Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
2.
Du sprichst: Es sey dir gäntzlich unbekant/
Wer dir sein hertz als weyrauch angebrant;
Und deine hand hat flamm und feur gefühlt/
Als meinen mund ich damit abgekühlt.
3.
Mein auge lad't dich stets zum opffer ein/
Kan dir/ was alle sehn/ verborgen feyn?
Die seele giebt dir heerd und rauchfaß dar/
Und meine brust ist tempel und altar.
4.
Jch drehe mich nach dir als ein magnet/
Wie? siehst du nicht/ wer dir vor augen steht?
Du meinst/ du löschst so den gebrandten grauß/
Und giessest öhl vielmehr auf selben aus.
5.
Dein laulicht-seyn verlöscht nicht meine glut/
Den kalck entbrennt des wassers kalte fluth/
Weil Bathseba sich in den brunnen findt/
Wird Davids geist viel schärffer angezündt.
6.
Je mehr du fliehst/ je mehr verfolg ich dich/
Durch sturm und wind vermehrt das feuer sich/
Stellstu dich noch so fremd und eckel an/
Liebt doch mein hertz/ so viel es lieben kan.
7.
Laß diesen schluß dir dein geblüte rührn
Und glut aus glut sich wiederum gebiehrn.
Die lieb allein ist wieder liebe werth/
Und tempel stehn dem offen der sie ehrt.


1.
MEin hertze brennt in heisser glut
Und wirfft die flammen dennoch nicht empor/
Jch weiß nicht/ wie mir ist zu muth/
Mein seuffzen bring ich nur mit schmertzen vor;
Der
Y 3
Vermiſchte Gedichte.
2.
Du ſprichſt: Es ſey dir gaͤntzlich unbekant/
Wer dir ſein hertz als weyrauch angebrant;
Und deine hand hat flamm und feur gefuͤhlt/
Als meinen mund ich damit abgekuͤhlt.
3.
Mein auge lad’t dich ſtets zum opffer ein/
Kan dir/ was alle ſehn/ verborgen feyn?
Die ſeele giebt dir heerd und rauchfaß dar/
Und meine bruſt iſt tempel und altar.
4.
Jch drehe mich nach dir als ein magnet/
Wie? ſiehſt du nicht/ wer dir vor augen ſteht?
Du meinſt/ du loͤſchſt ſo den gebrandten grauß/
Und gieſſeſt oͤhl vielmehr auf ſelben aus.
5.
Dein laulicht-ſeyn verloͤſcht nicht meine glut/
Den kalck entbrennt des waſſers kalte fluth/
Weil Bathſeba ſich in den brunnen findt/
Wird Davids geiſt viel ſchaͤrffer angezuͤndt.
6.
Je mehr du fliehſt/ je mehr verfolg ich dich/
Durch ſturm und wind vermehrt das feuer ſich/
Stellſtu dich noch ſo fremd und eckel an/
Liebt doch mein hertz/ ſo viel es lieben kan.
7.
Laß dieſen ſchluß dir dein gebluͤte ruͤhrn
Und glut aus glut ſich wiederum gebiehrn.
Die lieb allein iſt wieder liebe werth/
Und tempel ſtehn dem offen der ſie ehrt.


1.
MEin hertze brennt in heiſſer glut
Und wirfft die flammen dennoch nicht empor/
Jch weiß nicht/ wie mir iſt zu muth/
Mein ſeuffzen bring ich nur mit ſchmertzen vor;
Der
Y 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0357" n="341"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="2">
            <head>2.</head><lb/>
            <l>Du &#x017F;prich&#x017F;t: Es &#x017F;ey dir ga&#x0364;ntzlich unbekant/</l><lb/>
            <l>Wer dir &#x017F;ein hertz als weyrauch angebrant;</l><lb/>
            <l>Und deine hand hat flamm und feur gefu&#x0364;hlt/</l><lb/>
            <l>Als meinen mund ich damit abgeku&#x0364;hlt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head>3.</head><lb/>
            <l>Mein auge lad&#x2019;t dich &#x017F;tets zum opffer ein/</l><lb/>
            <l>Kan dir/ was alle &#x017F;ehn/ verborgen feyn?</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;eele giebt dir heerd und rauchfaß dar/</l><lb/>
            <l>Und meine bru&#x017F;t i&#x017F;t tempel und altar.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head>4.</head><lb/>
            <l>Jch drehe mich nach dir als ein magnet/</l><lb/>
            <l>Wie? &#x017F;ieh&#x017F;t du nicht/ wer dir vor augen &#x017F;teht?</l><lb/>
            <l>Du mein&#x017F;t/ du lo&#x0364;&#x017F;ch&#x017F;t &#x017F;o den gebrandten grauß/</l><lb/>
            <l>Und gie&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t o&#x0364;hl vielmehr auf &#x017F;elben aus.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head>5.</head><lb/>
            <l>Dein laulicht-&#x017F;eyn verlo&#x0364;&#x017F;cht nicht meine glut/</l><lb/>
            <l>Den kalck entbrennt des wa&#x017F;&#x017F;ers kalte fluth/</l><lb/>
            <l>Weil Bath&#x017F;eba &#x017F;ich in den brunnen findt/</l><lb/>
            <l>Wird Davids gei&#x017F;t viel &#x017F;cha&#x0364;rffer angezu&#x0364;ndt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head>6.</head><lb/>
            <l>Je mehr du flieh&#x017F;t/ je mehr verfolg ich dich/</l><lb/>
            <l>Durch &#x017F;turm und wind vermehrt das feuer &#x017F;ich/</l><lb/>
            <l>Stell&#x017F;tu dich noch &#x017F;o fremd und eckel an/</l><lb/>
            <l>Liebt doch mein hertz/ &#x017F;o viel es lieben kan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <head>7.</head><lb/>
            <l>Laß die&#x017F;en &#x017F;chluß dir dein geblu&#x0364;te ru&#x0364;hrn</l><lb/>
            <l>Und glut aus glut &#x017F;ich wiederum gebiehrn.</l><lb/>
            <l>Die lieb allein i&#x017F;t wieder liebe werth/</l><lb/>
            <l>Und tempel &#x017F;tehn dem offen der &#x017F;ie ehrt.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <head>1.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">M</hi>Ein hertze brennt in hei&#x017F;&#x017F;er glut</l><lb/>
            <l>Und wirfft die flammen dennoch nicht empor/</l><lb/>
            <l>Jch weiß nicht/ wie mir i&#x017F;t zu muth/</l><lb/>
            <l>Mein &#x017F;euffzen bring ich nur mit &#x017F;chmertzen vor;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0357] Vermiſchte Gedichte. 2. Du ſprichſt: Es ſey dir gaͤntzlich unbekant/ Wer dir ſein hertz als weyrauch angebrant; Und deine hand hat flamm und feur gefuͤhlt/ Als meinen mund ich damit abgekuͤhlt. 3. Mein auge lad’t dich ſtets zum opffer ein/ Kan dir/ was alle ſehn/ verborgen feyn? Die ſeele giebt dir heerd und rauchfaß dar/ Und meine bruſt iſt tempel und altar. 4. Jch drehe mich nach dir als ein magnet/ Wie? ſiehſt du nicht/ wer dir vor augen ſteht? Du meinſt/ du loͤſchſt ſo den gebrandten grauß/ Und gieſſeſt oͤhl vielmehr auf ſelben aus. 5. Dein laulicht-ſeyn verloͤſcht nicht meine glut/ Den kalck entbrennt des waſſers kalte fluth/ Weil Bathſeba ſich in den brunnen findt/ Wird Davids geiſt viel ſchaͤrffer angezuͤndt. 6. Je mehr du fliehſt/ je mehr verfolg ich dich/ Durch ſturm und wind vermehrt das feuer ſich/ Stellſtu dich noch ſo fremd und eckel an/ Liebt doch mein hertz/ ſo viel es lieben kan. 7. Laß dieſen ſchluß dir dein gebluͤte ruͤhrn Und glut aus glut ſich wiederum gebiehrn. Die lieb allein iſt wieder liebe werth/ Und tempel ſtehn dem offen der ſie ehrt. 1. MEin hertze brennt in heiſſer glut Und wirfft die flammen dennoch nicht empor/ Jch weiß nicht/ wie mir iſt zu muth/ Mein ſeuffzen bring ich nur mit ſchmertzen vor; Der Y 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/357
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/357>, abgerufen am 22.11.2024.