Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
2.
Dein hoher geist und meine niedrigkeit/
Die stecken mir der liebe ziel zu weit/
Die blöde scham/ der liebe widerpart/
Macht/ daß ich dir nicht eh hab auffgewarte.
3.
Jtzt seh ich erst/ wenn ein verzagter liebt/
Wie er versäumt was ihm das glücke giebt.
Weg! blödigkeit/ ich bin mir selber feind/
Daß ichs nicht eh mit dir hab gut gemeint.
4.
Laß deine gunst die du mir kund gethan/
Hertzliebstes kind/ auffs neue fangen an/
Es wirfft sich dir der ausverschämte sinn/
O Cynthia! gantz willig für dich hin.
5.
Der hohe fels der meine qual gehört/
Der weiß sehr wohl/ wie ich mich abgezehrt.
Ach Cynthia! ach was ist das vor pein!
So sehr verliebt und nicht behertzt zu seyn.
6.
Nun bin ich frey/ indem ich nicht mehr frey/
Jm fall mir nur dein mund gewogen sey.
Jch schwer dir treu/ ich schwere dir bestand:
Sieh Cynthia! hier hast du hertz und hand.
7.
Gib mir hingegen die genaden-hand/
Den schönen blick/ daran ich mich verbrand/
Jch weiß daß du nicht bloß nur schöne bist/
Daß freundligkeit der schönheit boden ist.


1.
NJcht stelle dich/ du engel dieser welt/
Als wüst du nicht/ wer dir zu füssen fällt;
Ein mensch/ der dich zu einen abgott macht/
Hat seine brunst genug ans licht gebracht.
2. Du
Vermiſchte Gedichte.
2.
Dein hoher geiſt und meine niedrigkeit/
Die ſtecken mir der liebe ziel zu weit/
Die bloͤde ſcham/ der liebe widerpart/
Macht/ daß ich dir nicht eh hab auffgewarte.
3.
Jtzt ſeh ich erſt/ wenn ein verzagter liebt/
Wie er verſaͤumt was ihm das gluͤcke giebt.
Weg! bloͤdigkeit/ ich bin mir ſelber feind/
Daß ichs nicht eh mit dir hab gut gemeint.
4.
Laß deine gunſt die du mir kund gethan/
Hertzliebſtes kind/ auffs neue fangen an/
Es wirfft ſich dir der ausverſchaͤmte ſinn/
O Cynthia! gantz willig fuͤr dich hin.
5.
Der hohe fels der meine qual gehoͤrt/
Der weiß ſehr wohl/ wie ich mich abgezehrt.
Ach Cynthia! ach was iſt das vor pein!
So ſehr verliebt und nicht behertzt zu ſeyn.
6.
Nun bin ich frey/ indem ich nicht mehr frey/
Jm fall mir nur dein mund gewogen ſey.
Jch ſchwer dir treu/ ich ſchwere dir beſtand:
Sieh Cynthia! hier haſt du hertz und hand.
7.
Gib mir hingegen die genaden-hand/
Den ſchoͤnen blick/ daran ich mich verbrand/
Jch weiß daß du nicht bloß nur ſchoͤne biſt/
Daß freundligkeit der ſchoͤnheit boden iſt.


1.
NJcht ſtelle dich/ du engel dieſer welt/
Als wuͤſt du nicht/ wer dir zu fuͤſſen faͤllt;
Ein menſch/ der dich zu einen abgott macht/
Hat ſeine brunſt genug ans licht gebracht.
2. Du
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0356" n="340"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head><lb/>
            <l>Dein hoher gei&#x017F;t und meine niedrigkeit/</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;tecken mir der liebe ziel zu weit/</l><lb/>
            <l>Die blo&#x0364;de &#x017F;cham/ der liebe widerpart/</l><lb/>
            <l>Macht/ daß ich dir nicht eh hab auffgewarte.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head><lb/>
            <l>Jtzt &#x017F;eh ich er&#x017F;t/ wenn ein verzagter liebt/</l><lb/>
            <l>Wie er ver&#x017F;a&#x0364;umt was ihm das glu&#x0364;cke giebt.</l><lb/>
            <l>Weg! blo&#x0364;digkeit/ ich bin mir &#x017F;elber feind/</l><lb/>
            <l>Daß ichs nicht eh mit dir hab gut gemeint.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head>4.</head><lb/>
            <l>Laß deine gun&#x017F;t die du mir kund gethan/</l><lb/>
            <l>Hertzlieb&#x017F;tes kind/ auffs neue fangen an/</l><lb/>
            <l>Es wirfft &#x017F;ich dir der ausver&#x017F;cha&#x0364;mte &#x017F;inn/</l><lb/>
            <l>O Cynthia! gantz willig fu&#x0364;r dich hin.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head>5.</head><lb/>
            <l>Der hohe fels der meine qual geho&#x0364;rt/</l><lb/>
            <l>Der weiß &#x017F;ehr wohl/ wie ich mich abgezehrt.</l><lb/>
            <l>Ach Cynthia! ach was i&#x017F;t das vor pein!</l><lb/>
            <l>So &#x017F;ehr verliebt und nicht behertzt zu &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head>6.</head><lb/>
            <l>Nun bin ich frey/ indem ich nicht mehr frey/</l><lb/>
            <l>Jm fall mir nur dein mund gewogen &#x017F;ey.</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;chwer dir treu/ ich &#x017F;chwere dir be&#x017F;tand:</l><lb/>
            <l>Sieh Cynthia! hier ha&#x017F;t du hertz und hand.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <head>7.</head><lb/>
            <l>Gib mir hingegen die genaden-hand/</l><lb/>
            <l>Den &#x017F;cho&#x0364;nen blick/ daran ich mich verbrand/</l><lb/>
            <l>Jch weiß daß du nicht bloß nur &#x017F;cho&#x0364;ne bi&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Daß freundligkeit der &#x017F;cho&#x0364;nheit boden i&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <head>1.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">N</hi>Jcht &#x017F;telle dich/ du engel die&#x017F;er welt/</l><lb/>
            <l>Als wu&#x0364;&#x017F;t du nicht/ wer dir zu fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en fa&#x0364;llt;</l><lb/>
            <l>Ein men&#x017F;ch/ der dich zu einen abgott macht/</l><lb/>
            <l>Hat &#x017F;eine brun&#x017F;t genug ans licht gebracht.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">2. Du</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0356] Vermiſchte Gedichte. 2. Dein hoher geiſt und meine niedrigkeit/ Die ſtecken mir der liebe ziel zu weit/ Die bloͤde ſcham/ der liebe widerpart/ Macht/ daß ich dir nicht eh hab auffgewarte. 3. Jtzt ſeh ich erſt/ wenn ein verzagter liebt/ Wie er verſaͤumt was ihm das gluͤcke giebt. Weg! bloͤdigkeit/ ich bin mir ſelber feind/ Daß ichs nicht eh mit dir hab gut gemeint. 4. Laß deine gunſt die du mir kund gethan/ Hertzliebſtes kind/ auffs neue fangen an/ Es wirfft ſich dir der ausverſchaͤmte ſinn/ O Cynthia! gantz willig fuͤr dich hin. 5. Der hohe fels der meine qual gehoͤrt/ Der weiß ſehr wohl/ wie ich mich abgezehrt. Ach Cynthia! ach was iſt das vor pein! So ſehr verliebt und nicht behertzt zu ſeyn. 6. Nun bin ich frey/ indem ich nicht mehr frey/ Jm fall mir nur dein mund gewogen ſey. Jch ſchwer dir treu/ ich ſchwere dir beſtand: Sieh Cynthia! hier haſt du hertz und hand. 7. Gib mir hingegen die genaden-hand/ Den ſchoͤnen blick/ daran ich mich verbrand/ Jch weiß daß du nicht bloß nur ſchoͤne biſt/ Daß freundligkeit der ſchoͤnheit boden iſt. 1. NJcht ſtelle dich/ du engel dieſer welt/ Als wuͤſt du nicht/ wer dir zu fuͤſſen faͤllt; Ein menſch/ der dich zu einen abgott macht/ Hat ſeine brunſt genug ans licht gebracht. 2. Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/356
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/356>, abgerufen am 22.11.2024.