Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.verliebte Arien. Sie nimmt Abschied von ihrem geliebten Philadon. 1. DEr himmel pflantzet mein gelückeNumehr an einen andern ort/ Und darum folg ich seinem blicke/ Und geh von dir mein schäffer fort/ Gleich da der sanffte frühlings-wind Der blüten junge knospen küsset; Und da den winter uns versüsset/ Ein angenehmes blumen-kind. 2. Der winter zwar in meinem hertzen/Da es noch lauter wehmuht schneit/ Vermehret sich durch abzugs-schmertzen/ Und fühlet keine frühlings freud/ Weil ich die linden lassen muß/ Darunter noch ein schäffer bleibet/ Dem sich mein hertze treu verschreibet/ Durch diesen letzten abschieds-kuß. 3. Nun dieser mischet sich mit thränen/Er schmeckt nach bittern wermuht-safft; Der mund verliehrt die lust durch sehnen/ Durch ach! und seufftzer seine krafft/ Der wangen rosen werden blaß/ Die augen die an deinen blicken/ Mein schatz/ sich könten offt erqvicken/ Die sind von vielen thränen naß. Der G 2
verliebte Arien. Sie nimmt Abſchied von ihrem geliebten Philadon. 1. DEr himmel pflantzet mein geluͤckeNumehr an einen andern ort/ Und darum folg ich ſeinem blicke/ Und geh von dir mein ſchaͤffer fort/ Gleich da der ſanffte fruͤhlings-wind Der bluͤten junge knoſpen kuͤſſet; Und da den winter uns verſuͤſſet/ Ein angenehmes blumen-kind. 2. Der winter zwar in meinem hertzen/Da es noch lauter wehmuht ſchneit/ Vermehret ſich durch abzugs-ſchmertzen/ Und fuͤhlet keine fruͤhlings freud/ Weil ich die linden laſſen muß/ Darunter noch ein ſchaͤffer bleibet/ Dem ſich mein hertze treu verſchreibet/ Durch dieſen letzten abſchieds-kuß. 3. Nun dieſer miſchet ſich mit thraͤnen/Er ſchmeckt nach bittern wermuht-ſafft; Der mund verliehrt die luſt durch ſehnen/ Durch ach! und ſeufftzer ſeine krafft/ Der wangen roſen werden blaß/ Die augen die an deinen blicken/ Mein ſchatz/ ſich koͤnten offt erqvicken/ Die ſind von vielen thraͤnen naß. Der G 2
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verliebte Arien.
Sie nimmt Abſchied von ihrem
geliebten Philadon.
1.
DEr himmel pflantzet mein geluͤcke
Numehr an einen andern ort/
Und darum folg ich ſeinem blicke/
Und geh von dir mein ſchaͤffer fort/
Gleich da der ſanffte fruͤhlings-wind
Der bluͤten junge knoſpen kuͤſſet;
Und da den winter uns verſuͤſſet/
Ein angenehmes blumen-kind.
2.
Der winter zwar in meinem hertzen/
Da es noch lauter wehmuht ſchneit/
Vermehret ſich durch abzugs-ſchmertzen/
Und fuͤhlet keine fruͤhlings freud/
Weil ich die linden laſſen muß/
Darunter noch ein ſchaͤffer bleibet/
Dem ſich mein hertze treu verſchreibet/
Durch dieſen letzten abſchieds-kuß.
3.
Nun dieſer miſchet ſich mit thraͤnen/
Er ſchmeckt nach bittern wermuht-ſafft;
Der mund verliehrt die luſt durch ſehnen/
Durch ach! und ſeufftzer ſeine krafft/
Der wangen roſen werden blaß/
Die augen die an deinen blicken/
Mein ſchatz/ ſich koͤnten offt erqvicken/
Die ſind von vielen thraͤnen naß.
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