller lachen/</l><lb/> <l>Wenn unſer koͤnig ja will eine ſonne ſeyn/</l><lb/> <l>Was ſoll die ſonne denn bey den laternen machen?</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#b">Ein anders/ auff eben dieſelbe</hi><lb/> bilder-ſaͤule.</head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">B. N.</hi> </byline><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>Er ſtoltze Ludewig zeigt hier/ wie er gekriegt/</l><lb/> <l>Wie er die feinde bindt/ die er doch nie beſiegt/</l><lb/> <l>Wie er den frieden giebt/ den er doch ſchlieſſen muͤſſen/</l><lb/> <l>Wie er die eintracht ſucht/ die er doch ſtets zerriſſen;</l><lb/> <l>Wie er ein land verſchenckt/ das ihm niemahls gebuͤhrt.</l><lb/> <l>Das aber zeigt er nicht/ wie er die welt auffruͤhrt:</l><lb/> <l>Wie er die kirche kraͤnckt/ die er doch ſoll beſchuͤtzen;</l><lb/> <l>Wie er auff Pabſt und Rom laͤſt ſeinen donner plitzen:</l><lb/> <l>Den allerbeſten freund uͤm cron und ſcepter bringt/</l><lb/> <l>Auff katzen ſteuren legt/ ſein volck zu betteln zwingt/</l><lb/> <l>Und fremde reiche ſucht/ die ſeines faſt verſchlingen:</l><lb/> <l>Was muß den koͤnig doch zu dieſer thorheit bringen?</l><lb/> <l>Ich glaub/ er laͤſt uns hier/ weil nicht die that geſchehn/</l><lb/> <l>Und ihm die krafft gebricht/ nur ſeinen willen ſehn.</l><lb/> <l>Ach aber armer held/ verſpare deinen willen!</l><lb/> <l>Man laͤſt ſich heute nicht mit leeren wollen fuͤllen.</l><lb/> <l>Dein leben iſt uns ſchon ſo gut als dir bekandt:</l><lb/> <l>Drum meide nur den ſchein und allen falſchen tand;</l><lb/> <l>Die nachwelt moͤchte ſonſt/ wenn ſie dein lob wird leſen/</l><lb/> <l>Gedencken/ dieſes bild ſey Leopold geweſen.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ob</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [90/0134]
Sinn-Gedichte.
Und endlich ſah’ er auch der lampen hellen ſchein/
Die um die ſaͤule ſtehn: Ha! ſprach er/ voller lachen/
Wenn unſer koͤnig ja will eine ſonne ſeyn/
Was ſoll die ſonne denn bey den laternen machen?
Ein anders/ auff eben dieſelbe
bilder-ſaͤule.
B. N.
DEr ſtoltze Ludewig zeigt hier/ wie er gekriegt/
Wie er die feinde bindt/ die er doch nie beſiegt/
Wie er den frieden giebt/ den er doch ſchlieſſen muͤſſen/
Wie er die eintracht ſucht/ die er doch ſtets zerriſſen;
Wie er ein land verſchenckt/ das ihm niemahls gebuͤhrt.
Das aber zeigt er nicht/ wie er die welt auffruͤhrt:
Wie er die kirche kraͤnckt/ die er doch ſoll beſchuͤtzen;
Wie er auff Pabſt und Rom laͤſt ſeinen donner plitzen:
Den allerbeſten freund uͤm cron und ſcepter bringt/
Auff katzen ſteuren legt/ ſein volck zu betteln zwingt/
Und fremde reiche ſucht/ die ſeines faſt verſchlingen:
Was muß den koͤnig doch zu dieſer thorheit bringen?
Ich glaub/ er laͤſt uns hier/ weil nicht die that geſchehn/
Und ihm die krafft gebricht/ nur ſeinen willen ſehn.
Ach aber armer held/ verſpare deinen willen!
Man laͤſt ſich heute nicht mit leeren wollen fuͤllen.
Dein leben iſt uns ſchon ſo gut als dir bekandt:
Drum meide nur den ſchein und allen falſchen tand;
Die nachwelt moͤchte ſonſt/ wenn ſie dein lob wird leſen/
Gedencken/ dieſes bild ſey Leopold geweſen.
Ob
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |