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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Vermischte Gedichte.
Wie starck ist ihre krafft? sie bricht den stein und stahl/
Verändert städt und leut'/ ist mächtig überall.
Wohl dem/ wer in die zeit sich allzeit weiß zu schicken/
Und/ was zukünfftig ist/ bey zeiten kan erblicken.
Wer seine zeit auf GOtt wendt in der sterbligkeit/
Der macht ihm hier und dort aus böser gute zeit.
Wie lang ist unser zeit? spricht der betrübten klage/
Weil kummer/ kranckheit/ angst uns macht aus stunden tage.
Wie kurtz ist bey der lust die zeit der ewigkeit/
Wo tausend jahre sind nur eines tages zeit.


Von der ungleichen jahres-zeit.
WJe? soll die welt in ruhe stehen/
Weil die verständige natur
Die werck in ihrer grossen uhr
Einander läst zu wider gehen?
Erregt nicht eine jahres-zeit
Vier mahl auf erden neuen streit?
Des frühlings angenehme sonne
Zerschmeltzt des kalten winters eiß:
Des dürren sommers heissen schweiß
Vertreibt des kühlen herbstes wonne:
Giebt jedes monats unterscheid
Dem felde nicht ein ander kleid?
Jhr sterblichen/ schaut an die gaben/
Die uns der lentz und sommer giebt/
Was man im herbst und winter liebt/
Wer soll den preiß des vorzugs haben?
Des lentzes graß? des sommers klee?
Des herbsies wein? des winters schnee?
Des frühlings schöne stirn und wangen?
Des sommers warme hand und brust?
Des herbstes mund- und augen-lust?
Des winters wild- und vogel-fangen?
Die leibes-stärck und liebes macht?
Der kurtze tag/ die lange nacht?
Jch
Vermiſchte Gedichte.
Wie ſtarck iſt ihre krafft? ſie bricht den ſtein und ſtahl/
Veraͤndert ſtaͤdt und leut’/ iſt maͤchtig uͤberall.
Wohl dem/ wer in die zeit ſich allzeit weiß zu ſchicken/
Und/ was zukuͤnfftig iſt/ bey zeiten kan erblicken.
Wer ſeine zeit auf GOtt wendt in der ſterbligkeit/
Der macht ihm hier und dort aus boͤſer gute zeit.
Wie lang iſt unſer zeit? ſpricht der betruͤbten klage/
Weil kummer/ kranckheit/ angſt uns macht aus ſtunden tage.
Wie kurtz iſt bey der luſt die zeit der ewigkeit/
Wo tauſend jahre ſind nur eines tages zeit.


Von der ungleichen jahres-zeit.
WJe? ſoll die welt in ruhe ſtehen/
Weil die verſtaͤndige natur
Die werck in ihrer groſſen uhr
Einander laͤſt zu wider gehen?
Erregt nicht eine jahres-zeit
Vier mahl auf erden neuen ſtreit?
Des fruͤhlings angenehme ſonne
Zerſchmeltzt des kalten winters eiß:
Des duͤrren ſommers heiſſen ſchweiß
Vertreibt des kuͤhlen herbſtes wonne:
Giebt jedes monats unterſcheid
Dem felde nicht ein ander kleid?
Jhr ſterblichen/ ſchaut an die gaben/
Die uns der lentz und ſommer giebt/
Was man im herbſt und winter liebt/
Wer ſoll den preiß des vorzugs haben?
Des lentzes graß? des ſommers klee?
Des herbſies wein? des winters ſchnee?
Des fruͤhlings ſchoͤne ſtirn und wangen?
Des ſommers warme hand und bruſt?
Des herbſtes mund- und augen-luſt?
Des winters wild- und vogel-fangen?
Die leibes-ſtaͤrck und liebes macht?
Der kurtze tag/ die lange nacht?
Jch
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[310/0326] Vermiſchte Gedichte. Wie ſtarck iſt ihre krafft? ſie bricht den ſtein und ſtahl/ Veraͤndert ſtaͤdt und leut’/ iſt maͤchtig uͤberall. Wohl dem/ wer in die zeit ſich allzeit weiß zu ſchicken/ Und/ was zukuͤnfftig iſt/ bey zeiten kan erblicken. Wer ſeine zeit auf GOtt wendt in der ſterbligkeit/ Der macht ihm hier und dort aus boͤſer gute zeit. Wie lang iſt unſer zeit? ſpricht der betruͤbten klage/ Weil kummer/ kranckheit/ angſt uns macht aus ſtunden tage. Wie kurtz iſt bey der luſt die zeit der ewigkeit/ Wo tauſend jahre ſind nur eines tages zeit. Von der ungleichen jahres-zeit. WJe? ſoll die welt in ruhe ſtehen/ Weil die verſtaͤndige natur Die werck in ihrer groſſen uhr Einander laͤſt zu wider gehen? Erregt nicht eine jahres-zeit Vier mahl auf erden neuen ſtreit? Des fruͤhlings angenehme ſonne Zerſchmeltzt des kalten winters eiß: Des duͤrren ſommers heiſſen ſchweiß Vertreibt des kuͤhlen herbſtes wonne: Giebt jedes monats unterſcheid Dem felde nicht ein ander kleid? Jhr ſterblichen/ ſchaut an die gaben/ Die uns der lentz und ſommer giebt/ Was man im herbſt und winter liebt/ Wer ſoll den preiß des vorzugs haben? Des lentzes graß? des ſommers klee? Des herbſies wein? des winters ſchnee? Des fruͤhlings ſchoͤne ſtirn und wangen? Des ſommers warme hand und bruſt? Des herbſtes mund- und augen-luſt? Des winters wild- und vogel-fangen? Die leibes-ſtaͤrck und liebes macht? Der kurtze tag/ die lange nacht? Jch

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/326>, abgerufen am 22.11.2024.