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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Galante Gedichte.
Ein kupferhändler an seine liebste.
C. S. L.
DU tadelst/ eckler schatz/ nur immer meinen spiegel/
Der/ wie du spöttisch sagst/ dir gar zu feurig scheint:
Jn deinen augen gleich ich einem kupfer-tiegel/
Mir selber bistu gut/ nur meiner röthe feind.
Es häufft ja deine brust auf schnee carfunckel-spitzen/
Es schliessen deinen halß corallen-bänder ein;
Und doch soll kein rubin auf meinen wangen blitzen/
Und ich muß dir zum spott ein jubilirer seyn.
Wie ärgert dich so sehr mein züchtiges gesichte/
Das angebohrne scham mit purpur überfärbt!
Liebstu die erbarkeit/ so hasse nicht die früchte/
Denn beydes hab' ich gleich vom vater angeerbt.
Wie kan mein scharlach doch so übel dir gefallen?
Es sticht zinober ja die andern farben weg;
Dem purpur bleibet doch der vorzug unter allen;
Wer in das rothe trift/ der fehlet nicht den zweck.
Aurora pfleget sich mit purpur auszukleiden/
Wenn ihr beflammter glantz die finstre nacht verzehrt.
Der regenbogen kan das licht der augen weiden/
Wenn dessen bunter creyß den trüben himmel klärt.
Wer wolte den Vulcan deßwegen heßlich nennen/
Dieweil er feuer-roth in seiner schmide schwitzt?
Wer wolte nicht den Mars vor einen gott erkennen/
Wenn sein befärbtes kleid der feinde blut besprützt?
Was war wol lieblicher und schöner anzusehen/
Als da der rosen-dorn der Venus fuß verletzt:
Als auf der marmol-haut ein sanfter riß geschehen/
Jndem ihr schneller fuß dem buhlen nachgesetzt?
Es zeigt gesundes blut der geister kraft und wesen/
Und das gesunde blut ist anders nicht als roth.
Wird solches angeschwärtzt/ so sucht man zu genesen.
Und ist es gar erstarrt/ so deutet es den tod.
Es
Galante Gedichte.
Ein kupferhaͤndler an ſeine liebſte.
C. S. L.
DU tadelſt/ eckler ſchatz/ nur immer meinen ſpiegel/
Der/ wie du ſpoͤttiſch ſagſt/ dir gar zu feurig ſcheint:
Jn deinen augen gleich ich einem kupfer-tiegel/
Mir ſelber biſtu gut/ nur meiner roͤthe feind.
Es haͤufft ja deine bruſt auf ſchnee carfunckel-ſpitzen/
Es ſchlieſſen deinen halß corallen-baͤnder ein;
Und doch ſoll kein rubin auf meinen wangen blitzen/
Und ich muß dir zum ſpott ein jubilirer ſeyn.
Wie aͤrgert dich ſo ſehr mein zuͤchtiges geſichte/
Das angebohrne ſcham mit purpur uͤberfaͤrbt!
Liebſtu die erbarkeit/ ſo haſſe nicht die fruͤchte/
Denn beydes hab’ ich gleich vom vater angeerbt.
Wie kan mein ſcharlach doch ſo uͤbel dir gefallen?
Es ſticht zinober ja die andern farben weg;
Dem purpur bleibet doch der vorzug unter allen;
Wer in das rothe trift/ der fehlet nicht den zweck.
Aurora pfleget ſich mit purpur auszukleiden/
Wenn ihr beflammter glantz die finſtre nacht verzehrt.
Der regenbogen kan das licht der augen weiden/
Wenn deſſen bunter creyß den truͤben himmel klaͤrt.
Wer wolte den Vulcan deßwegen heßlich nennen/
Dieweil er feuer-roth in ſeiner ſchmide ſchwitzt?
Wer wolte nicht den Mars vor einen gott erkennen/
Wenn ſein befaͤrbtes kleid der feinde blut beſpruͤtzt?
Was war wol lieblicher und ſchoͤner anzuſehen/
Als da der roſen-dorn der Venus fuß verletzt:
Als auf der marmol-haut ein ſanfter riß geſchehen/
Jndem ihr ſchneller fuß dem buhlen nachgeſetzt?
Es zeigt geſundes blut der geiſter kraft und weſen/
Und das geſunde blut iſt anders nicht als roth.
Wird ſolches angeſchwaͤrtzt/ ſo ſucht man zu geneſen.
Und iſt es gar erſtarrt/ ſo deutet es den tod.
Es
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[60/0076] Galante Gedichte. Ein kupferhaͤndler an ſeine liebſte. C. S. L. DU tadelſt/ eckler ſchatz/ nur immer meinen ſpiegel/ Der/ wie du ſpoͤttiſch ſagſt/ dir gar zu feurig ſcheint: Jn deinen augen gleich ich einem kupfer-tiegel/ Mir ſelber biſtu gut/ nur meiner roͤthe feind. Es haͤufft ja deine bruſt auf ſchnee carfunckel-ſpitzen/ Es ſchlieſſen deinen halß corallen-baͤnder ein; Und doch ſoll kein rubin auf meinen wangen blitzen/ Und ich muß dir zum ſpott ein jubilirer ſeyn. Wie aͤrgert dich ſo ſehr mein zuͤchtiges geſichte/ Das angebohrne ſcham mit purpur uͤberfaͤrbt! Liebſtu die erbarkeit/ ſo haſſe nicht die fruͤchte/ Denn beydes hab’ ich gleich vom vater angeerbt. Wie kan mein ſcharlach doch ſo uͤbel dir gefallen? Es ſticht zinober ja die andern farben weg; Dem purpur bleibet doch der vorzug unter allen; Wer in das rothe trift/ der fehlet nicht den zweck. Aurora pfleget ſich mit purpur auszukleiden/ Wenn ihr beflammter glantz die finſtre nacht verzehrt. Der regenbogen kan das licht der augen weiden/ Wenn deſſen bunter creyß den truͤben himmel klaͤrt. Wer wolte den Vulcan deßwegen heßlich nennen/ Dieweil er feuer-roth in ſeiner ſchmide ſchwitzt? Wer wolte nicht den Mars vor einen gott erkennen/ Wenn ſein befaͤrbtes kleid der feinde blut beſpruͤtzt? Was war wol lieblicher und ſchoͤner anzuſehen/ Als da der roſen-dorn der Venus fuß verletzt: Als auf der marmol-haut ein ſanfter riß geſchehen/ Jndem ihr ſchneller fuß dem buhlen nachgeſetzt? Es zeigt geſundes blut der geiſter kraft und weſen/ Und das geſunde blut iſt anders nicht als roth. Wird ſolches angeſchwaͤrtzt/ ſo ſucht man zu geneſen. Und iſt es gar erſtarrt/ ſo deutet es den tod. Es

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/76>, abgerufen am 22.11.2024.