Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Galante und Als Rosette zur Ader gelassen. 1. NEulich kam ich zu RosettenAls sie lag in ihrem bettgen Kranck an sinnen/ wie halb tod/ Jhre rotgefärbte wangen/ Waren gantz und gar vergangen Nur ein bißgen sah ich roth. 2. Jhr haar das war auffgeschlagen/Und die lieben geister lagen/ Unter der entseelten brust: Was sich sonsten hat verstecket/ War ihr bloß und auffgedecket/ Unlust kam mir an vor lust. 3. Jch besah sie forn und hinden/Konte gleichwohl nichts nicht finden Daß ihr etwann tödlich war; Jch begrieff ihr puls und hände Da sprach sie so gar behende Ach! wer ist denn bey mir da: 4. Ach! mein schönstes kind! Rosettgen!Rieff ich zu ihr in das bettgen/ Wie liegst du so seltsam hier? Nicht ein wörtgen sprach sie wieder/ Schlug die augen auff und nieder/ Regte sich auch nichts an ihr. 5. Jch mich nun annehmend ihrer/Lieff alsbald hin zum balbirer Der
Galante und Als Roſette zur Ader gelaſſen. 1. NEulich kam ich zu RoſettenAls ſie lag in ihrem bettgen Kranck an ſinnen/ wie halb tod/ Jhre rotgefaͤrbte wangen/ Waren gantz und gar vergangen Nur ein bißgen ſah ich roth. 2. Jhr haar das war auffgeſchlagen/Und die lieben geiſter lagen/ Unter der entſeelten bruſt: Was ſich ſonſten hat verſtecket/ War ihr bloß und auffgedecket/ Unluſt kam mir an vor luſt. 3. Jch beſah ſie forn und hinden/Konte gleichwohl nichts nicht finden Daß ihr etwann toͤdlich war; Jch begrieff ihr puls und haͤnde Da ſprach ſie ſo gar behende Ach! wer iſt denn bey mir da: 4. Ach! mein ſchoͤnſtes kind! Roſettgen!Rieff ich zu ihr in das bettgen/ Wie liegſt du ſo ſeltſam hier? Nicht ein woͤrtgen ſprach ſie wieder/ Schlug die augen auff und nieder/ Regte ſich auch nichts an ihr. 5. Jch mich nun annehmend ihrer/Lieff alsbald hin zum balbirer Der
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Galante und
Als Roſette zur Ader gelaſſen.
1.
NEulich kam ich zu Roſetten
Als ſie lag in ihrem bettgen
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Jhre rotgefaͤrbte wangen/
Waren gantz und gar vergangen
Nur ein bißgen ſah ich roth.
2.
Jhr haar das war auffgeſchlagen/
Und die lieben geiſter lagen/
Unter der entſeelten bruſt:
Was ſich ſonſten hat verſtecket/
War ihr bloß und auffgedecket/
Unluſt kam mir an vor luſt.
3.
Jch beſah ſie forn und hinden/
Konte gleichwohl nichts nicht finden
Daß ihr etwann toͤdlich war;
Jch begrieff ihr puls und haͤnde
Da ſprach ſie ſo gar behende
Ach! wer iſt denn bey mir da:
4.
Ach! mein ſchoͤnſtes kind! Roſettgen!
Rieff ich zu ihr in das bettgen/
Wie liegſt du ſo ſeltſam hier?
Nicht ein woͤrtgen ſprach ſie wieder/
Schlug die augen auff und nieder/
Regte ſich auch nichts an ihr.
5.
Jch mich nun annehmend ihrer/
Lieff alsbald hin zum balbirer
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