Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Jch kan den grünen lentz nicht hassen:Ja mir gefällt des sommers frucht: Was man im herbst auf bäumen sucht: Was man im winter soll umfassen. So bringet mir vergnügsamkeit Ein iedes theil der jahres-zeit. Von der frühlings-zeit. DU kanst dein eigenthum ausbreiten/O grüner lentz! in voller pracht: An der uns seine weise macht Der Schöpffer zeigt auf allen seiten/ Wenn deine liebliche gestalt Vergnügt das feld/ den berg und wald. Du hast die grosse welt gebohren/ Den anfang aller zeit gemacht: Das beyl den menschen wieder bracht/ Als zu der mutter ward erkohren Die jungfrau/ deren wunder-sohn Sitzt auf des Allerhöchsten thron. Du sahest ihn im grabe liegen/ Der an dem creutze war verblast/ Nach abgelegter todes-last/ Hoch über seine feinde siegen. Dir ist die reine seelen-lust Der Christen heiligthum bewust. Dein mertz weiß alles zu erfreuen/ Was erde/ wafser/ lu[ff]t erhält. Ob dein april sich offt verstellt/ Pflegt er die welt doch zu verneuen. Lehrt nicht dein allerschönster may/ Daß er der beste mahler sey? Die warmen sonnen-strahlen müssen Dir zu der wollust dienlich seyn/ Wenn U 4
Vermiſchte Gedichte. Jch kan den gruͤnen lentz nicht haſſen:Ja mir gefaͤllt des ſommers frucht: Was man im herbſt auf baͤumen ſucht: Was man im winter ſoll umfaſſen. So bringet mir vergnuͤgſamkeit Ein iedes theil der jahres-zeit. Von der fruͤhlings-zeit. DU kanſt dein eigenthum ausbreiten/O gruͤner lentz! in voller pracht: An der uns ſeine weiſe macht Der Schoͤpffer zeigt auf allen ſeiten/ Wenn deine liebliche geſtalt Vergnuͤgt das feld/ den berg und wald. Du haſt die groſſe welt gebohren/ Den anfang aller zeit gemacht: Das beyl den menſchen wieder bracht/ Als zu der mutter ward erkohren Die jungfrau/ deren wunder-ſohn Sitzt auf des Allerhoͤchſten thron. Du ſaheſt ihn im grabe liegen/ Der an dem creutze war verblaſt/ Nach abgelegter todes-laſt/ Hoch uͤber ſeine feinde ſiegen. Dir iſt die reine ſeelen-luſt Der Chriſten heiligthum bewuſt. Dein mertz weiß alles zu erfreuen/ Was erde/ wafſer/ lu[ff]t erhaͤlt. Ob dein april ſich offt verſtellt/ Pflegt er die welt doch zu verneuen. Lehrt nicht dein allerſchoͤnſter may/ Daß er der beſte mahler ſey? Die warmen ſonnen-ſtrahlen muͤſſen Dir zu der wolluſt dienlich ſeyn/ Wenn U 4
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Vermiſchte Gedichte.
Jch kan den gruͤnen lentz nicht haſſen:
Ja mir gefaͤllt des ſommers frucht:
Was man im herbſt auf baͤumen ſucht:
Was man im winter ſoll umfaſſen.
So bringet mir vergnuͤgſamkeit
Ein iedes theil der jahres-zeit.
Von der fruͤhlings-zeit.
DU kanſt dein eigenthum ausbreiten/
O gruͤner lentz! in voller pracht:
An der uns ſeine weiſe macht
Der Schoͤpffer zeigt auf allen ſeiten/
Wenn deine liebliche geſtalt
Vergnuͤgt das feld/ den berg und wald.
Du haſt die groſſe welt gebohren/
Den anfang aller zeit gemacht:
Das beyl den menſchen wieder bracht/
Als zu der mutter ward erkohren
Die jungfrau/ deren wunder-ſohn
Sitzt auf des Allerhoͤchſten thron.
Du ſaheſt ihn im grabe liegen/
Der an dem creutze war verblaſt/
Nach abgelegter todes-laſt/
Hoch uͤber ſeine feinde ſiegen.
Dir iſt die reine ſeelen-luſt
Der Chriſten heiligthum bewuſt.
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Ob dein april ſich offt verſtellt/
Pflegt er die welt doch zu verneuen.
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