Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Galante Gedichte. Und durch verborgne krafft die geister selbst bezwinget/Zeigt/ daß dein hoher schall was göttlichs in sich hegt. Es scheint/ die engel sind von oben rab gestiegen/ Und wollen sich durch dich zu unsrem chor verfügen: Denn was man überall nur um sich hört und spürt/ Und was dein schöner mund recht himmlisch abgefungen/ Das ist ein meisterstück von ihren reinen zungen/ Wodurch die seele gantz wird aus sich selbst geführt. Auf die scheelen augen. JHr scheelen augen ihr/ wie wohl ist der daran/1. Der einen seiten-blick vor euch geniessen kan: Es gehet euer glantz vor andrer augen-zier; Jhr habt den besten preiß/ ihr scheelen augen ihr. 2. Was nützet mir ein schein/ dadurch man in verdacht/Dadurch der liebes-bund wird an das licht gebracht? Jhr aber wist davor gantz heimliche manier/ Wie ihr liebäugelen solt/ ihr scheelen augen ihr. 3. Manch auserlesnes paar muß durch verliebten schein/Wenns gleiche strahlen wirfft/ sein selbst verräther seyn/ Es zeiget aller welt die sehnliche begier/ Die in dem hertzen steckt/ ihr scheelen augen ihr. 4. Jhr aber/ wenn ihr gleich gerade von euch blitzt/So geht es jenen an/ der euch zur seiten sitzt/ Den ihr euch außerwehlt/ und niemand mercket hier Den heimlichen verstand/ ihr scheelen augen ihr. 5. Jhr scheelen augen stralt mit götter-gleichem schein/Auch Venus wolte selbst also gemahlet seyn. Drum zweiffle niemand nicht/ daß euch die gleiche zier Der schönsten Venus gleicht/ ihr scheelen augen ihr. Glück- D 5
Galante Gedichte. Und durch verborgne krafft die geiſter ſelbſt bezwinget/Zeigt/ daß dein hoher ſchall was goͤttlichs in ſich hegt. Es ſcheint/ die engel ſind von oben rab geſtiegen/ Und wollen ſich durch dich zu unſrem chor verfuͤgen: Denn was man uͤberall nur um ſich hoͤrt und ſpuͤrt/ Und was dein ſchoͤner mund recht himmliſch abgefungen/ Das iſt ein meiſterſtuͤck von ihren reinen zungen/ Wodurch die ſeele gantz wird aus ſich ſelbſt gefuͤhrt. Auf die ſcheelen augen. JHr ſcheelen augen ihr/ wie wohl iſt der daran/1. Der einen ſeiten-blick vor euch genieſſen kan: Es gehet euer glantz vor andrer augen-zier; Jhr habt den beſten preiß/ ihr ſcheelen augen ihr. 2. Was nuͤtzet mir ein ſchein/ dadurch man in verdacht/Dadurch der liebes-bund wird an das licht gebracht? Jhr aber wiſt davor gantz heimliche manier/ Wie ihr liebaͤugelen ſolt/ ihr ſcheelen augen ihr. 3. Manch auserleſnes paar muß durch verliebten ſchein/Wenns gleiche ſtrahlen wirfft/ ſein ſelbſt verraͤther ſeyn/ Es zeiget aller welt die ſehnliche begier/ Die in dem hertzen ſteckt/ ihr ſcheelen augen ihr. 4. Jhr aber/ wenn ihr gleich gerade von euch blitzt/So geht es jenen an/ der euch zur ſeiten ſitzt/ Den ihr euch außerwehlt/ und niemand mercket hier Den heimlichen verſtand/ ihr ſcheelen augen ihr. 5. Jhr ſcheelen augen ſtralt mit goͤtter-gleichem ſchein/Auch Venus wolte ſelbſt alſo gemahlet ſeyn. Drum zweiffle niemand nicht/ daß euch die gleiche zier Der ſchoͤnſten Venus gleicht/ ihr ſcheelen augen ihr. Gluͤck- D 5
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Galante Gedichte.
Und durch verborgne krafft die geiſter ſelbſt bezwinget/
Zeigt/ daß dein hoher ſchall was goͤttlichs in ſich hegt.
Es ſcheint/ die engel ſind von oben rab geſtiegen/
Und wollen ſich durch dich zu unſrem chor verfuͤgen:
Denn was man uͤberall nur um ſich hoͤrt und ſpuͤrt/
Und was dein ſchoͤner mund recht himmliſch abgefungen/
Das iſt ein meiſterſtuͤck von ihren reinen zungen/
Wodurch die ſeele gantz wird aus ſich ſelbſt gefuͤhrt.
Auf die ſcheelen augen.
1.
JHr ſcheelen augen ihr/ wie wohl iſt der daran/
Der einen ſeiten-blick vor euch genieſſen kan:
Es gehet euer glantz vor andrer augen-zier;
Jhr habt den beſten preiß/ ihr ſcheelen augen ihr.
2.
Was nuͤtzet mir ein ſchein/ dadurch man in verdacht/
Dadurch der liebes-bund wird an das licht gebracht?
Jhr aber wiſt davor gantz heimliche manier/
Wie ihr liebaͤugelen ſolt/ ihr ſcheelen augen ihr.
3.
Manch auserleſnes paar muß durch verliebten ſchein/
Wenns gleiche ſtrahlen wirfft/ ſein ſelbſt verraͤther ſeyn/
Es zeiget aller welt die ſehnliche begier/
Die in dem hertzen ſteckt/ ihr ſcheelen augen ihr.
4.
Jhr aber/ wenn ihr gleich gerade von euch blitzt/
So geht es jenen an/ der euch zur ſeiten ſitzt/
Den ihr euch außerwehlt/ und niemand mercket hier
Den heimlichen verſtand/ ihr ſcheelen augen ihr.
5.
Jhr ſcheelen augen ſtralt mit goͤtter-gleichem ſchein/
Auch Venus wolte ſelbſt alſo gemahlet ſeyn.
Drum zweiffle niemand nicht/ daß euch die gleiche zier
Der ſchoͤnſten Venus gleicht/ ihr ſcheelen augen ihr.
Gluͤck-
D 5
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