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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

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Verliebte Gedichte.
6.
Jch bleibe dein/ biß daß mein geist
Aus meinem reinem hertzen reist/
Biß man mich wird zur leiche machen.
Laß Sylvia mein tausend-schön
Mich nur bey deinen rosen stehn/
So will ich aller dornen lachen.


An die Florette.
B. N.
FLorette soll ich denn in flammen untergehn?
Jst nichts als kalter schnee in deiner brust zu finden?
Kan sich dein purpur-munb mit hitze nicht verbinden?
Und sieht man auch den neyd auff reinen wangen stehn?
Ach! schaue dich doch selbst mit andern augen an!
Der schönheit fürniß kan nicht ewig farbe fassen/
Dein schimrend waßer wird/ wie trübe glut/ erblassen;
Denn iede stunde zeigt/ wie sie dir trotzen kan.
Was heute carmasin und scharlach überdeckt/
Wo muschel und corall um alabaster gläntzen/
Was himmel und natur mit rosen-schein umkräntzen/
Wird morgen durch das gifft der trüben zeit befleckt.
Der frühling wird dir nicht stets um die lippen stehn/
Der beste nelcken-strauch wird endlich hingerißen/
Und deine blumen sind nur flüchtige nareißen/
Die heute prächtig blühn/ und morgen untergehn.
Dem sommer folgt der herbst/ dem herbste winters-zeit/
Florette dencke selbst/ wie deine früchte reiffen;
Ach! laß sie/ werthe/ doch den winter nicht ergreiffen/
Ein frischer apfel giebt die beste liebligkeit.
Schleuß deinen garten auff/ weil dich der himmel liebt/
Ein rebenstock ist ja für menschen aufgeschoßen/
Was hilfft ein süsser trunck/ der keinen mund befloßen?
Was nützt granaten-frucht/ die keine kerne giebt?
Ein
Verliebte Gedichte.
6.
Jch bleibe dein/ biß daß mein geiſt
Aus meinem reinem hertzen reiſt/
Biß man mich wird zur leiche machen.
Laß Sylvia mein tauſend-ſchoͤn
Mich nur bey deinen roſen ſtehn/
So will ich aller dornen lachen.


An die Florette.
B. N.
FLorette ſoll ich denn in flammen untergehn?
Jſt nichts als kalter ſchnee in deiner bruſt zu finden?
Kan ſich dein purpur-munb mit hitze nicht verbinden?
Und ſieht man auch den neyd auff reinen wangen ſtehn?
Ach! ſchaue dich doch ſelbſt mit andern augen an!
Der ſchoͤnheit fuͤrniß kan nicht ewig farbe faſſen/
Dein ſchimrend waßer wird/ wie truͤbe glut/ erblaſſen;
Denn iede ſtunde zeigt/ wie ſie dir trotzen kan.
Was heute carmaſin und ſcharlach uͤberdeckt/
Wo muſchel und corall um alabaſter glaͤntzen/
Was himmel und natur mit roſen-ſchein umkraͤntzen/
Wird morgen durch das gifft der truͤben zeit befleckt.
Der fruͤhling wird dir nicht ſtets um die lippen ſtehn/
Der beſte nelcken-ſtrauch wird endlich hingerißen/
Und deine blumen ſind nur fluͤchtige nareißen/
Die heute praͤchtig bluͤhn/ und morgen untergehn.
Dem ſommer folgt der herbſt/ dem herbſte winters-zeit/
Florette dencke ſelbſt/ wie deine fruͤchte reiffen;
Ach! laß ſie/ werthe/ doch den winter nicht ergreiffen/
Ein friſcher apfel giebt die beſte liebligkeit.
Schleuß deinen garten auff/ weil dich der himmel liebt/
Ein rebenſtock iſt ja fuͤr menſchen aufgeſchoßen/
Was hilfft ein ſuͤſſer trunck/ der keinen mund befloßen?
Was nuͤtzt granaten-frucht/ die keine kerne giebt?
Ein
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[74/0090] Verliebte Gedichte. 6. Jch bleibe dein/ biß daß mein geiſt Aus meinem reinem hertzen reiſt/ Biß man mich wird zur leiche machen. Laß Sylvia mein tauſend-ſchoͤn Mich nur bey deinen roſen ſtehn/ So will ich aller dornen lachen. An die Florette. B. N. FLorette ſoll ich denn in flammen untergehn? Jſt nichts als kalter ſchnee in deiner bruſt zu finden? Kan ſich dein purpur-munb mit hitze nicht verbinden? Und ſieht man auch den neyd auff reinen wangen ſtehn? Ach! ſchaue dich doch ſelbſt mit andern augen an! Der ſchoͤnheit fuͤrniß kan nicht ewig farbe faſſen/ Dein ſchimrend waßer wird/ wie truͤbe glut/ erblaſſen; Denn iede ſtunde zeigt/ wie ſie dir trotzen kan. Was heute carmaſin und ſcharlach uͤberdeckt/ Wo muſchel und corall um alabaſter glaͤntzen/ Was himmel und natur mit roſen-ſchein umkraͤntzen/ Wird morgen durch das gifft der truͤben zeit befleckt. Der fruͤhling wird dir nicht ſtets um die lippen ſtehn/ Der beſte nelcken-ſtrauch wird endlich hingerißen/ Und deine blumen ſind nur fluͤchtige nareißen/ Die heute praͤchtig bluͤhn/ und morgen untergehn. Dem ſommer folgt der herbſt/ dem herbſte winters-zeit/ Florette dencke ſelbſt/ wie deine fruͤchte reiffen; Ach! laß ſie/ werthe/ doch den winter nicht ergreiffen/ Ein friſcher apfel giebt die beſte liebligkeit. Schleuß deinen garten auff/ weil dich der himmel liebt/ Ein rebenſtock iſt ja fuͤr menſchen aufgeſchoßen/ Was hilfft ein ſuͤſſer trunck/ der keinen mund befloßen? Was nuͤtzt granaten-frucht/ die keine kerne giebt? Ein

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/90>, abgerufen am 22.11.2024.