Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Ein volck/ dem vor der zeit vor unserm blick * gegraut/Hat eines überfalls sich abermahls getraut. Woher rührt dieser muth? das sind nicht ihre wercke. Sie brauchen unsern zwist zu ihrer trägheit stärcke. Bey unser einigkeit hat Cäsar auch gezagt; Da itzt ein Königreich sich uns zu hönen wagt. Seht doch den frevel an. Uns städt und land verheeren/ Nennt ** Franckreich/ zum gespott/ des reiches ruh begehren. Uns/ die selbst Könige/ schreibt es gesetz und spruch; Und/ daß wir uns verwahrt/ *** ist ihm ein friedens-bruch. Wie nun/ soll Gallien die teutschen ufer drängen? Genug gedult gehabt der langmuth nachzuhängen. Jhr helden wachet auf/ und samlet eure macht/ Hier steht gantz Brandenburg für euch zu hauf gebracht; Wir sind und heissen noch die streitbaren Germanen. Der bund ward kaum beliebt/ so zogen deine fahnen. Dein heer/ zu welches sich mehr völcker zugesellt/ Schlug gleich/ bey Ordingen/ die dränger aus dem feld: Nahm Rheinberg/ durch vergleich/ wie sie es eingenommen; Und wo vor ehmahls selbst ihr König müssen kommen. Jm frühling/ da man nun den grösten grimm befahrt/ Verstärcktest du den zug mit deiner gegenwart. Als hauptmann sah man dich vor deinen scharen ziehen/ Und vor denselben her die wachen feinde fliehen: Du zwangst in einem lauf das feste Käyserswerth: Du wandtest dich nach Cölln/ das deinen schutz begehrt: Erstiegst die Bonner-schantz'/ und nach gelegten brücken/ Befahlstu/ über mich/ die läger fortzurücken/ Hier * Saepe numero sese cum iis congressos, ne vultum quidem atque aciem oculorum ferre potuisse, erzehlen von den Teut- schen die Gallier selbst bey dem Caesar lib. 1. de bello Gall. ** Jn dem damahls ausgegebenen Manifest. *** Durch das zu Augspurg gemachte bündniß.
Vermiſchte Gedichte. Ein volck/ dem vor der zeit vor unſerm blick * gegraut/Hat eines uͤberfalls ſich abermahls getraut. Woher ruͤhrt dieſer muth? das ſind nicht ihre wercke. Sie brauchen unſern zwiſt zu ihrer traͤgheit ſtaͤrcke. Bey unſer einigkeit hat Caͤſar auch gezagt; Da itzt ein Koͤnigreich ſich uns zu hoͤnen wagt. Seht doch den frevel an. Uns ſtaͤdt und land verheeren/ Nennt ** Franckreich/ zum geſpott/ des reiches ruh begehren. Uns/ die ſelbſt Koͤnige/ ſchreibt es geſetz und ſpruch; Und/ daß wir uns verwahrt/ *** iſt ihm ein friedens-bruch. Wie nun/ ſoll Gallien die teutſchen ufer draͤngen? Genug gedult gehabt der langmuth nachzuhaͤngen. Jhr helden wachet auf/ und ſamlet eure macht/ Hier ſteht gantz Brandenburg fuͤr euch zu hauf gebracht; Wir ſind und heiſſen noch die ſtreitbaren Germanen. Der bund ward kaum beliebt/ ſo zogen deine fahnen. Dein heer/ zu welches ſich mehr voͤlcker zugeſellt/ Schlug gleich/ bey Ordingen/ die draͤnger aus dem feld: Nahm Rheinberg/ durch vergleich/ wie ſie es eingenommen; Und wo vor ehmahls ſelbſt ihr Koͤnig muͤſſen kommen. Jm fruͤhling/ da man nun den groͤſten grimm befahrt/ Verſtaͤrckteſt du den zug mit deiner gegenwart. Als hauptmann ſah man dich vor deinen ſcharen ziehen/ Und vor denſelben her die wachen feinde fliehen: Du zwangſt in einem lauf das feſte Kaͤyſerswerth: Du wandteſt dich nach Coͤlln/ das deinen ſchutz begehrt: Erſtiegſt die Bonner-ſchantz’/ und nach gelegten bruͤcken/ Befahlſtu/ uͤber mich/ die laͤger fortzuruͤcken/ Hier * Sæpe numero ſeſe cum iis congreſſos, ne vultum quidem atque aciem oculorum ferre potuiſſe, erzehlen von den Teut- ſchen die Gallier ſelbſt bey dem Cæſar lib. 1. de bello Gall. ** Jn dem damahls ausgegebenen Manifeſt. *** Durch das zu Augſpurg gemachte buͤndniß.
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Vermiſchte Gedichte.
Ein volck/ dem vor der zeit vor unſerm blick * gegraut/
Hat eines uͤberfalls ſich abermahls getraut.
Woher ruͤhrt dieſer muth? das ſind nicht ihre wercke.
Sie brauchen unſern zwiſt zu ihrer traͤgheit ſtaͤrcke.
Bey unſer einigkeit hat Caͤſar auch gezagt;
Da itzt ein Koͤnigreich ſich uns zu hoͤnen wagt.
Seht doch den frevel an. Uns ſtaͤdt und land verheeren/
Nennt ** Franckreich/ zum geſpott/ des reiches ruh begehren.
Uns/ die ſelbſt Koͤnige/ ſchreibt es geſetz und ſpruch;
Und/ daß wir uns verwahrt/ *** iſt ihm ein friedens-bruch.
Wie nun/ ſoll Gallien die teutſchen ufer draͤngen?
Genug gedult gehabt der langmuth nachzuhaͤngen.
Jhr helden wachet auf/ und ſamlet eure macht/
Hier ſteht gantz Brandenburg fuͤr euch zu hauf gebracht;
Wir ſind und heiſſen noch die ſtreitbaren Germanen.
Der bund ward kaum beliebt/ ſo zogen deine fahnen.
Dein heer/ zu welches ſich mehr voͤlcker zugeſellt/
Schlug gleich/ bey Ordingen/ die draͤnger aus dem feld:
Nahm Rheinberg/ durch vergleich/ wie ſie es eingenommen;
Und wo vor ehmahls ſelbſt ihr Koͤnig muͤſſen kommen.
Jm fruͤhling/ da man nun den groͤſten grimm befahrt/
Verſtaͤrckteſt du den zug mit deiner gegenwart.
Als hauptmann ſah man dich vor deinen ſcharen ziehen/
Und vor denſelben her die wachen feinde fliehen:
Du zwangſt in einem lauf das feſte Kaͤyſerswerth:
Du wandteſt dich nach Coͤlln/ das deinen ſchutz begehrt:
Erſtiegſt die Bonner-ſchantz’/ und nach gelegten bruͤcken/
Befahlſtu/ uͤber mich/ die laͤger fortzuruͤcken/
Hier
* Sæpe numero ſeſe cum iis congreſſos, ne vultum quidem
atque aciem oculorum ferre potuiſſe, erzehlen von den Teut-
ſchen die Gallier ſelbſt bey dem Cæſar lib. 1. de bello Gall.
** Jn dem damahls ausgegebenen Manifeſt.
*** Durch das zu Augſpurg gemachte buͤndniß.
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