Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Galante Gedichte. Auff die schwartzen augen derMarilis. 1. WAs ist das schwartze doch/ mein kind/Das sich in deinen augen findt? Sag/ ob ich irre/ wann mich düncket/ Daß dir das ferne Morenland So schwartze farben zugesandt/ Mit welchen du dein aug geschmincket. 2. Der schönen augen schwartze prachtEntwirfft das bild der mitternacht/ Die solch unsichtbar eisen nehret; Zu dem sich stetig der magnet Verliebter welt und seelen dreht/ Und gleichsam wie gezwungen kehret. 3. Wie aber wird mir umb das hertz?Bey diesen augen ist kein schertz/ Jch sehe dunckle wolcken blitzen/ Jch sehe sonnen in der nacht Und spüre/ daß mit aller macht Auch ausgelöschte kohlen hitzen. 4. O schwartzes aug/ so alles brennt!O nacht/ die selbst die sonne blendt! O finsterniß bey stetem lichte! O licht bey dicker finsterniß! Wo bleib ich/ meine Marilis/ Forthin vor deinem angesichte? Ein
Galante Gedichte. Auff die ſchwartzen augen derMarilis. 1. WAs iſt das ſchwartze doch/ mein kind/Das ſich in deinen augen findt? Sag/ ob ich irre/ wann mich duͤncket/ Daß dir das ferne Morenland So ſchwartze farben zugeſandt/ Mit welchen du dein aug geſchmincket. 2. Der ſchoͤnen augen ſchwartze prachtEntwirfft das bild der mitternacht/ Die ſolch unſichtbar eiſen nehret; Zu dem ſich ſtetig der magnet Verliebter welt und ſeelen dreht/ Und gleichſam wie gezwungen kehret. 3. Wie aber wird mir umb das hertz?Bey dieſen augen iſt kein ſchertz/ Jch ſehe dunckle wolcken blitzen/ Jch ſehe ſonnen in der nacht Und ſpuͤre/ daß mit aller macht Auch ausgeloͤſchte kohlen hitzen. 4. O ſchwartzes aug/ ſo alles brennt!O nacht/ die ſelbſt die ſonne blendt! O finſterniß bey ſtetem lichte! O licht bey dicker finſterniß! Wo bleib ich/ meine Marilis/ Forthin vor deinem angeſichte? Ein
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Galante Gedichte.
Auff die ſchwartzen augen derMarilis. 1.
WAs iſt das ſchwartze doch/ mein kind/
Das ſich in deinen augen findt?
Sag/ ob ich irre/ wann mich duͤncket/
Daß dir das ferne Morenland
So ſchwartze farben zugeſandt/
Mit welchen du dein aug geſchmincket.
2.
Der ſchoͤnen augen ſchwartze pracht
Entwirfft das bild der mitternacht/
Die ſolch unſichtbar eiſen nehret;
Zu dem ſich ſtetig der magnet
Verliebter welt und ſeelen dreht/
Und gleichſam wie gezwungen kehret.
3.
Wie aber wird mir umb das hertz?
Bey dieſen augen iſt kein ſchertz/
Jch ſehe dunckle wolcken blitzen/
Jch ſehe ſonnen in der nacht
Und ſpuͤre/ daß mit aller macht
Auch ausgeloͤſchte kohlen hitzen.
4.
O ſchwartzes aug/ ſo alles brennt!
O nacht/ die ſelbſt die ſonne blendt!
O finſterniß bey ſtetem lichte!
O licht bey dicker finſterniß!
Wo bleib ich/ meine Marilis/
Forthin vor deinem angeſichte?
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