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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Galante Gedichte.
An die vollkommenheit seiner
Solime.
DIe schönheit/ welche dir aus allen gliedern blickt/
Der hals/ dem helffenbein und alabaster weichen/
Der mund/ vor welchen selbst der purpur will erbleichen/
Die augen/ deren blitz fast alle welt entzückt/
Und deren keusche glut die hertzen fest verstrickt/
Die stirne/ die den glantz der perlen kan erreichen/
Die wangen/ welchen nie kein silber zu vergleichen/
In denen lieb und huld ihr bildniß eingedrückt;
Die wohlgestalte läng/ das anmuths-volle wesen/
Die attlas-weiche hand/ die schnee zuschanden macht/
Der haare kostbarkeit/ und über irrd'sche pracht/
Und was du sonsten mehr zu deinem schmuck erlesen/
Macht/ daß man dich verehrt vor andern weit und breit/
Ein fehler bleibt dir nur/ der ist die grausamkeit.

An Lisantens alamodische
bänder-köpffe
DU änderst nur umsonst die bunten bänder-köpffe/
So lang dein alter kopff noch die verändrung scheut.
Sag mir/ was hilfft dich doch dergleichen eitelkeit?
Was nützen deinem haar die diamanten knöpffe?
Was schmücken deinen kopff die umgeflochtnen zöpffe?
Ach wärst du doch vielmehr mit tugend angekleidt/
Und von dergleichen tand und aberwitz befreyt/
Der dich so fest bestrickt/ du thörichtes geschöpffe/
Leg ab den harten kopff/ und setz die sanfftmuth drauff/
Wirff weg die heucheley/ und nimm die warheit auff;
Tausch um den leichten sinn vor ein beständigs wesen/
Verlaß den stoltzen geist/ und nimm die demuth an;
Diß ist der rechte kopff/ den liebt ein jederman.
O daß du ihm nicht längst zu deinem schmuck erlesen!
An
B
Galante Gedichte.
An die vollkommenheit ſeiner
Solime.
DIe ſchoͤnheit/ welche dir aus allen gliedern blickt/
Der hals/ dem helffenbein und alabaſter weichen/
Der mund/ vor welchen ſelbſt der purpur will erbleichen/
Die augen/ deren blitz faſt alle welt entzuͤckt/
Und deren keuſche glut die hertzen feſt verſtrickt/
Die ſtirne/ die den glantz der perlen kan erreichen/
Die wangen/ welchen nie kein ſilber zu vergleichen/
In denen lieb und huld ihr bildniß eingedruͤckt;
Die wohlgeſtalte laͤng/ das anmuths-volle weſen/
Die attlas-weiche hand/ die ſchnee zuſchanden macht/
Der haare koſtbarkeit/ und uͤber irrd’ſche pracht/
Und was du ſonſten mehr zu deinem ſchmuck erleſen/
Macht/ daß man dich verehrt vor andern weit und breit/
Ein fehler bleibt dir nur/ der iſt die grauſamkeit.

An Liſantens alamodiſche
baͤnder-koͤpffe
DU aͤnderſt nur umſonſt die bunten baͤnder-koͤpffe/
So lang dein alter kopff noch die veraͤndrung ſcheut.
Sag mir/ was hilfft dich doch dergleichen eitelkeit?
Was nuͤtzen deinem haar die diamanten knoͤpffe?
Was ſchmuͤcken deinen kopff die umgeflochtnen zoͤpffe?
Ach waͤrſt du doch vielmehr mit tugend angekleidt/
Und von dergleichen tand und aberwitz befreyt/
Der dich ſo feſt beſtrickt/ du thoͤrichtes geſchoͤpffe/
Leg ab den harten kopff/ und ſetz die ſanfftmuth drauff/
Wirff weg die heucheley/ und nimm die warheit auff;
Tauſch um den leichten ſinn vor ein beſtaͤndigs weſen/
Verlaß den ſtoltzen geiſt/ und nimm die demuth an;
Diß iſt der rechte kopff/ den liebt ein jederman.
O daß du ihm nicht laͤngſt zu deinem ſchmuck erleſen!
An
B
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[17/0061] Galante Gedichte. An die vollkommenheit ſeiner Solime. C. E. DIe ſchoͤnheit/ welche dir aus allen gliedern blickt/ Der hals/ dem helffenbein und alabaſter weichen/ Der mund/ vor welchen ſelbſt der purpur will erbleichen/ Die augen/ deren blitz faſt alle welt entzuͤckt/ Und deren keuſche glut die hertzen feſt verſtrickt/ Die ſtirne/ die den glantz der perlen kan erreichen/ Die wangen/ welchen nie kein ſilber zu vergleichen/ In denen lieb und huld ihr bildniß eingedruͤckt; Die wohlgeſtalte laͤng/ das anmuths-volle weſen/ Die attlas-weiche hand/ die ſchnee zuſchanden macht/ Der haare koſtbarkeit/ und uͤber irrd’ſche pracht/ Und was du ſonſten mehr zu deinem ſchmuck erleſen/ Macht/ daß man dich verehrt vor andern weit und breit/ Ein fehler bleibt dir nur/ der iſt die grauſamkeit. An Liſantens alamodiſche baͤnder-koͤpffe C. E. DU aͤnderſt nur umſonſt die bunten baͤnder-koͤpffe/ So lang dein alter kopff noch die veraͤndrung ſcheut. Sag mir/ was hilfft dich doch dergleichen eitelkeit? Was nuͤtzen deinem haar die diamanten knoͤpffe? Was ſchmuͤcken deinen kopff die umgeflochtnen zoͤpffe? Ach waͤrſt du doch vielmehr mit tugend angekleidt/ Und von dergleichen tand und aberwitz befreyt/ Der dich ſo feſt beſtrickt/ du thoͤrichtes geſchoͤpffe/ Leg ab den harten kopff/ und ſetz die ſanfftmuth drauff/ Wirff weg die heucheley/ und nimm die warheit auff; Tauſch um den leichten ſinn vor ein beſtaͤndigs weſen/ Verlaß den ſtoltzen geiſt/ und nimm die demuth an; Diß iſt der rechte kopff/ den liebt ein jederman. O daß du ihm nicht laͤngſt zu deinem ſchmuck erleſen! An B

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/61>, abgerufen am 25.05.2024.