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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.
Hervor! auch du must uns die nassen schätze zeigen/
Bring' runte perlen her/ die nur die besten seyn:
Jhr berge/ zinset gold/ ihr felsen/ edelstein/
Wir wollen alles hier in eins zusammen reigen.
Cupido/ nimm du drauff diß angenehme band/
Und flicht es Solimen um ihre liljen-hand;
Doch sag' ihr auch zugleich von deiner mutter wegen/
Daß sie dir folgen wird in königlicher pracht/
Um ihr den schönheits-preiß/ den Eris hat erdacht/
Den göldnen apffel selbst zun füssen hin zu legen.


Als sie gegen den winter ihre wohnung ver-
änderte an einem tage/ da die sonne aus ei-
nem zeichen des himmels in
das andere trat.

C. E.
LJbore/ die dem glantz des himmels zu vergleichen/
Die uns bißher so offt beglückt durch ihren schein/
Wird wohl was sparsam nun die strahlen auf uns streum
Und uns von ferne nur die süssen blicke reichen.
Denn ihre sonne tritt nun in ein andres zeichen/
Und hinterläßt uns nichts/ als frost und strenge pein.
Ja/ kan es anders wohl um uns beschaffen seyn/
Wenn licht und sonne will von unsrer gegend weichen?
Sie suche denn vor sich ein' andre wohnung aus/
Und ändre ihr bißher so lang bestrahltes hauß;
Wer aber darff deßhalb auff das verhängniß fluchen?
O stünde mir doch auch dergleichen endrung frey!
Mein geist würd' heute noch/ ich sag' es ohne schen/
Kein' andre wohnung sonst/ als nur ihr hertze/ suchen.


Er
C 4
Galante Gedichte.
Hervor! auch du muſt uns die naſſen ſchaͤtze zeigen/
Bring’ runte perlen her/ die nur die beſten ſeyn:
Jhr berge/ zinſet gold/ ihr felſen/ edelſtein/
Wir wollen alles hier in eins zuſammen reigen.
Cupido/ nimm du drauff diß angenehme band/
Und flicht es Solimen um ihre liljen-hand;
Doch ſag’ ihr auch zugleich von deiner mutter wegen/
Daß ſie dir folgen wird in koͤniglicher pracht/
Um ihr den ſchoͤnheits-preiß/ den Eris hat erdacht/
Den goͤldnen apffel ſelbſt zun fuͤſſen hin zu legen.


Als ſie gegen den winter ihre wohnung ver-
aͤnderte an einem tage/ da die ſonne aus ei-
nem zeichen des himmels in
das andere trat.

C. E.
LJbore/ die dem glantz des himmels zu vergleichen/
Die uns bißher ſo offt begluͤckt durch ihren ſchein/
Wird wohl was ſpaꝛſam nun die ſtrahlen auf uns ſtreum
Und uns von ferne nur die ſuͤſſen blicke reichen.
Denn ihre ſonne tritt nun in ein andres zeichen/
Und hinterlaͤßt uns nichts/ als froſt und ſtrenge pein.
Ja/ kan es anders wohl um uns beſchaffen ſeyn/
Wenn licht und ſonne will von unſrer gegend weichen?
Sie ſuche denn vor ſich ein’ andre wohnung aus/
Und aͤndre ihr bißher ſo lang beſtrahltes hauß;
Wer aber darff deßhalb auff das verhaͤngniß fluchen?
O ſtuͤnde mir doch auch dergleichen endrung frey!
Mein geiſt wuͤrd’ heute noch/ ich ſag’ es ohne ſchen/
Kein’ andre wohnung ſonſt/ als nur ihr hertze/ ſuchen.


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C 4
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[39/0055] Galante Gedichte. Hervor! auch du muſt uns die naſſen ſchaͤtze zeigen/ Bring’ runte perlen her/ die nur die beſten ſeyn: Jhr berge/ zinſet gold/ ihr felſen/ edelſtein/ Wir wollen alles hier in eins zuſammen reigen. Cupido/ nimm du drauff diß angenehme band/ Und flicht es Solimen um ihre liljen-hand; Doch ſag’ ihr auch zugleich von deiner mutter wegen/ Daß ſie dir folgen wird in koͤniglicher pracht/ Um ihr den ſchoͤnheits-preiß/ den Eris hat erdacht/ Den goͤldnen apffel ſelbſt zun fuͤſſen hin zu legen. Als ſie gegen den winter ihre wohnung ver- aͤnderte an einem tage/ da die ſonne aus ei- nem zeichen des himmels in das andere trat. C. E. LJbore/ die dem glantz des himmels zu vergleichen/ Die uns bißher ſo offt begluͤckt durch ihren ſchein/ Wird wohl was ſpaꝛſam nun die ſtrahlen auf uns ſtreum Und uns von ferne nur die ſuͤſſen blicke reichen. Denn ihre ſonne tritt nun in ein andres zeichen/ Und hinterlaͤßt uns nichts/ als froſt und ſtrenge pein. Ja/ kan es anders wohl um uns beſchaffen ſeyn/ Wenn licht und ſonne will von unſrer gegend weichen? Sie ſuche denn vor ſich ein’ andre wohnung aus/ Und aͤndre ihr bißher ſo lang beſtrahltes hauß; Wer aber darff deßhalb auff das verhaͤngniß fluchen? O ſtuͤnde mir doch auch dergleichen endrung frey! Mein geiſt wuͤrd’ heute noch/ ich ſag’ es ohne ſchen/ Kein’ andre wohnung ſonſt/ als nur ihr hertze/ ſuchen. Er C 4

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/55>, abgerufen am 22.11.2024.