Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Denn dieser ists der mich erquicken kan.Diß ists/ woraus ich mein vergnügen sauge: Ein schöner leib und ein holdseligs auge Jst meiner lieb und seelen kegel-plan. Auf den neuerwehlten Pabst aus dem ACh wird Vidon ein Pabst? ihr heilgen purpur-mützen/Jtaliänischen. H. M. Entröthet ihr euch nicht zu crönen den Vidon? Soll die dreyfache cron auf dessen haupte sitzen/ Der als der mörder haupt verdienet andern lohn? Ein mönch der in der welt stets suchte sein vergnügen/ Ein Bischoff der zugleich ein jüd'scher Simon war/ Ein Nuntius/ der nie/ was heimlich war/ verschwiegen/ Ein abgesandter/ doch aus Simous falscher schaar; Solt dieser auf den stuhl? der mir mein leben ende? Der meine Tyber kehr in ein blutrothes bad? Mich schrecken des Vidons blutdürst'ge mörder-hände/ Jch höchst-betrübtes Rom/ wo such ich klugen rath? Die thränen fliessen nicht umsonst von meinen wangen; Die ursach ist bekandt: mir zittert bein und haut: Denn der die mutter oft mit prügeln hat empfangen/ Der wird sich auch nicht scheun zu prügeln seine braut. An einen seil-täntzer. Sonnet. BEschreite der lüfte zerflossene bahn/ Verwandle die glieder in segel und flügel/ Dein Pegasus schwinge sich über die hügel/ Und trete herunter in Acherons kahn/ Streck alle die kräfte des leibes noch an/ Und löse der schenckel gebundene zügel/ Dein wackelfuß rennet mit offenem bügel Viel schneller als irgend ein westwind gethan. So T 4
Vermiſchte Gedichte. Denn dieſer iſts der mich erquicken kan.Diß iſts/ woraus ich mein vergnuͤgen ſauge: Ein ſchoͤner leib und ein holdſeligs auge Jſt meiner lieb und ſeelen kegel-plan. Auf den neuerwehlten Pabſt aus dem ACh wird Vidon ein Pabſt? ihr heilgen purpur-muͤtzen/Jtaliaͤniſchen. H. M. Entroͤthet ihr euch nicht zu croͤnen den Vidon? Soll die dreyfache cron auf deſſen haupte ſitzen/ Der als der moͤrder haupt verdienet andern lohn? Ein moͤnch der in der welt ſtets ſuchte ſein vergnuͤgen/ Ein Biſchoff der zugleich ein juͤd’ſcher Simon war/ Ein Nuntius/ der nie/ was heimlich war/ verſchwiegen/ Ein abgeſandter/ doch aus Simous falſcher ſchaar; Solt dieſer auf den ſtuhl? der mir mein leben ende? Der meine Tyber kehr in ein blutrothes bad? Mich ſchrecken des Vidons blutduͤrſt’ge moͤrder-haͤnde/ Jch hoͤchſt-betruͤbtes Rom/ wo ſuch ich klugen rath? Die thraͤnen flieſſen nicht umſonſt von meinen wangen; Die urſach iſt bekandt: mir zittert bein und haut: Denn der die mutter oft mit pruͤgeln hat empfangen/ Der wird ſich auch nicht ſcheun zu pruͤgeln ſeine braut. An einen ſeil-taͤntzer. Sonnet. BEſchreite der luͤfte zerfloſſene bahn/ Verwandle die glieder in ſegel und fluͤgel/ Dein Pegaſus ſchwinge ſich uͤber die huͤgel/ Und trete herunter in Acherons kahn/ Streck alle die kraͤfte des leibes noch an/ Und loͤſe der ſchenckel gebundene zuͤgel/ Dein wackelfuß rennet mit offenem buͤgel Viel ſchneller als irgend ein weſtwind gethan. So T 4
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Vermiſchte Gedichte.
Denn dieſer iſts der mich erquicken kan.
Diß iſts/ woraus ich mein vergnuͤgen ſauge:
Ein ſchoͤner leib und ein holdſeligs auge
Jſt meiner lieb und ſeelen kegel-plan.
Auf den neuerwehlten Pabſt aus dem
Jtaliaͤniſchen.
H. M.
ACh wird Vidon ein Pabſt? ihr heilgen purpur-muͤtzen/
Entroͤthet ihr euch nicht zu croͤnen den Vidon?
Soll die dreyfache cron auf deſſen haupte ſitzen/
Der als der moͤrder haupt verdienet andern lohn?
Ein moͤnch der in der welt ſtets ſuchte ſein vergnuͤgen/
Ein Biſchoff der zugleich ein juͤd’ſcher Simon war/
Ein Nuntius/ der nie/ was heimlich war/ verſchwiegen/
Ein abgeſandter/ doch aus Simous falſcher ſchaar;
Solt dieſer auf den ſtuhl? der mir mein leben ende?
Der meine Tyber kehr in ein blutrothes bad?
Mich ſchrecken des Vidons blutduͤrſt’ge moͤrder-haͤnde/
Jch hoͤchſt-betruͤbtes Rom/ wo ſuch ich klugen rath?
Die thraͤnen flieſſen nicht umſonſt von meinen wangen;
Die urſach iſt bekandt: mir zittert bein und haut:
Denn der die mutter oft mit pruͤgeln hat empfangen/
Der wird ſich auch nicht ſcheun zu pruͤgeln ſeine braut.
An einen ſeil-taͤntzer.
Sonnet.
BEſchreite der luͤfte zerfloſſene bahn/
Verwandle die glieder in ſegel und fluͤgel/
Dein Pegaſus ſchwinge ſich uͤber die huͤgel/
Und trete herunter in Acherons kahn/
Streck alle die kraͤfte des leibes noch an/
Und loͤſe der ſchenckel gebundene zuͤgel/
Dein wackelfuß rennet mit offenem buͤgel
Viel ſchneller als irgend ein weſtwind gethan.
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