Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Galante Gedichte. Entwirff dein meisterstück! du wirst uns höchst verpflichten/Und mach ein antlitz/ das die schönheit in sich hält/ Witz/ klugheit und verstand werd' an die stirn gestellt/ Die anmuth in den mund nebst ihren süssen früchten: Bild' augen/ derer glut mit sanfftmuth angefüllt/ Mahl wangen/ welche sich in freundlichkeit verhüllt/ Die hände stell uns vor/ als zweene künstlerinnen; Dann brings Liboren hin/ und gib ihr den bericht: Drey mahler können es mit farb' und pinseln nicht/ Was hier mein kiel gethan/ entwerffen noch beginnen. An sein von ihr verstossenes hertze. WJe nun/ du armes hertz? wo denckstu ietzt hinaus?C. E. Wo wirstu doch hinfort/ sag' mir/ wo wirstu bleiben/ Weil Solime dich will aus ihrer brust vertreiben/ Und du auff ewig solt verlaßen dieses hauß? O mehr als bitterer! o mehr als herber strauß! Was hastu denn gethan? nichts; doch wer wird dirs gläubenk Was aber säumstu viel? was suchstu dich zu sträuben? Umsonst/ du armes hertz! nur fort mit dir! heraus! Wohin/ verworffnes hertz/ wohin wirstu dich fügen? Die Chloris ist zu stoltz/ da findstu kein vergnügen: Arminde ist schon todt: Lisett ist gar zu scheu: Libore weit entfernt/ und Philis ungetreu. Bleib! bleib! bey Solimen; sie aber heist dich eilen: Fort dann! ach! kanstu nicht ein wenig noch verweilen? Sie rühmte die gegenwärtige schönheit NEin! nein! Aurora nein! Filinde ist nicht schön/einer andern Damen. Kan licht und finsternüß auch bey einander stehn? Wie schickt sich ziegel-grauß und perlen doch zusammen? Was
Galante Gedichte. Entwirff dein meiſterſtuͤck! du wirſt uns hoͤchſt verpflichten/Und mach ein antlitz/ das die ſchoͤnheit in ſich haͤlt/ Witz/ klugheit und verſtand werd’ an die ſtirn geſtellt/ Die anmuth in den mund nebſt ihren ſuͤſſen fruͤchten: Bild’ augen/ derer glut mit ſanfftmuth angefuͤllt/ Mahl wangen/ welche ſich in freundlichkeit verhuͤllt/ Die haͤnde ſtell uns vor/ als zweene kuͤnſtlerinnen; Dann brings Liboren hin/ und gib ihr den bericht: Drey mahler koͤnnen es mit farb’ und pinſeln nicht/ Was hier mein kiel gethan/ entwerffen noch beginnen. An ſein von ihr verſtoſſenes hertze. WJe nun/ du armes hertz? wo denckſtu ietzt hinaus?C. E. Wo wirſtu doch hinfort/ ſag’ mir/ wo wirſtu bleiben/ Weil Solime dich will aus ihrer bruſt vertreiben/ Und du auff ewig ſolt verlaßen dieſes hauß? O mehr als bitterer! o mehr als herber ſtrauß! Was haſtu denn gethan? nichts; doch wer wird dirs glaͤubenk Was aber ſaͤumſtu viel? was ſuchſtu dich zu ſtraͤuben? Umſonſt/ du armes hertz! nur fort mit dir! heraus! Wohin/ verworffnes hertz/ wohin wirſtu dich fuͤgen? Die Chloris iſt zu ſtoltz/ da findſtu kein vergnuͤgen: Arminde iſt ſchon todt: Liſett iſt gar zu ſcheu: Libore weit entfernt/ und Philis ungetreu. Bleib! bleib! bey Solimen; ſie aber heiſt dich eilen: Fort dann! ach! kanſtu nicht ein wenig noch verweilen? Sie ruͤhmte die gegenwaͤrtige ſchoͤnheit NEin! nein! Aurora nein! Filinde iſt nicht ſchoͤn/einer andern Damen. Kan licht und finſternuͤß auch bey einander ſtehn? Wie ſchickt ſich ziegel-grauß und perlen doch zuſammen? Was
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Galante Gedichte.
Entwirff dein meiſterſtuͤck! du wirſt uns hoͤchſt verpflichten/
Und mach ein antlitz/ das die ſchoͤnheit in ſich haͤlt/
Witz/ klugheit und verſtand werd’ an die ſtirn geſtellt/
Die anmuth in den mund nebſt ihren ſuͤſſen fruͤchten:
Bild’ augen/ derer glut mit ſanfftmuth angefuͤllt/
Mahl wangen/ welche ſich in freundlichkeit verhuͤllt/
Die haͤnde ſtell uns vor/ als zweene kuͤnſtlerinnen;
Dann brings Liboren hin/ und gib ihr den bericht:
Drey mahler koͤnnen es mit farb’ und pinſeln nicht/
Was hier mein kiel gethan/ entwerffen noch beginnen.
An ſein von ihr verſtoſſenes hertze.
C. E.
WJe nun/ du armes hertz? wo denckſtu ietzt hinaus?
Wo wirſtu doch hinfort/ ſag’ mir/ wo wirſtu bleiben/
Weil Solime dich will aus ihrer bruſt vertreiben/
Und du auff ewig ſolt verlaßen dieſes hauß?
O mehr als bitterer! o mehr als herber ſtrauß!
Was haſtu denn gethan? nichts; doch wer wird dirs glaͤubenk
Was aber ſaͤumſtu viel? was ſuchſtu dich zu ſtraͤuben?
Umſonſt/ du armes hertz! nur fort mit dir! heraus!
Wohin/ verworffnes hertz/ wohin wirſtu dich fuͤgen?
Die Chloris iſt zu ſtoltz/ da findſtu kein vergnuͤgen:
Arminde iſt ſchon todt: Liſett iſt gar zu ſcheu:
Libore weit entfernt/ und Philis ungetreu.
Bleib! bleib! bey Solimen; ſie aber heiſt dich eilen:
Fort dann! ach! kanſtu nicht ein wenig noch verweilen?
Sie ruͤhmte die gegenwaͤrtige ſchoͤnheit
einer andern Damen.
NEin! nein! Aurora nein! Filinde iſt nicht ſchoͤn/
Kan licht und finſternuͤß auch bey einander ſtehn?
Wie ſchickt ſich ziegel-grauß und perlen doch zuſammen?
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