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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Begräbniß-Gedichte.
Was aber bringen uns die thränen endlich ein?
Ein Christ muß in der glut wie Salamander seyn/
Und wie ein palmen-baum auch in der kälte grünen.
Nach sonne folget plitz/ nach regen sonnenschein;
So strahlt des himmels gunst auch wieder nach der pein/
Und läst die thränen offt uns zum ergetzen dienen.
Es lebt die selige nun aller angst befreyt/
Sie strandet an den port der vollen sicherheit/
Dem auch Marsilien und Syracusa weichen;
Und JEsus führt sie selbst mit diesen worten ein:
Wer in Jerusalem will kind und bürger seyn/
Muß in Egyptenland erst thon und ziegel streichen.
Gesetzt/ daß Südland nun gesunder lüffte sey;
Es schätze Persien seyn Tebris fieber frey/
Es baue Waldemar ihm tausend sichre thäler:
So schaut sie alles doch wie Sodoms-äpffel an/
Auff die der blasse todt diß urthel schreiben kan:
Von aussen Carmasin/ von innen dunst und fehler.
Denn ihre burg ist nun der thron der ewigkeit/
Den stets der engel hand mit rosen überstreut/
Und JEsus selber hat mit purpur überzogen:
Da wird ihr frommer geist durch keine sorgen matt/
Und grünet nach der glut so wie ein liljen-blat/
Das wieder frische krafft vom regen angesogen.
Drüm zieht/ betrübteste/ die schwere thränen ein/
Und dencket/ daß wir nichts als seiden-würmer seyn/
Die nach erzeugter frucht in voller arbeit sterben:
Wohl dem/ der auff den todt schon vor dem tode denckt/
Und endlich/ wenn die zeit zwey kronen ihm verschenckt/
Wie unsre Lithin kan die dritt' im himmel erben.


Die
Begraͤbniß-Gedichte.
Was aber bringen uns die thraͤnen endlich ein?
Ein Chriſt muß in der glut wie Salamander ſeyn/
Und wie ein palmen-baum auch in der kaͤlte gruͤnen.
Nach ſonne folget plitz/ nach regen ſonnenſchein;
So ſtrahlt des himmels gunſt auch wieder nach der pein/
Und laͤſt die thraͤnen offt uns zum ergetzen dienen.
Es lebt die ſelige nun aller angſt befreyt/
Sie ſtrandet an den port der vollen ſicherheit/
Dem auch Marſilien und Syracuſa weichen;
Und JEſus fuͤhrt ſie ſelbſt mit dieſen worten ein:
Wer in Jeruſalem will kind und buͤrger ſeyn/
Muß in Egyptenland erſt thon und ziegel ſtreichen.
Geſetzt/ daß Suͤdland nun geſunder luͤffte ſey;
Es ſchaͤtze Perſien ſeyn Tebris fieber frey/
Es baue Waldemar ihm tauſend ſichre thaͤler:
So ſchaut ſie alles doch wie Sodoms-aͤpffel an/
Auff die der blaſſe todt diß urthel ſchreiben kan:
Von auſſen Carmaſin/ von innen dunſt und fehler.
Denn ihre burg iſt nun der thron der ewigkeit/
Den ſtets der engel hand mit roſen uͤberſtreut/
Und JEſus ſelber hat mit purpur uͤberzogen:
Da wird ihr frommer geiſt durch keine ſorgen matt/
Und gruͤnet nach der glut ſo wie ein liljen-blat/
Das wieder friſche krafft vom regen angeſogen.
Druͤm zieht/ betruͤbteſte/ die ſchwere thraͤnen ein/
Und dencket/ daß wir nichts als ſeiden-wuͤrmer ſeyn/
Die nach erzeugter frucht in voller arbeit ſterben:
Wohl dem/ der auff den todt ſchon vor dem tode denckt/
Und endlich/ wenn die zeit zwey kronen ihm verſchenckt/
Wie unſre Lithin kan die dritt’ im himmel erben.


Die
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[128/0172] Begraͤbniß-Gedichte. Was aber bringen uns die thraͤnen endlich ein? Ein Chriſt muß in der glut wie Salamander ſeyn/ Und wie ein palmen-baum auch in der kaͤlte gruͤnen. Nach ſonne folget plitz/ nach regen ſonnenſchein; So ſtrahlt des himmels gunſt auch wieder nach der pein/ Und laͤſt die thraͤnen offt uns zum ergetzen dienen. Es lebt die ſelige nun aller angſt befreyt/ Sie ſtrandet an den port der vollen ſicherheit/ Dem auch Marſilien und Syracuſa weichen; Und JEſus fuͤhrt ſie ſelbſt mit dieſen worten ein: Wer in Jeruſalem will kind und buͤrger ſeyn/ Muß in Egyptenland erſt thon und ziegel ſtreichen. Geſetzt/ daß Suͤdland nun geſunder luͤffte ſey; Es ſchaͤtze Perſien ſeyn Tebris fieber frey/ Es baue Waldemar ihm tauſend ſichre thaͤler: So ſchaut ſie alles doch wie Sodoms-aͤpffel an/ Auff die der blaſſe todt diß urthel ſchreiben kan: Von auſſen Carmaſin/ von innen dunſt und fehler. Denn ihre burg iſt nun der thron der ewigkeit/ Den ſtets der engel hand mit roſen uͤberſtreut/ Und JEſus ſelber hat mit purpur uͤberzogen: Da wird ihr frommer geiſt durch keine ſorgen matt/ Und gruͤnet nach der glut ſo wie ein liljen-blat/ Das wieder friſche krafft vom regen angeſogen. Druͤm zieht/ betruͤbteſte/ die ſchwere thraͤnen ein/ Und dencket/ daß wir nichts als ſeiden-wuͤrmer ſeyn/ Die nach erzeugter frucht in voller arbeit ſterben: Wohl dem/ der auff den todt ſchon vor dem tode denckt/ Und endlich/ wenn die zeit zwey kronen ihm verſchenckt/ Wie unſre Lithin kan die dritt’ im himmel erben. Die

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/172>, abgerufen am 21.11.2024.