Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.
Jch dacht'/ o höchstbeglückten beyde! Doch machte mein verlust mir bang. Seyd glücklich/ sprach ich; doch wie lang! Wie bald stört euch der tod die freude? Was hilfft euch dann die gute wahl/ Je süsser eh/ je grösser qual! Ein weib kan alle tugend haben/ Auch schönheit/ stand und überfluß; Und würcket dennoch nur verdruß Mit allen ihren vorzugs-gaben: Wenn nemlich sie voll übermuth/ Bey ihrer tugend trotzig thut. Dir war die deine so ergeben/ Als wenn in ihr kein wille wär'/ Als sucht ihr gantzer wunsch nichts mehr/ Denn deinem völlig nachzuleben. Was dir beliebig und bequem/ War ihr durchgehends angenehm. Jn freuden war sie dein vergnügen/ Jm trauren deine trösterin. Wie wuste sie dich abzuziehn/ Und aller unlust vorzubiegen? Wie machte sie es noch den tag/ Als Blumberg in den aschen lag. Jhr saht das halbe gut verbrennen/ Das vorspiel leider! deiner nöth/ Worinn dich nun gestürtzt ihr tod! Doch war es kaum bey ihr zu kennen. Die
Jch dacht’/ o hoͤchſtbegluͤckten beyde! Doch machte mein verluſt mir bang. Seyd gluͤcklich/ ſprach ich; doch wie lang! Wie bald ſtoͤrt euch der tod die freude? Was hilfft euch dann die gute wahl/ Je ſuͤſſer eh/ je groͤſſer qual! Ein weib kan alle tugend haben/ Auch ſchoͤnheit/ ſtand und uͤberfluß; Und wuͤrcket dennoch nur verdruß Mit allen ihren vorzugs-gaben: Wenn nemlich ſie voll uͤbermuth/ Bey ihrer tugend trotzig thut. Dir war die deine ſo ergeben/ Als wenn in ihr kein wille waͤr’/ Als ſucht ihr gantzer wunſch nichts mehr/ Denn deinem voͤllig nachzuleben. Was dir beliebig und bequem/ War ihr durchgehends angenehm. Jn freuden war ſie dein vergnuͤgen/ Jm trauren deine troͤſterin. Wie wuſte ſie dich abzuziehn/ Und aller unluſt vorzubiegen? Wie machte ſie es noch den tag/ Als Blumberg in den aſchen lag. Jhr ſaht das halbe gut verbrennen/ Das vorſpiel leider! deiner noͤth/ Worinn dich nun geſtuͤrtzt ihr tod! Doch war es kaum bey ihr zu kennen. Die
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Begraͤbniß-Gedichte.
Und in gedancken ſchon zu freyen.
Jch aber ſah auff euer gluͤck
Mit einem ſorgens-vollen blick.
Jch dacht’/ o hoͤchſtbegluͤckten beyde!
Doch machte mein verluſt mir bang.
Seyd gluͤcklich/ ſprach ich; doch wie lang!
Wie bald ſtoͤrt euch der tod die freude?
Was hilfft euch dann die gute wahl/
Je ſuͤſſer eh/ je groͤſſer qual!
Ein weib kan alle tugend haben/
Auch ſchoͤnheit/ ſtand und uͤberfluß;
Und wuͤrcket dennoch nur verdruß
Mit allen ihren vorzugs-gaben:
Wenn nemlich ſie voll uͤbermuth/
Bey ihrer tugend trotzig thut.
Dir war die deine ſo ergeben/
Als wenn in ihr kein wille waͤr’/
Als ſucht ihr gantzer wunſch nichts mehr/
Denn deinem voͤllig nachzuleben.
Was dir beliebig und bequem/
War ihr durchgehends angenehm.
Jn freuden war ſie dein vergnuͤgen/
Jm trauren deine troͤſterin.
Wie wuſte ſie dich abzuziehn/
Und aller unluſt vorzubiegen?
Wie machte ſie es noch den tag/
Als Blumberg in den aſchen lag.
Jhr ſaht das halbe gut verbrennen/
Das vorſpiel leider! deiner noͤth/
Worinn dich nun geſtuͤrtzt ihr tod!
Doch war es kaum bey ihr zu kennen.
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