Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
So webet Arachne die netze zusammen/
So drehet und endert ein irrsal den gang/
So pflegen die flammen verschrencket zu stammen/
So mischt sich der vielmals vermengete klang.
Diß springen/ diß treten/ diß rencken und schwencken
Kan alle gebeine wie räderwerck lencken.


Auff das vom Türcken bekriegte
Ungern.
SOll itzt der erben kreiß nicht beben und erzirtern/
Da sich des himmels grimm mit allen ungewittern
Hat wider uns gerüst? da Türck und Seyth erwacht/
Und gantz Pannonien zu einer leiche macht.
Der Jster/ so zuvor gekrönt von unsern siegen
Und fremdem blut gefärbt/ muß nun an fesseln liegen/
Die schnelle welle hebt ihr schwaches haupt empor/
Weil vor den lorber-crautz verächtlich schilf und rohr
Die stoltze scheitel drückt. Das ufer klingt von klage/
Und jenseits starrt von blut die schwesterliche wage/
Jndem der Neutra-strom der freyheit purpur trägt/
Den unser krieges-mann daselbsten abgelegt/
Als Ottomannes blitz Neuhäusel angefallen/
Und unaufhörlich ließ die mord-geschütz erschallen/
Da ieder augenblick mit donner schwanger ging/
Und an des himmels dach unendlich feuer hing.
Ach schauplatz aller noth und frevler grausamkeiten!
Dort sahe man den feind/ hier wenig christen streiten/
So eintzig und allein ein enger wall beschloß/
Wann sich dort Asien mit donnerndem geschoß
Abscheulich hören ließ/ und spieß und schwerdter k[l]ungen/
Wann kugeln in der luft mit lichtem schwefel sprungen/
Und den geängstigten und jammerreichen tag
Ermordter cörper zahl fast wie zu schwärtzen pflag.
Uns reitzte tapfrer muth vors vaterland zu sterben/
Den bluthund unser land von grund aus zu verderben/
Drum
Vermiſchte Gedichte.
So webet Arachne die netze zuſammen/
So drehet und endert ein irrſal den gang/
So pflegen die flammen verſchrencket zu ſtammen/
So miſcht ſich der vielmals vermengete klang.
Diß ſpringen/ diß treten/ diß rencken und ſchwencken
Kan alle gebeine wie raͤderwerck lencken.


Auff das vom Tuͤrcken bekriegte
Ungern.
SOll itzt der erben kreiß nicht beben und erzirtern/
Da ſich des himmels grimm mit allen ungewittern
Hat wider uns geruͤſt? da Tuͤrck und Seyth erwacht/
Und gantz Pannonien zu einer leiche macht.
Der Jſter/ ſo zuvor gekroͤnt von unſern ſiegen
Und fremdem blut gefaͤrbt/ muß nun an feſſeln liegen/
Die ſchnelle welle hebt ihr ſchwaches haupt empor/
Weil vor den lorber-crautz veraͤchtlich ſchilf und rohr
Die ſtoltze ſcheitel druͤckt. Das ufer klingt von klage/
Und jenſeits ſtarrt von blut die ſchweſterliche wage/
Jndem der Neutra-ſtrom der freyheit purpur traͤgt/
Den unſer krieges-mann daſelbſten abgelegt/
Als Ottomannes blitz Neuhaͤuſel angefallen/
Und unaufhoͤrlich ließ die mord-geſchuͤtz erſchallen/
Da ieder augenblick mit donner ſchwanger ging/
Und an des himmels dach unendlich feuer hing.
Ach ſchauplatz aller noth und frevler grauſamkeiten!
Dort ſahe man den feind/ hier wenig chriſten ſtreiten/
So eintzig und allein ein enger wall beſchloß/
Wann ſich dort Aſien mit donnerndem geſchoß
Abſcheulich hoͤren ließ/ und ſpieß und ſchwerdter k[l]ungen/
Wann kugeln in der luft mit lichtem ſchwefel ſprungen/
Und den geaͤngſtigten und jammerreichen tag
Ermordter coͤrper zahl faſt wie zu ſchwaͤrtzen pflag.
Uns reitzte tapfrer muth vors vaterland zu ſterben/
Den bluthund unſer land von grund aus zu verderben/
Drum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0312" n="296"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="3">
            <l>So webet Arachne die netze zu&#x017F;ammen/</l><lb/>
            <l>So drehet und endert ein irr&#x017F;al den gang/</l><lb/>
            <l>So pflegen die flammen ver&#x017F;chrencket zu &#x017F;tammen/</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>So mi&#x017F;cht &#x017F;ich der vielmals vermengete klang.</l><lb/>
            <l>Diß &#x017F;pringen/ diß treten/ diß rencken und &#x017F;chwencken</l><lb/>
            <l>Kan alle gebeine wie ra&#x0364;derwerck lencken.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auff das vom Tu&#x0364;rcken bekriegte<lb/>
Ungern.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">S</hi>Oll itzt der erben kreiß nicht beben und erzirtern/</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ich des himmels grimm mit allen ungewittern</l><lb/>
          <l>Hat wider uns geru&#x0364;&#x017F;t? da Tu&#x0364;rck und Seyth erwacht/</l><lb/>
          <l>Und gantz Pannonien zu einer leiche macht.</l><lb/>
          <l>Der J&#x017F;ter/ &#x017F;o zuvor gekro&#x0364;nt von un&#x017F;ern &#x017F;iegen</l><lb/>
          <l>Und fremdem blut gefa&#x0364;rbt/ muß nun an fe&#x017F;&#x017F;eln liegen/</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;chnelle welle hebt ihr &#x017F;chwaches haupt empor/</l><lb/>
          <l>Weil vor den lorber-crautz vera&#x0364;chtlich &#x017F;chilf und rohr</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;toltze &#x017F;cheitel dru&#x0364;ckt. Das ufer klingt von klage/</l><lb/>
          <l>Und jen&#x017F;eits &#x017F;tarrt von blut die &#x017F;chwe&#x017F;terliche wage/</l><lb/>
          <l>Jndem der Neutra-&#x017F;trom der freyheit purpur tra&#x0364;gt/</l><lb/>
          <l>Den un&#x017F;er krieges-mann da&#x017F;elb&#x017F;ten abgelegt/</l><lb/>
          <l>Als Ottomannes blitz Neuha&#x0364;u&#x017F;el angefallen/</l><lb/>
          <l>Und unaufho&#x0364;rlich ließ die mord-ge&#x017F;chu&#x0364;tz er&#x017F;challen/</l><lb/>
          <l>Da ieder augenblick mit donner &#x017F;chwanger ging/</l><lb/>
          <l>Und an des himmels dach unendlich feuer hing.</l><lb/>
          <l>Ach &#x017F;chauplatz aller noth und frevler grau&#x017F;amkeiten!</l><lb/>
          <l>Dort &#x017F;ahe man den feind/ hier wenig chri&#x017F;ten &#x017F;treiten/</l><lb/>
          <l>So eintzig und allein ein enger wall be&#x017F;chloß/</l><lb/>
          <l>Wann &#x017F;ich dort A&#x017F;ien mit donnerndem ge&#x017F;choß</l><lb/>
          <l>Ab&#x017F;cheulich ho&#x0364;ren ließ/ und &#x017F;pieß und &#x017F;chwerdter k<supplied>l</supplied>ungen/</l><lb/>
          <l>Wann kugeln in der luft mit lichtem &#x017F;chwefel &#x017F;prungen/</l><lb/>
          <l>Und den gea&#x0364;ng&#x017F;tigten und jammerreichen tag</l><lb/>
          <l>Ermordter co&#x0364;rper zahl fa&#x017F;t wie zu &#x017F;chwa&#x0364;rtzen pflag.</l><lb/>
          <l>Uns reitzte tapfrer muth vors vaterland zu &#x017F;terben/</l><lb/>
          <l>Den bluthund un&#x017F;er land von grund aus zu verderben/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Drum</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0312] Vermiſchte Gedichte. So webet Arachne die netze zuſammen/ So drehet und endert ein irrſal den gang/ So pflegen die flammen verſchrencket zu ſtammen/ So miſcht ſich der vielmals vermengete klang. Diß ſpringen/ diß treten/ diß rencken und ſchwencken Kan alle gebeine wie raͤderwerck lencken. Auff das vom Tuͤrcken bekriegte Ungern. SOll itzt der erben kreiß nicht beben und erzirtern/ Da ſich des himmels grimm mit allen ungewittern Hat wider uns geruͤſt? da Tuͤrck und Seyth erwacht/ Und gantz Pannonien zu einer leiche macht. Der Jſter/ ſo zuvor gekroͤnt von unſern ſiegen Und fremdem blut gefaͤrbt/ muß nun an feſſeln liegen/ Die ſchnelle welle hebt ihr ſchwaches haupt empor/ Weil vor den lorber-crautz veraͤchtlich ſchilf und rohr Die ſtoltze ſcheitel druͤckt. Das ufer klingt von klage/ Und jenſeits ſtarrt von blut die ſchweſterliche wage/ Jndem der Neutra-ſtrom der freyheit purpur traͤgt/ Den unſer krieges-mann daſelbſten abgelegt/ Als Ottomannes blitz Neuhaͤuſel angefallen/ Und unaufhoͤrlich ließ die mord-geſchuͤtz erſchallen/ Da ieder augenblick mit donner ſchwanger ging/ Und an des himmels dach unendlich feuer hing. Ach ſchauplatz aller noth und frevler grauſamkeiten! Dort ſahe man den feind/ hier wenig chriſten ſtreiten/ So eintzig und allein ein enger wall beſchloß/ Wann ſich dort Aſien mit donnerndem geſchoß Abſcheulich hoͤren ließ/ und ſpieß und ſchwerdter klungen/ Wann kugeln in der luft mit lichtem ſchwefel ſprungen/ Und den geaͤngſtigten und jammerreichen tag Ermordter coͤrper zahl faſt wie zu ſchwaͤrtzen pflag. Uns reitzte tapfrer muth vors vaterland zu ſterben/ Den bluthund unſer land von grund aus zu verderben/ Drum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/312
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/312>, abgerufen am 22.11.2024.