Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Galante Gedichte. Das ist ein zeitvertreib/ so die erwehlen sollen/Die in der sterbligkeit mit recht verfahren wollen. Must alles fleisch gepaart in Noens kasten gehn/ Wie will man ungepaart in dieser welt bestehn? Sonnet. Straffe des fürwitzes. C. H. v. H. ALs ich die Lesbie nechst in der kammer fand/ Da sie sich überhin und schläffrig angeleget; So schaut ich eine brust/ die schöner äpffel träget/ Als iemals vorgebracht das reiche morgen-land. Die brunst zog meinen geist/ der fürwitz trieb die hand Zu suchen/ was sich hier in diesem zirck beweget. Diß hat der Lesbie so grossen zorn erreget/ Daß sie in höchstem grimm ist gegen mich entbrand; Sie trieb mich von sich weg/ sie stieß mich zu der seiten/ Sie hieß mich unverweilt aus ihren augen schreiten. Jch sprach/ indem sie mich aus ihrer kammer stieß/ Dieweil ich allzukühn und mehr als sichs gebühret/ Die mir verbotne frucht der äpffel angerühret/ So stöst ein engel mich ietzt aus dem paradieß. Auff ihre thränen. DJe thränen stehen dir wie perlen im gesichte/C. H. v. H. Und fliessen wie crystall durch wangen/ mund und brust/ Dein seuffzen halte ich nicht mehr vor ein gedichte/ Was deine seele kränckt/ ist meiner wol bewust. Und hat mir gleich die angst den treuen mund geschlossen/ Den augen und der hand den zügel angelegt/ So schwer ich/ daß ich mehr der thränen ausgegossen/ Als unser Oder-strom der klaren tropffen trägt. Kan A 3
Galante Gedichte. Das iſt ein zeitvertreib/ ſo die erwehlen ſollen/Die in der ſterbligkeit mit recht verfahren wollen. Muſt alles fleiſch gepaart in Noens kaſten gehn/ Wie will man ungepaart in dieſer welt beſtehn? Sonnet. Straffe des fuͤrwitzes. C. H. v. H. ALs ich die Lesbie nechſt in der kammer fand/ Da ſie ſich uͤberhin und ſchlaͤffrig angeleget; So ſchaut ich eine bruſt/ die ſchoͤner aͤpffel traͤget/ Als iemals vorgebracht das reiche morgen-land. Die brunſt zog meinen geiſt/ der fuͤrwitz trieb die hand Zu ſuchen/ was ſich hier in dieſem zirck beweget. Diß hat der Lesbie ſo groſſen zorn erreget/ Daß ſie in hoͤchſtem grimm iſt gegen mich entbrand; Sie trieb mich von ſich weg/ ſie ſtieß mich zu der ſeiten/ Sie hieß mich unverweilt aus ihren augen ſchreiten. Jch ſprach/ indem ſie mich aus ihrer kammer ſtieß/ Dieweil ich allzukuͤhn und mehr als ſichs gebuͤhret/ Die mir verbotne frucht der aͤpffel angeruͤhret/ So ſtoͤſt ein engel mich ietzt aus dem paradieß. Auff ihre thraͤnen. DJe thraͤnen ſtehen dir wie perlen im geſichte/C. H. v. H. Und flieſſen wie cryſtall durch wangen/ mund und bruſt/ Dein ſeuffzen halte ich nicht mehr vor ein gedichte/ Was deine ſeele kraͤnckt/ iſt meiner wol bewuſt. Und hat mir gleich die angſt den treuen mund geſchloſſen/ Den augen und der hand den zuͤgel angelegt/ So ſchwer ich/ daß ich mehr der thraͤnen ausgegoſſen/ Als unſer Oder-ſtrom der klaren tropffen traͤgt. Kan A 3
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Galante Gedichte.
Das iſt ein zeitvertreib/ ſo die erwehlen ſollen/
Die in der ſterbligkeit mit recht verfahren wollen.
Muſt alles fleiſch gepaart in Noens kaſten gehn/
Wie will man ungepaart in dieſer welt beſtehn?
Sonnet.
Straffe des fuͤrwitzes.
C. H. v. H.
ALs ich die Lesbie nechſt in der kammer fand/
Da ſie ſich uͤberhin und ſchlaͤffrig angeleget;
So ſchaut ich eine bruſt/ die ſchoͤner aͤpffel traͤget/
Als iemals vorgebracht das reiche morgen-land.
Die brunſt zog meinen geiſt/ der fuͤrwitz trieb die hand
Zu ſuchen/ was ſich hier in dieſem zirck beweget.
Diß hat der Lesbie ſo groſſen zorn erreget/
Daß ſie in hoͤchſtem grimm iſt gegen mich entbrand;
Sie trieb mich von ſich weg/ ſie ſtieß mich zu der ſeiten/
Sie hieß mich unverweilt aus ihren augen ſchreiten.
Jch ſprach/ indem ſie mich aus ihrer kammer ſtieß/
Dieweil ich allzukuͤhn und mehr als ſichs gebuͤhret/
Die mir verbotne frucht der aͤpffel angeruͤhret/
So ſtoͤſt ein engel mich ietzt aus dem paradieß.
Auff ihre thraͤnen.
C. H. v. H.
DJe thraͤnen ſtehen dir wie perlen im geſichte/
Und flieſſen wie cryſtall durch wangen/ mund und bruſt/
Dein ſeuffzen halte ich nicht mehr vor ein gedichte/
Was deine ſeele kraͤnckt/ iſt meiner wol bewuſt.
Und hat mir gleich die angſt den treuen mund geſchloſſen/
Den augen und der hand den zuͤgel angelegt/
So ſchwer ich/ daß ich mehr der thraͤnen ausgegoſſen/
Als unſer Oder-ſtrom der klaren tropffen traͤgt.
Kan
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