Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Sinn-Gedichte. Sie nimmt ihm die hertzen zehen mit NUr frisch! das spiel ist mein/ so vieler hertzen wegen/der dame weg. C. E. Sagt mir: welch hertz ist wol zehn hertzen überlegen? Wie aber? sticht man mich? halt! doch ich muß's verschmertzen/ Ein damen hertz gilt mehr/ als zehen andre hertzen. Sie gieng blau gekleidet. DEin wolgestalter leib/ die sittsame geberden/C. E. Der zarten glieder pracht und ihre treffligkeit/ Gehn/ Leonore/ gantz in blauen stoff verkleidt; Warum? dieweil du bist ein himmel auff der erden. Sie sahe in den spiegel. JCh sah Auroren sich nach ihrem spiegel drehen/C. E. Und fand in selbigem ihr antlitz wunderschön/ Aurora! rieff ich drauff/ mustu nicht selbst gestehn/ Daß man noch nie ein glaß hat schöner spiegeln sehen? Auff einen ungeschickten Medicum. BUllus ist ein artzt geworden und versteht das hand-C. E. werck nicht/ Lesen hat er nie gelernet/ und das schreiben will ihm fehlen/ Gleichwohl kan er lauter glück unter seine curen zehlen. Die recepte/ die er giebet/ sind von andren eingericht. Vor das fieber/ vor den stein/ vor die stiche zu dem hertzen Trägt er beyde säcke voll/ und bestillt die gröste schmertzen. Ju- II. Theil. J
Sinn-Gedichte. Sie nimmt ihm die hertzen zehen mit NUr friſch! das ſpiel iſt mein/ ſo vieler hertzen wegen/der dame weg. C. E. Sagt mir: welch hertz iſt wol zehn hertzen uͤberlegen? Wie aber? ſticht man mich? halt! doch ich muß’s verſchmertzen/ Ein damen hertz gilt mehr/ als zehen andre hertzen. Sie gieng blau gekleidet. DEin wolgeſtalter leib/ die ſittſame geberden/C. E. Der zarten glieder pracht und ihre treffligkeit/ Gehn/ Leonore/ gantz in blauen ſtoff verkleidt; Warum? dieweil du biſt ein himmel auff der erden. Sie ſahe in den ſpiegel. JCh ſah Auroren ſich nach ihrem ſpiegel drehen/C. E. Und fand in ſelbigem ihr antlitz wunderſchoͤn/ Aurora! rieff ich drauff/ muſtu nicht ſelbſt geſtehn/ Daß man noch nie ein glaß hat ſchoͤner ſpiegeln ſehen? Auff einen ungeſchickten Medicum. BUllus iſt ein artzt geworden und verſteht das hand-C. E. werck nicht/ Leſen hat er nie gelernet/ und das ſchreiben will ihm fehlen/ Gleichwohl kan er lauter gluͤck unter ſeine curen zehlen. Die recepte/ die er giebet/ ſind von andren eingericht. Vor das fieber/ vor den ſtein/ vor die ſtiche zu dem hertzen Traͤgt er beyde ſaͤcke voll/ und beſtillt die groͤſte ſchmertzen. Ju- II. Theil. J
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Sinn-Gedichte.
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C. E.
NUr friſch! das ſpiel iſt mein/ ſo vieler hertzen wegen/
Sagt mir: welch hertz iſt wol zehn hertzen uͤberlegen?
Wie aber? ſticht man mich? halt! doch ich muß’s verſchmertzen/
Ein damen hertz gilt mehr/ als zehen andre hertzen.
Sie gieng blau gekleidet.
C. E.
DEin wolgeſtalter leib/ die ſittſame geberden/
Der zarten glieder pracht und ihre treffligkeit/
Gehn/ Leonore/ gantz in blauen ſtoff verkleidt;
Warum? dieweil du biſt ein himmel auff der erden.
Sie ſahe in den ſpiegel.
C. E.
JCh ſah Auroren ſich nach ihrem ſpiegel drehen/
Und fand in ſelbigem ihr antlitz wunderſchoͤn/
Aurora! rieff ich drauff/ muſtu nicht ſelbſt geſtehn/
Daß man noch nie ein glaß hat ſchoͤner ſpiegeln ſehen?
Auff einen ungeſchickten Medicum.
C. E.
BUllus iſt ein artzt geworden und verſteht das hand-
werck nicht/
Leſen hat er nie gelernet/ und das ſchreiben will ihm fehlen/
Gleichwohl kan er lauter gluͤck unter ſeine curen zehlen.
Die recepte/ die er giebet/ ſind von andren eingericht.
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Traͤgt er beyde ſaͤcke voll/ und beſtillt die groͤſte ſchmertzen.
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