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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.
Es mag die gantze welt die schwartzen augen preisen/
Es hebe wer da will derselben ruhm empor!
Weit schöner können sich die rothen lippen weisen/
Denn diese gehen auch den weissen brüsten vor.
Wer frühlings-rosen bricht/ der wil die röthsten haben;
Des sommers lesen wir die rothen beeren ab;
Die rothe äpfel sind des reifen herbstes gaben;
Der todte winter ist ein allgemeines grab.
So mag den vorzug denn die rothe farbe nehmen/
Weil himmel und natur nebst menschen sie verspricht:
Und ich will nimmermehr mich meiner röthe schämen;
Auch acht' ich/ eckler schatz/ mehr deines spottens nicht.
Mein purpur muß bey dir verächtlich kupfer heißen;
Ob aber wol mein ertzt kein göldner fürnis deckt/
So prüfe meine treu/ ich werde zwar nicht gleissen/
Doch zeigen/ daß auch gold in meinem kupfer steckt.
Der gold- und silber-schein kan leicht den käufer trügen/
Wer tauscht vor kupfer gold/ das silber-ertzt vor bley?
Jch geh' gerade zu/ ich will dir gar nicht lügen/
Besihe was mein schatz und was mein reichthum sey.
Gesetzt/ ich habe nichts denn kupfer aufzusetzen/
Genug/ daß kupfer auch kan gelt und gangbar seyn;
Die kupfer-groschen sind die schlimsten nicht zu schätzen/
Um solche wechselt man auch oft ducaten ein.
Verachtest du bey mir die funckelnden rubinen/
Und sprichst: ach wär das geld an crystallin gewandt!
So lerne was dir dient/ mein schatz/ und laß dir dienen/
Der köstliche rubin folgt nechst dem diamant.
Seh ich dir feurig aus/ so kühle meine flammen/
Und öfne deinen bach/ daraus mir labsal rinnt;
Sonst wird uns beyderseits der tadel-spruch verdammen/
Daß ich zu hitzig bin/ und du zu kalt gesinnt.
Ja du hast selbst in mir den Aetna angeleget/
Der flammen über sich durch nas' und augen streut:
Du bist Enceladus/ der meine brust beweget/
Und die verborgne glut in mein gesichte speyt.
Laß
Galante Gedichte.
Es mag die gantze welt die ſchwartzen augen preiſen/
Es hebe wer da will derſelben ruhm empor!
Weit ſchoͤner koͤnnen ſich die rothen lippen weiſen/
Denn dieſe gehen auch den weiſſen bruͤſten vor.
Wer fruͤhlings-roſen bricht/ der wil die roͤthſten haben;
Des ſommers leſen wir die rothen beeren ab;
Die rothe aͤpfel ſind des reifen herbſtes gaben;
Der todte winter iſt ein allgemeines grab.
So mag den vorzug denn die rothe farbe nehmen/
Weil himmel und natur nebſt menſchen ſie verſpricht:
Und ich will nimmermehr mich meiner roͤthe ſchaͤmen;
Auch acht’ ich/ eckler ſchatz/ mehr deines ſpottens nicht.
Mein purpur muß bey dir veraͤchtlich kupfer heißen;
Ob aber wol mein ertzt kein goͤldner fuͤrnis deckt/
So pruͤfe meine treu/ ich werde zwar nicht gleiſſen/
Doch zeigen/ daß auch gold in meinem kupfer ſteckt.
Der gold- und ſilber-ſchein kan leicht den kaͤufer truͤgen/
Wer tauſcht vor kupfer gold/ das ſilber-ertzt vor bley?
Jch geh’ gerade zu/ ich will dir gar nicht luͤgen/
Beſihe was mein ſchatz und was mein reichthum ſey.
Geſetzt/ ich habe nichts denn kupfer aufzuſetzen/
Genug/ daß kupfer auch kan gelt und gangbar ſeyn;
Die kupfer-groſchen ſind die ſchlimſten nicht zu ſchaͤtzen/
Um ſolche wechſelt man auch oft ducaten ein.
Verachteſt du bey mir die funckelnden rubinen/
Und ſprichſt: ach waͤr das geld an cryſtallin gewandt!
So lerne was dir dient/ mein ſchatz/ und laß dir dienen/
Der koͤſtliche rubin folgt nechſt dem diamant.
Seh ich dir feurig aus/ ſo kuͤhle meine flammen/
Und oͤfne deinen bach/ daraus mir labſal rinnt;
Sonſt wird uns beyderſeits der tadel-ſpruch verdammen/
Daß ich zu hitzig bin/ und du zu kalt geſinnt.
Ja du haſt ſelbſt in mir den Aetna angeleget/
Der flammen uͤber ſich durch naſ’ und augen ſtreut:
Du biſt Enceladus/ der meine bruſt beweget/
Und die verborgne glut in mein geſichte ſpeyt.
Laß
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[61/0077] Galante Gedichte. Es mag die gantze welt die ſchwartzen augen preiſen/ Es hebe wer da will derſelben ruhm empor! Weit ſchoͤner koͤnnen ſich die rothen lippen weiſen/ Denn dieſe gehen auch den weiſſen bruͤſten vor. Wer fruͤhlings-roſen bricht/ der wil die roͤthſten haben; Des ſommers leſen wir die rothen beeren ab; Die rothe aͤpfel ſind des reifen herbſtes gaben; Der todte winter iſt ein allgemeines grab. So mag den vorzug denn die rothe farbe nehmen/ Weil himmel und natur nebſt menſchen ſie verſpricht: Und ich will nimmermehr mich meiner roͤthe ſchaͤmen; Auch acht’ ich/ eckler ſchatz/ mehr deines ſpottens nicht. Mein purpur muß bey dir veraͤchtlich kupfer heißen; Ob aber wol mein ertzt kein goͤldner fuͤrnis deckt/ So pruͤfe meine treu/ ich werde zwar nicht gleiſſen/ Doch zeigen/ daß auch gold in meinem kupfer ſteckt. Der gold- und ſilber-ſchein kan leicht den kaͤufer truͤgen/ Wer tauſcht vor kupfer gold/ das ſilber-ertzt vor bley? Jch geh’ gerade zu/ ich will dir gar nicht luͤgen/ Beſihe was mein ſchatz und was mein reichthum ſey. Geſetzt/ ich habe nichts denn kupfer aufzuſetzen/ Genug/ daß kupfer auch kan gelt und gangbar ſeyn; Die kupfer-groſchen ſind die ſchlimſten nicht zu ſchaͤtzen/ Um ſolche wechſelt man auch oft ducaten ein. Verachteſt du bey mir die funckelnden rubinen/ Und ſprichſt: ach waͤr das geld an cryſtallin gewandt! So lerne was dir dient/ mein ſchatz/ und laß dir dienen/ Der koͤſtliche rubin folgt nechſt dem diamant. Seh ich dir feurig aus/ ſo kuͤhle meine flammen/ Und oͤfne deinen bach/ daraus mir labſal rinnt; Sonſt wird uns beyderſeits der tadel-ſpruch verdammen/ Daß ich zu hitzig bin/ und du zu kalt geſinnt. Ja du haſt ſelbſt in mir den Aetna angeleget/ Der flammen uͤber ſich durch naſ’ und augen ſtreut: Du biſt Enceladus/ der meine bruſt beweget/ Und die verborgne glut in mein geſichte ſpeyt. Laß

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/77>, abgerufen am 22.11.2024.