Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Wenn iedes thier fühlt süsse pein/
Das/ vielmahl deiner zu geniessen/
Die von natur erweckte brunst
Lehrt die gemeine liebes-kunst.


Von der sommer-zeit.
SOll ich/ o sommer/ dich beschreiben?
Wer fühlet deine stärcke nicht/
Die offt den leib so hefftig sticht/
Daß er nicht mehr bedeckt kan bleiben?
Vermehrt doch schon dein hoher preiß
Auf beyden wangen meinen schweiß.
Du bist ein bräutigam der erden/
Der in der liebe sich erhitzt/
Bey dem die braut entblösset sitzt/
Wenn sie von dir will fruchtbar werden/
Weil ihre kinder nicht dein brod
Umkommen läst in hungers-noth.
Du giebst in allerlängsten tagen
Der arbeit ihr gewünschtes licht/
Erfreuest aller angesicht
An dem/ was bäum und äcker tragen/
Läst nicht der bauren häuser leer/
Ernehrst der thiere grosses heer.
Dein heu speist rinder/ schafe/ pferde/
Wenn sich der winter eingestellt/
Der/ was uns giebt dein wald und feld/
Trägt auf den tisch von seinem heerde/
Weil ihm sein thun nichts leget ein.
Kan deines reichthums erbe seyn.
Doch müssen dich viel ohren hassen/
Wenn dein gewitter blitzt und schlägt/
Die furcht in zarte hertzen prägt/
Niemanden will in ruhe lassen.
Denn
Vermiſchte Gedichte.
Wenn iedes thier fuͤhlt ſuͤſſe pein/
Das/ vielmahl deiner zu genieſſen/
Die von natur erweckte brunſt
Lehrt die gemeine liebes-kunſt.


Von der ſommer-zeit.
SOll ich/ o ſommer/ dich beſchreiben?
Wer fuͤhlet deine ſtaͤrcke nicht/
Die offt den leib ſo hefftig ſticht/
Daß er nicht mehr bedeckt kan bleiben?
Vermehrt doch ſchon dein hoher preiß
Auf beyden wangen meinen ſchweiß.
Du biſt ein braͤutigam der erden/
Der in der liebe ſich erhitzt/
Bey dem die braut entbloͤſſet ſitzt/
Wenn ſie von dir will fruchtbar werden/
Weil ihre kinder nicht dein brod
Umkommen laͤſt in hungers-noth.
Du giebſt in allerlaͤngſten tagen
Der arbeit ihr gewuͤnſchtes licht/
Erfreueſt aller angeſicht
An dem/ was baͤum und aͤcker tragen/
Laͤſt nicht der bauren haͤuſer leer/
Ernehrſt der thiere groſſes heer.
Dein heu ſpeiſt rinder/ ſchafe/ pferde/
Wenn ſich der winter eingeſtellt/
Der/ was uns giebt dein wald und feld/
Traͤgt auf den tiſch von ſeinem heerde/
Weil ihm ſein thun nichts leget ein.
Kan deines reichthums erbe ſeyn.
Doch muͤſſen dich viel ohren haſſen/
Wenn dein gewitter blitzt und ſchlaͤgt/
Die furcht in zarte hertzen praͤgt/
Niemanden will in ruhe laſſen.
Denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0328" n="312"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Wenn iedes thier fu&#x0364;hlt &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e pein/</l><lb/>
          <l>Das/ vielmahl deiner zu genie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Die von natur erweckte brun&#x017F;t</l><lb/>
          <l>Lehrt die gemeine liebes-kun&#x017F;t.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Von der &#x017F;ommer-zeit.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">S</hi>Oll ich/ o &#x017F;ommer/ dich be&#x017F;chreiben?</l><lb/>
          <l>Wer fu&#x0364;hlet deine &#x017F;ta&#x0364;rcke nicht/</l><lb/>
          <l>Die offt den leib &#x017F;o hefftig &#x017F;ticht/</l><lb/>
          <l>Daß er nicht mehr bedeckt kan bleiben?</l><lb/>
          <l>Vermehrt doch &#x017F;chon dein hoher preiß</l><lb/>
          <l>Auf beyden wangen meinen &#x017F;chweiß.</l><lb/>
          <l>Du bi&#x017F;t ein bra&#x0364;utigam der erden/</l><lb/>
          <l>Der in der liebe &#x017F;ich erhitzt/</l><lb/>
          <l>Bey dem die braut entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;itzt/</l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ie von dir will fruchtbar werden/</l><lb/>
          <l>Weil ihre kinder nicht dein brod</l><lb/>
          <l>Umkommen la&#x0364;&#x017F;t in hungers-noth.</l><lb/>
          <l>Du gieb&#x017F;t in allerla&#x0364;ng&#x017F;ten tagen</l><lb/>
          <l>Der arbeit ihr gewu&#x0364;n&#x017F;chtes licht/</l><lb/>
          <l>Erfreue&#x017F;t aller ange&#x017F;icht</l><lb/>
          <l>An dem/ was ba&#x0364;um und a&#x0364;cker tragen/</l><lb/>
          <l>La&#x0364;&#x017F;t nicht der bauren ha&#x0364;u&#x017F;er leer/</l><lb/>
          <l>Ernehr&#x017F;t der thiere gro&#x017F;&#x017F;es heer.</l><lb/>
          <l>Dein heu &#x017F;pei&#x017F;t rinder/ &#x017F;chafe/ pferde/</l><lb/>
          <l>Wenn &#x017F;ich der winter einge&#x017F;tellt/</l><lb/>
          <l>Der/ was uns giebt dein wald und feld/</l><lb/>
          <l>Tra&#x0364;gt auf den ti&#x017F;ch von &#x017F;einem heerde/</l><lb/>
          <l>Weil ihm &#x017F;ein thun nichts leget ein.</l><lb/>
          <l>Kan deines reichthums erbe &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <l>Doch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en dich viel ohren ha&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Wenn dein gewitter blitzt und &#x017F;chla&#x0364;gt/</l><lb/>
          <l>Die furcht in zarte hertzen pra&#x0364;gt/</l><lb/>
          <l>Niemanden will in ruhe la&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0328] Vermiſchte Gedichte. Wenn iedes thier fuͤhlt ſuͤſſe pein/ Das/ vielmahl deiner zu genieſſen/ Die von natur erweckte brunſt Lehrt die gemeine liebes-kunſt. Von der ſommer-zeit. SOll ich/ o ſommer/ dich beſchreiben? Wer fuͤhlet deine ſtaͤrcke nicht/ Die offt den leib ſo hefftig ſticht/ Daß er nicht mehr bedeckt kan bleiben? Vermehrt doch ſchon dein hoher preiß Auf beyden wangen meinen ſchweiß. Du biſt ein braͤutigam der erden/ Der in der liebe ſich erhitzt/ Bey dem die braut entbloͤſſet ſitzt/ Wenn ſie von dir will fruchtbar werden/ Weil ihre kinder nicht dein brod Umkommen laͤſt in hungers-noth. Du giebſt in allerlaͤngſten tagen Der arbeit ihr gewuͤnſchtes licht/ Erfreueſt aller angeſicht An dem/ was baͤum und aͤcker tragen/ Laͤſt nicht der bauren haͤuſer leer/ Ernehrſt der thiere groſſes heer. Dein heu ſpeiſt rinder/ ſchafe/ pferde/ Wenn ſich der winter eingeſtellt/ Der/ was uns giebt dein wald und feld/ Traͤgt auf den tiſch von ſeinem heerde/ Weil ihm ſein thun nichts leget ein. Kan deines reichthums erbe ſeyn. Doch muͤſſen dich viel ohren haſſen/ Wenn dein gewitter blitzt und ſchlaͤgt/ Die furcht in zarte hertzen praͤgt/ Niemanden will in ruhe laſſen. Denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/328
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/328>, abgerufen am 22.11.2024.